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Kempten: Schießerei im Zug: Die Verletzten sind außer Lebensgefahr

Kempten

Schießerei im Zug: Die Verletzten sind außer Lebensgefahr

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    Die Ermittlungen zum Tathergang laufen auch Hochtouren.
    Die Ermittlungen zum Tathergang laufen auch Hochtouren. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa

    Einen Tag nach der Schießerei in einem voll besetzten Zug im Allgäu laufen die Ermittlungen zum Tathergang auf Hochtouren. "Zur Sache können wir zum jetzigen Zeitpunkt nichts weiter sagen. Die Ermittlungen gehen weiter", erklärte Kemptens Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Pollert am Samstag.

    Nach Angaben von Pollert sind die Verletzten außer Lebensgefahr. Zu weiteren Details - etwa dem Verlust einer Dienstwaffe eines Bundespolizisten - wollte er sich nicht äußern. Da auch ein zufällig anwesender Beamter des Landeskriminalamtes an dem Schusswechsel beteiligt war, wurde das Polizeipräsidium München mit der weiteren Bearbeitung beauftragt. Die Bahnstrecke München-Kempten ist wegen Ermittlungsarbeiten der Polizei bis zum Samstagmittag gesperrt.

    Das passierte am Freitag im Zug

    Als der Alex-Zug am Freitag um 13.19 Uhr den Münchener Hauptbahnhof in Richtung Allgäu verließ, dachte wohl keiner der Fahrgäste, dass er in der nächsten Stunde Zeuge eines Verbrechens werden würde.

    „Ich saß im Bistrowagen und döste vor mich hin“, erzählt Michael Borth aus Sonthofen. Dann habe er plötzlich Schüsse gehört, sie zunächst aber nicht in Verbindung mit irgendeiner Auseinandersetzung gebracht. Erst, als der Zugbegleiter eine Lautsprecherdurchsage machte, sei ihm der Ernst der Lage klar geworden, schildert der Ingenieur aus Sonthofen. Die Fahrgäste wurden aufgefordert, sich in den hinteren Teil des Zuges zu begeben.

    Zug im Allgäu: Plötzlich schoss einer auf Polizisten

    Kurz zuvor, gegen 14.30 Uhr, war es zu dem Zwischenfall im vorderen Zugteil gekommen, als zwei Bundespolizisten zwei 20 und 44 Jahre alte Fahrgäste kontrollieren wollten. Der Jüngere war wegen räuberischen Diebstahls zur Fahndung ausgeschrieben. Er sollte eine Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten absitzen. Plötzlich schoss einer der Männer – sie sollen aus Russland und Kasachstan stammen – auf den 44-jährigen Bundespolizisten. Ein 36-jähriger Beamter des Landeskriminalamtes, der zufällig im Zug saß, hörte die Schüsse – und feuerte selbst mehrmals auf den Schützen.

    Menschen sprangen in Panik aus dem Zug

    Viele Fahrgäste seien in diesem Moment in den hinteren Zugteil geflüchtet, schildert eine Augenzeugin. Dabei soll es zu panikartigen Situationen gekommen sein. Der Zug fuhr zunächst weiter, legte dann aber hinter Günzach einen Nothalt ein. Nachdem die Türen geöffnet wurden, seien viele Menschen aus dem Zug gesprungen und in die umliegenden Wälder gelaufen. Nachdem der Zug seine Fahrt fortsetzte, habe es erneut eine Durchsage des Personals gegeben: „Sie sind in Sicherheit.“

    Kurz vor Kempten will die Zeugin dann erneut Schüsse gehört haben. Der Zugbegleiter habe am Bahnhof Kempten gegen 14.50 Uhr die Fahrgäste aufgefordert, rasch auszusteigen. Offensichtlich hatten zu diesem Zeitpunkt noch viele Reisende große Angst, dass der oder die Täter sich noch in nächster Umgebung aufhalten könnten.

    Einer der Täter wurde offenbar von Zug überrollt

    Großalarm wird zu dieser Zeit bei Rettungskräften, Polizei und Feuerwehr ausgelöst. „Wir haben alles aufgeboten, was geht“, erklärt ein Beamter. Sanitäter bringen die beiden verletzten Bundespolizisten, 44 und 57 Jahre, in Rettungswagen. Spezialeinsatzkräfte der Polizei beteiligen sich an der Suche nach den Tätern, die zu diesem Zeitpunkt noch auf freiem Fuß vermutet werden. Eine Stunde später wird eine Leiche an der Bahnstrecke bei Günzach gefunden. Bald ist der Polizei klar: Es handelt sich um einen der Täter. Kurz darauf wird auch der 44-jährige Täter gefunden: Er liegt schwer verletzt in der Nähe der Bahngleise bei Günzach. Vermutlich hatten beide versucht, aus dem fahrenden Zug zu springen. Dabei wurde der 20-Jährige offenbar überrollt und tödlich verletzt, so die Polizei. Zudem finden die Ermittler bei ihrer Suche zwei Waffen – eine davon gehört einem der beiden Bundespolizisten.

    Trotz dieser Informationen: Auf viele Fragen gab es bis Freitagabend keine Antwort: Das reicht von der Zahl der abgefeuerten Schüsse bis zu den genauen Todesumständen des 20-Jährigen.

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