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Ebola: So bereitet sich das Klinikum Schwabing auf den Ebola-Ernstfall vor

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So bereitet sich das Klinikum Schwabing auf den Ebola-Ernstfall vor

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    An einer Puppe trainieren Ärzte und Pfleger, was im Fall eines Ebola-Patienten zu tun wäre. Die Sonderisolierstation wird komplett von der Außenwelt abgeriegelt.
    An einer Puppe trainieren Ärzte und Pfleger, was im Fall eines Ebola-Patienten zu tun wäre. Die Sonderisolierstation wird komplett von der Außenwelt abgeriegelt. Foto: Sven Hoppe (dpa)

    Im Ernstfall müsste alles ganz schnell gehen. Vier Stunden dauert es, bis die Sonderisolierstation Schwabing bereit ist für einen Patienten. Kommt der etwa am Münchner Flughafen an, wird er begleitet von einem Polizeikonvoi in einem Spezialfahrzeug der Feuerwehr ins Krankenhaus transportiert – so wie kürzlich der erste Ebola-Patient in Deutschland, der in Hamburg landete.

    Ein Behandlungsplatz für Patienten mit hochansteckenden Krankheiten

    Das Klinikum Schwabing hält drei von deutschlandweit insgesamt 50 Behandlungsplätzen für Patienten mit hochansteckenden Krankheiten bereit. Mit 650 000 Euro jährlich bezuschusst der Freistaat Bayern die Anlage, die in einem Nebengebäude des Schwabinger Krankenhauses stationiert ist.

    Nur einmal in den vergangenen 15 Jahren gab es bisher einen tatsächlichen Krankheitsfall, der dort behandelt wurde: Ein Patient, der an der gefährlichen Lungenkrankheit Sars leidet, wurde in Schwabing eingeliefert. Sonst wurden nur ein paar Verdachtsfälle behandelt: Patienten mit Symptomen von Ehec, Lassa-Fieber oder besonders schlimmen Masern. Ansonsten steht die Station leer. Damit sie dennoch immer einsatzbereit ist, finden regelmäßig Schulungen des Personals statt.

    Vermehrte Zusatzkurse wegen des Ebola-Ausbruchs

    Und die Zahl dieser Trainingseinheiten ist wegen des Ebola-Ausbruchs in Nigeria, Sierra Leone, Guinea und Liberia stark gestiegen, berichten die zuständigen Ärzte. „Es werden in letzter Zeit vermehrt Zusatzkurse angeboten“, sagt Oberarzt Dr. Michael Seilmaier.

    Mindestens einmal pro Woche treffen sich deshalb Ärzte und Krankenpfleger in der Station, um sich in die knallgelben Schutzanzüge zu zwängen. Zwanzig Minuten dauert das Ankleiden. Denn die Anzüge sind aufgeblasen und haben Überdruck, damit selbst bei einem kleinen Loch die Luft nur nach außen strömen würde. Die Mitarbeiter setzen Mikrofone und Kopfhörer auf, ziehen zwei Paar Sicherheitshandschuhe über und stülpen sich einen isolierenden Kopfschutz auf. Eine eigene Sauerstoffversorgung stellt ihre Atmung sicher.

    Komplett von der Außenwelt abgeriegelt

    Der Behandlungsraum selbst ist durch mehrere Schleusen von der Außenwelt abgeschirmt. Auch er verfügt über eine eigene Sauerstoffversorgung. Die Türen zu dem Krankenzimmer lassen sich nur mit viel Kraft öffnen. Denn im Inneren herrscht Unterdruck – damit die Luft im Zweifel nur nach innen strömt. Ansonsten ist das Zimmer eingerichtet „wie eine ganz normale Intensivstation“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Clemens Wendtner.

    Ebola ist nicht mit Medikamenten heilbar. Der Körper muss den Kampf gegen das Virus selbst gewinnen. Doch die Ärzte können ihn dabei unterstützen. Sie können Flüssigkeit und Blutkonserven geben, den Kreislauf stabilisieren und das Fieber senken. Für all das stehen im Klinikum Schwabing die Geräte schon bereit. Das Mittel „ZMapp“, das vor kurzem bei zwei Ebola-Patienten in den USA mit zur Heilung beitrug, sei derzeit nicht mehr lieferbar, sagen die Schwabinger Ärzte. Im Notfall würden sie deshalb wohl auch auf herkömmliche Grippemittel zurückgreifen.

    Schutz der Patienten und der bayerischen Bevölkerung

    Denn im Prinzip könnte in diesen Tagen jederzeit die Meldung kommen, dass ein Ebola-Kranker aus Guinea, Liberia, Sierra Leone oder Nigeria nach Bayern eingeflogen wird und im Klinikum Schwabing behandelt werden muss. Dann soll die Sonderisolierstation nicht nur sicherstellen, dass er die bestmögliche Behandlung erfährt – „sie dient auch dem Schutz der bayerischen Bevölkerung“, sagt Klinikleiter Götz Brodermann.

    Damit im Ernstfall alles reibungslos klappt, hat das Klinikum eine ganze Reihe von Checklisten erarbeitet. Sie kleben an den Wänden der Sonderstation und geben genau vor, was in welcher Reihenfolge zu tun ist.

    Für den Fall, dass mehr als drei Ebola-Patienten zu behandeln wären, würde man auf die Hilfe der anderen Spezialzentren in Deutschland zurückgreifen, sagt Brodermann. Würde auch das nicht reichen, könnten „normale“ Krankenzimmer in der Infektiologie kurzfristig umgewidmet werden.

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

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