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Pokémon Go: So bereiten sich Schulen auf die Pokémon-Sucht vor

Pokémon Go

So bereiten sich Schulen auf die Pokémon-Sucht vor

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    Viele Schüler nutzten die Sommerferien ausgiebig zur Pokémon-Jagd. Zum Beginn des neuen Schuljahres befürchten viele nun, dass die Schüler auch im Unterricht spielen.
    Viele Schüler nutzten die Sommerferien ausgiebig zur Pokémon-Jagd. Zum Beginn des neuen Schuljahres befürchten viele nun, dass die Schüler auch im Unterricht spielen. Foto: Silas Stein

    Die Mittagspause an der Berufsschule ist vorbei, doch zwei Schüler sitzen nicht im Klassenzimmer. Als die Lehrerin nach ihnen fragt, antworten ihre Mitschüler: „Ach, die sind Pokémon suchen.“ Szenen wie diese gab es in der Region bisher selten. Denn kurz nachdem das weltweit erfolgreiche Smartphone-Spiel Mitte Juli in Deutschland auf den Markt gekommen war, fingen die Ferien an.

    Gefahr von Pokémon Go auf dem Schulweg

    Das ist Pokémon

    Pokémon sind Fantasiewesen in der gleichnamigen Serie von Videospielen. Diese Videospiele verkauften sich weltweit über 200 Millionen Mal. Damit gehört Pokémon zu den erfolgreichsten Produkten der modernen Spieleindustrie.

    Neben dem Videospiel gibt es unter anderem ein Sammelkartenspiel, eine Anime-Fernsehserie sowie die im Juli 2016 herausgebrachte App "Pokémon Go".

    Zudem sind schon einige Kinofilme über Pokémon erschienen.

    So sieht die fiktive Welt aus: Pokémon leben in der Wildnis gemeinsam mit den Menschen. Sie sind Wesen von unterschiedlicher Gestalt und Größe.

    Pokémon werden von Menschen gefangen, die dann ihre Eigentümer, beziehungsweise ihre "Trainer" sind.

    Durch Abenteuer und Training wachsen Pokémon, gewinnen an Erfahrung und werden stärker.

    Meistens schlüpft der Spieler in die Rolle eines jungen Trainers, der von Ort zu Ort reist, um Pokémon zu fangen und zu trainieren.

    In Duellen kämpfen Trainer mit ihren Pokémon-Teams gegeneinander.

    Das Ziel für Pokémon-Spieler ist es, der beste Trainer der Welt zu werden.

    Richard Rühl aber, der als Ministerialbeauftragter die Gymnasien im Gebiet Oberbayern-Ost betreut, warnt schon seit Juli vor Pokémon Go. Er befürchtet, dass Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule mehr auf die App als auf den Verkehr achten. Deshalb ließ er eine Warnung an „seine“ Gymnasien verschicken. Deren Titel: „Lebensgefahr! Pokémon Go.“ Der Brief richtet sich an Lehrer und Eltern. Sie sollen den Kindern erklären, wie bedrohlich es sein kann, auf dem Schulweg Pokémon zu jagen.

    Auch Schulvertreter in anderen Bundesländern machen sich Sorgen. Der Philologenverband in Nordrhein-Westfalen etwa fordert ein Handyverbot an Schulen – zumindest so lange, wie die Hysterie um das Spiel anhält. Denn wer die App samt Handykamera geöffnet hat, sieht auch im Klassenzimmer an jeder Ecke die bunten Figuren, die der Spieler mit virtuellen Bällen bewerfen und einfangen kann.

    Spiel als Anlass, um mit Schülern über Datenschutz zu reden

    Peter Kempf, Ministerialbeauftragter für Schwaben, will nach den Ferien beobachten, wie sehr die Schüler dem Pokémon-Fieber verfallen sind. Erst dann könne man entscheiden, ob „Vorkehrungen“ nötig seien. Kempf kann sich aber vorstellen, „das Thema in der ersten Lehrerkonferenz des neuen Schuljahres zu besprechen“. Verteufeln will er das Spiel nicht. Er animiert Lehrer, Pokémon Go zur Medienerziehung in den Unterricht einzubauen – „zum Beispiel, um darüber aufzuklären, welche Daten vom Anbieter gesammelt werden“.

    Auch das Kultusministerium wertet das Spiel als Anlass, auf Datenschutz-Risiken hinzuweisen. Schüler vor dem Unterricht und in den Pausen von Spielen abzuhalten ist schwer – obwohl Handys in Bayern laut Gesetz auf dem ganzen Schulgelände ausgeschaltet sein müssen. Im Klassenzimmer sei das leichter, sagt Aloisia Wiedenmann vom Schulamt im Kreis Augsburg. „Ist ein Schüler im Unterricht mit dem Handy aktiv, nimmt der Lehrer es ab. Nach Unterrichtsende erhält er das Handy zurück.“

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