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Kampf ums Holz: Sägewerke bekommen keinen Nachschub

Kampf ums Holz

Sägewerke bekommen keinen Nachschub

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    Das Unternehmen Klausner in Landsberg. Bild: Jordan
    Das Unternehmen Klausner in Landsberg. Bild: Jordan

    Die Sägewerksbranche ist in Aufruhr. Es gibt kein Holz mehr, der Markt ist leer gefegt. Heggenstaller in Unterbernbach (Kreis Aichach-Friedberg) arbeitet seit ein paar Wochen kurz. Pröbstl in Fuchstal-Asch (Kreis Landsberg) arbeitet mit einer Kapazitätsauslastung von 60 Prozent. Weiter verschärft wird die Lage nun, weil das Landsberger Großsägewerk Klausner im September den Vollbetrieb wieder aufnehmen will. Es stand nach dem Zusammenbruch des US-Marktes über ein Jahr still.

    Inzwischen wurde das Werk von dem russischen Konzern Ilim Timber gekauft - mitsamt dem Holzliefervertrag, den das Forstministerium 2005 mit Klausner abgeschlossen hat. Das im Zuge der umstrittenen Forstreform neugegründete Waldunternehmen Bayerische Staatsforsten sollte abgesichert an den Start gehen. Und da beginnt das Problem. Der Fünfjahresvertrag umfasst äußerst günstige Konditionen. Für den Festmeter Holz (das entspricht eineinhalb bis zwei erntereifen Fichten) zahlt Klausner 60 Euro. Dazu kommt eine Verlängerungsoption um weitere fünf Jahre.

    Während das Klausner-Werk in Landsberg stillstand, konnten die Bayerischen Staatsforsten andere Sägewerke wie Pröbstl, das nur zehn Kilometer entfernt liegt, und Heggenstaller mit Holz beliefern - und zwar zum aktuellen Marktpreis, der bei 80 bis 90 Euro pro Festmeter liegt. Mit steigender Tendenz.

    Nun müssen die Staatsforsten ihren Vertrag wieder erfüllen. Das heißt 500 000 Festmeter im Jahr für Klausner/Ilim Timber. "Dem Steuerzahler gehen zehn Millionen Euro verloren", empört sich Michael Siller, bei Pröbstl zuständig für den Rundholzeinkauf. Bereits jetzt bringen pro Tag 25 Lkw Holz (jeweils 28 Festmeter) nach Landsberg. Es kommt aus einem Umkreis von 80 bis 100 Kilometer. Es wird ein Vorrat aufgebaut, damit die Sägen im September anlaufen können.

    Dieses Holz fehlt natürlich jetzt den anderen Sägewerken in der Region. Bei Heggenstaller beispielsweise bricht jetzt die Hälfte weg, sagt Geschäftsführer Ulrich Feuersinger. Der Verband der Holzwirtschaft ist bereits in München vorstellig geworden, berichtet Geschäftsführer Jochen Winning. Die Forderung liegt auf dem Tisch: es muss mehr Holz her. Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium sollen dafür sorgen, dass die Notlage abgefedert wird. Soll heißen: Die Staatsforsten, die den 800 000 Hektar großen bayerischen Staatswald bewirtschaften, sollen mehr einschlagen oder die Quote anderer Sägewerke drosseln. Ein politisch hochbrisantes Thema. Hinter den Kulissen ist die Stimmung gereizt. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner muss ausbaden, was sein Vorgänger Josef Miller (beide CSU) damals politisch verantwortet hat.

    Inzwischen soll den beiden Ministerien ein Gutachten vorliegen, das die Firma Pröbstl in Auftrag gegeben hat. Der Passauer Professor Michael Schweitzer und der Frankfurter Professor Hans-Georg Kamann kommen zu dem Schluss, dass der umstrittene Vertrag der Staatsforsten mit Klausner nichtig sei. Er verstoße gegen gesetzliche Regelungen. Bei den Vereinbarungen, so die Gutachter, handle es sich um unzulässige Beihilfen durch den Staat.

    Doch woher soll das Holz kommen? Die Privatwaldbesitzer können nicht gezwungen werden, mehr Holz einzuschlagen. Obwohl es hier definitiv große Vorräte gibt, die nicht genutzt werden. Doch wer jetzt kein Geld braucht, lässt die Bäume eben im Wald. Er ist die Sparkasse des Waldbesitzers. Auf der Bank bekommt er ohnehin kaum Zinsen. Und im Wald hat er einen Wertzuwachs.

    Franz Seitz, Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwaben, sieht noch einen anderen Grund für den Engpass auf dem Holzmarkt: Früher hatten wir eine mittelständische Struktur von Sägern. Mit Klausner und Binder in Kösching bei Ingolstadt kamen zwei Großbetriebe, die gewaltige Mengen wegsaugen. "Die Kapazität ist aus der Region nicht zu bedienen."

    Dazu kommt der enorme Bedarf der Hackschnitzel-Heizkraftwerke. Er sieht die Entwicklung aus Sicht der Waldbesitzer positiv. Der Rohstoff Holz ist wieder gefragt - als Baustoff und energetisch.

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