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Unterfranken: Sechs tote Jugendliche in der Gartenlaube: Jetzt spricht der Vater

Unterfranken

Sechs tote Jugendliche in der Gartenlaube: Jetzt spricht der Vater

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    Prozessauftakt im Fall Arnstein.
    Prozessauftakt im Fall Arnstein. Foto: Gisela Schmidt

    Der Prozess über die Tragödie von Arnstein (Unterfranken) hat an diesem Morgen vor dem Landgericht Würzburg begonnen. Im Januar 2017 waren bei einer Geburtstagsfeier sechs junge Menschen in einem Gartenhaus an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Unter der Anwesenheit von gut zwei Dutzend Journalisten aus der ganzen Republik erklärte sich der Angeklagte. "Ich übernehme jede zu tragende Verantwortung", ließ der 52-jährige Mann im Prozess seinen Verteidiger vortragen. Er könne sich bis heute nicht erklären, wie es zu der Katastrophe in seiner Gartenhütte kam. Von der Verhandlung vor dem Landgericht erhoffe er sich Klarheit, wie das furchtbare Unglück passieren konnte. Das gelte auch für die anderen betroffenen Eltern.

    Der 52-Jährige hat am 28. Januar seine Tochter und seinen Sohn verloren, vier weitere Eltern ihre Söhne. Die jungen Leute starben in der Gartenhütte des Angeklagten an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Sie hatten den 18. Geburtstag der jungen Frau gefeiert.

    Über seinen Verteidiger schildert der Angeklagte, wie er, zusammen mit zwei der getöteten jungen Männer, den Stromgenerator samt Auspuffanlage in dem Gartenhäuschen aufgebaut habe. Bei einer Silvesterfeier vier Wochen vor dem Geburtstag der Tochter habe alles funktioniert. Am 28. Januar starben die Partygäste, weil die Abgase sich unbemerkt in der Laube verbreitet hatten.

    Kohlenmonoxid-Tod in Arnstein: "Ich dachte, sie schlafen"

    Es war der 52-Jährige, der am Tag nach der Party die Toten fand. "Ich dachte, sie schlafen", lässt er seinen Anwalt vortragen, "erst am nächsten Tag habe ich erkannt, dass das alles real ist".

    Arnstein im Januar: Absperrband der Polizei vor der Zufahrt zu dem privaten Grundstück.
    Arnstein im Januar: Absperrband der Polizei vor der Zufahrt zu dem privaten Grundstück. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Der Angeklagte hat außer den beiden getöteten Kinder noch drei weitere eigene und drei Stiefkinder. Schon einmal, so heißt es in seiner Erklärung, habe er ein Kind "zu Grabe tragen" müssen. "Das ist die schlimmste Erfahrung, die man machen kann."

    Kohlenmonoxid: Die Gefahr der leisen Vergiftung

    Das sehr giftige Kohlenmonoxid (CO) ist ein brennbares, farb- und geruchloses Gas.

    Es entsteht unter anderem, wenn Materialien wie Holz, Kohle oder Gas ohne genügend Sauerstoff verbrennen, etwa in geschlossenen Räumen oder bei defekten Heizanlagen.

    Das Entzünden eines Holzkohlegrills in einem abgedichteten Raum ist lebensgefährlich.

    Kohlenmonoxid blockiert den Transport von Sauerstoff im Blut.

    Die Folgen sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sowie schließlich der Tod durch Ersticken.

    Im Schlaf werden die Symptome nur selten bemerkt.

    Jedes Jahr sterben in Deutschland mehrere hundert Menschen an einer Kohlenmonoxidvergiftung - zumeist als Folge von Unglücken oder technischen Defekten.

    Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Beim Prozess ist der Schwurgerichtssaal des Landgerichts Würzburg voll besetzt, Medienvertreter aus ganz Deutschland sind vor Ort. Nach der Erklärung wurde der Prozess bis 11 Uhr unterbrochen, bevor er mit der Zeugenvernehmung fortgesetzt wurde.

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