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Bayern: So können Menschen in der Region daheim alt werden

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So können Menschen in der Region daheim alt werden

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    Manchmal reicht schon ein Händedruck, ein nettes Gespräch, Zeit für den anderen. Viele Senioren brauchen allerdings mehr Hilfe, sind etwa auf Essenslieferungen angewiesen.
    Manchmal reicht schon ein Händedruck, ein nettes Gespräch, Zeit für den anderen. Viele Senioren brauchen allerdings mehr Hilfe, sind etwa auf Essenslieferungen angewiesen. Foto: Mascha Brichta, dpa

    Ein bisschen erinnert das Konzept an das eines Luxushotels, in dem man sich das Frühstück aufs Zimmer liefern lassen kann. Statt Hotelgäste werden im Landkreis Neu-Ulm aber Senioren mit Brot, Käse, Wurst, Milch oder Obst versorgt. Auch Lachs oder mal ein Fläschchen Rotwein fürs Abendessen können bestellt werden. „Wie bei einem Lieferservice bringen wir die Produkte am Samstag in einer Box zu den Kunden“, sagt Dominik Rommel, Geschäftsführer von Illersenio, der Caritas im Illertal. „Mobile Frische 2.0“ hat er das Projekt getauft, das das schon bekannte Konzept „Essen auf Rädern“ mit einem Frühstücks- und Brotzeitangebot erweitert.

    Die Lieferung der Lebensmittel ist aber nicht alles. Die Mitarbeiter der Caritas schauen sich auch die Kühlschränke der Senioren genauer an, prüfen, ob die geöffnete Milch schon sauer ist, werfen verschimmelte Marmelade weg, stellen die neuen Produkte nach hinten, die älteren nach vorne, damit sie schneller aufgebraucht werden. „Einige Senioren nehmen das alles nicht mehr so genau, vor allem bei einer beginnenden Demenz“, sagt Rommel. „Und es ist ja auch eine Generation, die nichts wegwerfen möchte.“ Noch ist das Projekt in der Aufbauphase – trotzdem kann es schon einen ersten großen Erfolg verzeichnen. „Mobile Frische 2.0“ ist eines der Konzepte, die heute von Bayerns Sozialministerin Emilia Müller mit einem Innovationspreis ausgezeichnet werden.

    „Die meisten älteren Menschen möchten solange es geht in der vertrauten Umgebung wohnen bleiben. Die eigenen vier Wände sind viel mehr als ein Dach über dem Kopf. Sie geben Sicherheit und schenken Vertrauen“, sagt die Ministerin gegenüber unserer Zeitung. „Diesen Wunsch nach einem selbstbestimmen Leben wollen wir erfüllen. Dafür gibt es allerdings keine Patentlösung.“ Mit dem Innovationspreis „Zu Hause daheim“ sollen deshalb neue, kreative Projektideen in den Fokus gerückt werden. In jedem Regierungsbezirk werden drei Konzepte ausgezeichnet. Sie alle beschäftigen sich mit der Frage, wie Senioren so lange wie möglich im eigenen Zuhause – oder zumindest so privat und individuell wie zu Hause – wohnen können.

    Innovationspreis für Konzepte zum Lebensabend

    Ein Konzept, das sich mit diesem Thema befasst und heute ebenfalls mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wird, kommt aus der Gemeinde Betzigau im Oberallgäu. „Vollversorgt und eigenständig den Lebensabend genießen“ heißt das Projekt. Die Idee dahinter: Die wichtigsten Bedürfnisse von Senioren sind unter einem Dach zusammengefasst. Ein Lebensmittelmarkt, betreute Wohnungen und eine Arztpraxis sind in einem Gebäude untergebracht. Das ganze Haus ist barrierefrei – mit dem Aufzug geht es von den Wohnungen nach unten in den Lebensmittelmarkt, wo es in einem Café auch einen Mittagsimbiss gibt und die Einkaufswagen mit einer Lupe ausgestattet sind – falls man mal die Brille vergessen hat. „Die Senioren können weiterhin einkaufen gehen, durch ein Geschäft schlendern, ohne dafür einen weiten Weg auf sich nehmen zu müssen“, sagt Roland Helfrich, der Bürgermeister von Betzigau.

