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"Mein Kampf": Soll das Hitler-Buch in den Unterricht?

"Mein Kampf"

Soll das Hitler-Buch in den Unterricht?

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    Die Ausgabe von «Hitler, Mein Kampf - Eine kritische Edition» wird nachgedruckt.
    Die Ausgabe von «Hitler, Mein Kampf - Eine kritische Edition» wird nachgedruckt. Foto: Matthias Balk (dpa)

    Seit Wochen ist Hitlers „Mein Kampf“ ein Renner in Bayerns Buchhandlungen. In der bundesweiten Sachbuch-Bestsellerliste stand die kommentierte Ausgabe des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) zwischenzeitlich sogar auf dem ersten Platz. 55.000 Exemplare wurden verkauft, seit zum Beginn des Jahres die Urheberrechte an der Hetzschrift erloschen waren.

    Ob und wie Bayerns Schulen das Buch im Unterricht behandeln sollen, ist aber noch immer nicht abschließend geklärt. Sowohl die SPD-Fraktion als auch die Freien Wähler und die Grünen halten das Thema für so dringend, dass sie es erneut auf die Tagesordnung des Landtags hoben. Sie wollen von der Staatsregierung besser informiert werden.

    Der Kemptener Landtagsabgeordnete Thomas Gehring (Grüne) sagte unserer Zeitung im Vorfeld der Debatte: „Die CSU soll ein Konzept vorlegen. Wir haben schon viel wertvolle Zeit verloren.“

    Handreichung zu "Mein Kampf" soll Schülern und Lehrern helfen

    Die Landesanstalt für politische Bildung im Freistaat arbeitet nach wie vor an einer Handreichung, die ein roter Faden für Schüler und Lehrer sein soll. Inzwischen hat auch die erste Fortbildung an der Akademie für Lehrerbildung in Dillingen stattgefunden. Sie ist Pflicht für sogenannte Multiplikatoren, also etwa Fachlehrer, die ihre Erkenntnisse dann an ihren Schulen in ganz Bayern verbreiten sollen.

    Das Interesse sei groß gewesen, sagt Monika Franz, die in der Landesanstalt für den Umgang mit Hitlers Propagandaschrift aus den 1920er Jahren zuständig ist. Sie hat aber nicht den Eindruck, dass Lehrer sehnsüchtig auf die Broschüre warten, die im September erscheinen soll.

    Schließlich sind etwa die Brandstifter-Reden von Joseph Goebbels zum Teil schon jetzt in den Schulbüchern abgedruckt und kommentiert. „Die meisten Lehrer sind geübt im Umgang mit dem Thema.“ Dennoch hätten sie Wünsche dazu geäußert, welche Seiten von „Mein Kampf“ in die Handreichung aufgenommen werden sollten.

    „Wir werden garantiert keine eigene Schulausgabe herausgeben, sondern punktuell Anregungen liefern und ergänzende pädagogische und fachliche Informationen geben“, stellt Monika Franz klar. Man wolle die Lehrer schließlich „nicht bevormunden, aber sie unterstützen“.

    Aber wann sind die Schüler im richtigen Alter, um Hitlers „Kampf“ zu verstehen und vor allem richtig einzuordnen? Diese Frage will die Opposition beantwortet haben. In der Mittelschule, sagt Monika Franz, ließen sich die Inhalte zum Beispiel in der 8. Klasse einbauen. Dort stehen Weimarer Republik, der Aufstieg der NSDAP und der Zweite Weltkrieg im Lehrplan.

    Die meisten Schüler sind dann etwa 14 Jahre alt. An der Realschule befassen sich Jugendliche in der 9. Jahrgangsstufe mit der totalitären Herrschaft. Am Gymnasium sieht Franz mehrere Anknüpfungspunkte – in der 9. Klasse beim Themenblock Nationalsozialismus etwa, und natürlich in den Wahlseminaren in der Oberstufe.

    Charlotte Knobloch: Schüler sollten Hitlers "Mein Kampf" gar nicht lesen

    Charlotte Knobloch, die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist ganz anderer Meinung. Bayerns Schüler sollten Hitlers abscheuliche Worte ihrer Meinung nach am besten gar nicht lesen. „Solange das Judentum als Religion und das jüdische Leben in Deutschland vor 1933 in der Schule stiefmütterlich behandelt werden“, sagt die 83-Jährige, „solange halte ich es für unverantwortlich, ausgerechnet die zutiefst antijüdische Schmähschrift ,Mein Kampf’ im Unterricht zu behandeln.“

    Sie wolle sich „nicht ausmalen was geschieht, wenn der Pausengong ertönt, ehe die Auseinandersetzung mit und die Aufklärung über die menschenverachtenden Inhalte abgeschlossen ist“. Mit dpa

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