Nach dem tödlichen Unfall eines 37-Jährigen am Sonntag bei Markt Rettenbach im Unterallgäu fahndet die Polizei weiter mit einer speziellen Ermittlungsgruppe nach dem Täter. Während die Beamten am Mittwoch erneut betonten, "noch keine heiße Spur" zu haben, steht für viele in der Motorradszene zumindest das Motiv bereits fest: Wer derart vorgeht, muss einen Hass auf Motorradfahrer haben, ist die Meinung in zahlreichen Internet-Foren. Diese Vermutung stützt, dass im Umland neun weitere, identische Öllachen mit Glassplittern entdeckt wurden, die überwiegend im Bereich von Kurven beziehungsweise unübersichtlichen Waldstücken lagen.
Wie berichtet, war ein 37-Jähriger am vergangenen Sonntag mit seinem Motorrad auf einer Ölspur gestürzt, gegen einen entgegenkommenden Wagen geprallt und noch an der Unfallstelle gestorben. Die Polizei geht davon aus, dass die Öllachen vorsätzlich verursacht wurden.
Ermittlungen in alle Richtungen
Die Vermutung, dass es die Tat eines Motorradhassers war, wollen die Ermittler hingegen weder bestätigen noch verwerfen. "Es wird in alle Richtungen ermittelt. Dabei wird auch dieser Aspekt geprüft", betont Präsidiumssprecher Alexander Resch.
Doch gibt es überhaupt Menschen mit einem regelrechten Hass auf Motorradfahrer? Josef Maurus, Motorradexperte beim ADAC-Südbayern, spricht eher von "Gegnern". Es sei bekannt, dass die existieren - vor allem an typischen Motorradstrecken mit hohem Verkehrsaufkommen. Laut Polizei sei die Unfallstrecke aber keine, die auffällig stark von Motorradfahrern befahren wird oder in der Szene einen entsprechenden Ruf genieße. Für Maurus ist der Unfall ohnehin ein Novum: "So etwas wie im Unterallgäu, dass ein regelrechter Anschlag verübt wird, davon habe ich zuvor noch nie gehört."
Befragungen größtenteils abgeschlossen
In ihrer Ermittlung hat die Polizei die Befragung der Anwohner an den betroffenen Streckenabschnitten mittlerweile größtenteils abgeschlossen. Nach Angaben der Beamten wurden dabei mehr als 35 Befragungen und Vernehmungen von Anwohnern und Angehörigen des getöteten, zweifachen Vaters vorgenommen. Um weitere Hinweise zu erhalten, hat die Ermittlungsgruppe nun eine Karte mit den jeweiligen Stellen der Fahrbahnverunreinigungen sowie die Abbildung eines Verschlussdeckels einer Flasche veröffentlicht.
Das Beweisstück wurde an einer der insgesamt zehn Öllachen aufgefunden und zeigt auf dem Verschlussdeckel eine aufgedruckte Zahlen- und Buchstaben-Kombination (D-BW W 002). Die Ermittlungsgruppe möchte in diesem Zusammenhang wissen, wo beziehungsweise über welche Wege derartige Flaschenverschlüsse vertrieben wurden und um welchen Getränkeinhalt es sich hierbei handelt. Die Untersuchungen der an den Streckenabschnitten sichergestellten Beweismittel beziehungsweise der ölhaltigen Flüssigkeit beim Landeskriminalamt dauern noch an.
Zwischen Anteilnahme und Zorn
In der Motorradszene hat der Unfall im Unterallgäu derweil schnell bundesweit Aufmerksamkeit erregt. In den Foren zahlreicher Clubs und Vereine wird heiß diskutiert. Die Beiträge reichen von Trauer und Anteilnahme bis hin zum Aufruf zur Selbstjustiz. In einem sind sich die meisten aber einig: dass der Täter - sollte er vorsätzlich gehandelt haben - seine gerechte Strafe erhält. Ein User aus dem Forum tigerhome.de: "Ich will nur hoffen, dass sie den/die Betreffenden recht bald erwischen und mit allem, was unser Rechtsstaat zu leisten im Stande ist, verdonnern."