    Zehn Anzeichen für Alzheimer

    Die Initiative Alzheimer Forschung nennt zehn Anzeichen für Alzheimer.

    1. Gedächtnislücken in Alltag und Beruf.

    2. Probleme beim Planen und Problemlösen, zum Beispiel beim Backen altbekannter Rezepte.

    3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten wie Routineaufgaben bei der Arbeit.

    4. Räumliche und zeitliche Desorientierung beim Lesen der Uhr oder Nennen der Jahreszahl.

    5. Wahrnehmungsstörungen beim Erkennen von Farben, Kontrasten oder beim Lesen.

    6. Neue Sprach- oder Schreibschwäche mit Stocken im Satz oder den "Faden verlieren".

    7. Verlegen von Gegenständen - die Brille im Kühlschrank oder der Autoschlüssel im Brotkorb.

    8. Eingeschränktes Urteilsvermögen bei der Wahl der Kleidung oder im Umgang mit Geld.

    9. Rückzug aus dem Leben und aus dem Freundeskreis.

    10. Persönlichkeitsveränderung: starkes Unbehagen außerhalb vertrauter Räume oder plötzliches Misstrauen.

    Was noch alles getan werden kann, um es den Senioren zu ermöglichen, bis zu ihrem Lebensende in ihrem Heimatort zu leben, zeigt die Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg, die für das Konzept „Zu Hause alt werden in Fuchstal“ ebenfalls mit dem Innovationspreis geehrt wird. „Wir haben bei unserer Bewerbung für den Preis alles in die Waagschale geworfen, was Fuchstal dafür bietet, um daheim alt zu werden“, sagt Bürgermeister Erwin Karg. Und das ist einiges: 15 Wohneinheiten, in denen Menschen bereits ab 55 Jahren barrierefrei leben können, zwei mobile Einrichtungen, die zu den Menschen nach Hause kommen, eine Tagespflege, in die man Senioren bringen kann und eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke. „Außerdem bekommen wir noch eine Kurzzeitpflege. Insgesamt sind es 16 Plätze, die im Landkreis auch dringend benötigt werden“, sagt Bürgermeister Karg.

    Während man in Fuchstal vor allem auf eine gute Pflegeinfrastruktur Wert legt, ist der Grundgedanke in Pfronten (Ostallgäu) ein anderer. „Es geht darum, den Senioren Zeit zu schenken“, sagt Veronika Rist-Grundner, Vorsitzende des Vereins für Nachbarschaftliche Unterstützung und Zeitvorsorge, kurz NUZ, der auch den Innovationspreis bekommt. 50 Helfer, sogenannte NUZ-Aktive, wenden Zeit für etwa 100 Hilfsbedürftige, sogenannte NUZ-Nießer, auf. 2500 Betreuungsstunden wurden so im vergangenen Jahr geleistet. Der Clou dabei: Jede Stunde, die die aktiven Vereinsmitglieder für hilfsbedürftige Menschen aufwenden, wird auf einem Zeitkonto gutgeschrieben und kann sofort oder auch später wieder in Form von Dienstleistungen, etwa Hilfe beim Einkauf, in Anspruch genommen werden.

    Das ist Alzheimer

    Alzheimer ist eine bis heute unheilbare, neurodegenerative Erkrankung. Sie führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns Nervenzellen und Nervenzellkontakte zugrunde gehen.

    Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, an der nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bundesweit 1,5 Millionen Menschen leiden (Stand 2014). Die meisten Patienten sind 85 Jahre und älter.

    Da die Gesellschaft altert, gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen steigen wird - sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.

    Alzheimer ist zwar nicht heilbar, doch das Fortschreiten der Symptome lässt sich mit Medikamenten vorübergehend hinauszögern. Oft ist eine Beaufsichtigung rund um die Uhr nötig - eine immense Herausforderung für pflegende Angehörige.

    Das Wesen des Erkrankten verändert sich. Viele Patienten erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, manche werden aggressiv. In fortgeschrittenem Stadium weiß ein Patient nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist.

    Um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern, kann man sich lediglich an ein paar Faktoren halten. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung sowie geistige, soziale und körperliche Aktivität.

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