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Energie: So sollen Windräder besser akzeptiert werden

Energie

So sollen Windräder besser akzeptiert werden

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    Der Bau und Betrieb von Windrädern in der Nähe von Wohngebieten stehen oft in der Kritik. Ein Wissenschaftler will dies nun erforschen.
    Der Bau und Betrieb von Windrädern in der Nähe von Wohngebieten stehen oft in der Kritik. Ein Wissenschaftler will dies nun erforschen.

    Die Windkraft spielt eine wichtige Rolle bei der Energiewende, in Bayern hat sie aber einen schweren Stand. Nach dem bayerischen Energieprogramm soll sich der Anteil der Stromproduktion durch Windräder bis Mitte des kommenden Jahrzehnts fast verdreifachen. Doch gleichzeitig gibt es an vielen Orten auch Widerstände gegen die hohen Masten mit den riesigen Rotoren. Zudem hat die CSU-Staatsregierung mit ihrer umstrittenen 10H-Regel, die den Mindestabstand zu Wohngebäuden definiert, den Bau neuer Windräder erschwert.

    An der Augsburger Universität sollen deshalb nun die Bedingungen erforscht werden, unter denen neue Windkraftanlagen gebaut werden können. Humangeograf Stephan Bosch betont, dass ein Projekt meist nicht an den technischen Voraussetzungen oder zu wenig Wind an dem jeweiligen Standort scheiterte. „Es scheitert vor allem am Widerstand der Anwohner.“ Sein Projekt „Raumverträglicher Ausbau von erneuerbaren Energien in Deutschland“ wird von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert, bis 2019 sollen Ergebnisse vorliegen. Dafür hat Bosch Anlagenbetreiber in der Region Augsburg befragt. Für ihn ist besonders wichtig, ob die Investoren versucht haben, die Bürger an den Projekten teilhaben zu lassen. Denn dies fördere nachweislich die Akzeptanz für neue Anlagen. Der Forscher ist davon überzeugt, dass gerade bei heiklen Themen eine ausschließlich naturwissenschaftliche Argumentation wenig hilfreich sei.

    Denn im Unterschied zu der eher anerkannten Photovoltaik spaltet die Windenergie seit Jahren die Gesellschaft. Kritiker reden immer wieder von einer „Verspargelung der Landschaft“. In vielen Orten gibt es Initiativen gegen Windkraftanlagen, oftmals unter dem Namen „Gegenwind“. Der Dachverband „Vernunftkraft“ spricht von einer „Zerstörung von Wäldern zwecks Ansiedlung von volkswirtschaftlich sinnlosen Windindustrieanlagen“. Die Gegner fordern ein Ende der Subventionierung von Alternativenergien und eine Fokussierung auf Forschung und Stromeinsparung, um die Energieprobleme zu lösen.

    Viele Projekte landen auch bei den Gerichten. So wies das Verwaltungsgericht Augsburg erst vor wenigen Wochen Klagen gegen zwei Anlagen im schwäbischen Landkreis Aichach-Friedberg ab. In den Verfahren spielte auch die 10H-Regelung eine Rolle, wonach jedes Windrad einen Mindestabstand vom Zehnfachen seiner Höhe zur nächsten Siedlung einhalten muss. Doch der Antrag des Betreibers war Anfang Februar 2014 einen Tag vor dem gesetzlichen Stichtag eingereicht worden. Die 10H-Vorschrift gelte deswegen in diesem Fall nicht, befanden die Richter.

    Trotz ihrer stark kritisierten Abstandsregel setzt auch die Staatsregierung auf einen Ausbau der Windkraft im Freistaat. Bis 2025 sollen fünf bis sechs Prozent des in Bayern erzeugten Stroms daraus stammen, 2014 lag der Anteil gerade einmal bei zwei Prozent. „Die Windkraft steht in Bayern – anders als in anderen Bundesländern – erst am Anfang ihrer Nutzung“, meint auch der Bund Naturschutz. Binnenländer wie Sachsen, Hessen oder Sachsen-Anhalt seien viel weiter. Der BN sieht zwar etliche Gebiete ebenfalls als Tabuzonen für Windräder an, meint aber dennoch, dass es noch hunderte mögliche Standorte in Bayern gibt.

    Der Augsburger Wissenschaftler Bosch glaubt, dass die Akzeptanz für die Windkraft steigen wird, wenn die Bürger in Zukunft mehr mit der Technologie vertraut seien. „Nach der Umsetzung merken sie dann oft, dass sich die Befürchtungen nicht bestätigt haben.“ Künftige Generationen könnten dann „erneuerbare Energien als vertraute Elemente heimatlicher Normallandschaft wahrnehmen“. Dennoch müsse es in den „ehemals technologiefreien ländlichen Räumen“ eine ökonomisch, ökologisch und sozial ausgewogene Standortplanung geben, betont er. Ulf Vogler und Sarah Klein, dpa

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