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Asylbewerber: Trostlose Aussichten: Bayerns Asylunterkünfte komplett überlastet

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Trostlose Aussichten: Bayerns Asylunterkünfte komplett überlastet

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    In umfunktionierten Festzelten werden jetzt Asylbewerber in Zirndorf und bald auch in Nürnberg untergebracht.
    In umfunktionierten Festzelten werden jetzt Asylbewerber in Zirndorf und bald auch in Nürnberg untergebracht. Foto: David Ebener, dpa

    Etwa 4900 Asylbewerber leben im Augenblick in Schwaben – Tendenz stark steigend. Bis Ende des Jahres erwartet die schwäbische Bezirksregierung, dass „7500 und vielleicht sogar mehr“ Menschen in der Region zumindest vorübergehend eine neue Heimat finden. Die Menschen, die auf ihrer Flucht in Deutschland gelandet sind, warten auf das Ergebnis ihres Asylbewerbungs-Verfahrens. Die gesamte Dauer betrug nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge bei Asylverfahren im Jahr 2012 im Schnitt 12,1 Monate.

    Aufnahmestopp wegen Masern

    Der vorläufige Aufnahmestopp in den beiden bayerischen Erstaufnahme-Einrichtungen im mittelfränkischen Zirndorf und in München wird nach Einschätzung der Regierung von Schwaben keine wirkliche Entlastung für die Landkreise und kreisfreien Städte bringen. Die Münchner Einrichtung in der ehemaligen Bayernkaserne war wie berichtet wegen vier bekannt gewordener Masernfälle geschlossen worden. Erst nach Ende der Inkubationszeit – sofern kein weiterer Fall auftritt – ist eine Aufnahme wieder möglich. Bis dahin darf auch niemand die frühere Kaserne verlassen.

    Schließung wegen kompletter Überlastung

    Anders verhält es sich in Zirndorf bei Fürth: Dort ist die Zentrale Aufnahmestelle durch den Ausfall Münchens komplett überlastet. Die Verantwortlichen sahen keine andere Möglichkeit, als zu schließen. Asylbewerber werden aber nach dem Abschluss der Erstaufnahme-Prozedur weiter an die Regierungsbezirke verteilt, von dort an die Kreise und kreisfreien Städte. Entsprechende Aufnahmequoten sind vorgegeben.

    Trotz des Aufnahmestopps kamen gestern 260 „Neuzugänge“. Das hat damit zu tun, dass Zirndorf für Asylbewerber aus rund 40 Ländern bundesweit zuständig ist – darunter sind Länder wie Kasachstan, Ukraine und Jordanien. Diese Menschen können nicht einfach fortgeschickt werden.

    Unterbringung in Zeltlagern und umfunktionierten Festzelten

    Wegen der massiven Überbelegung gibt es nicht nur Zeltlager auf dem Zirndorfer Gelände. Die Regierung von Mittelfranken bringt nun auch etwa 200 Flüchtlinge vorübergehend in umfunktionierten Festzelten in Nürnberg unter. Das erste Zelt steht bereits im Süden der Stadt. Das zweite soll heute westlich der Nürnberger Innenstadt errichtet werden. Ab Samstag können dort Flüchtlinge einziehen. Für Essen und Trinken ist gesorgt, die Zelte sind beheizt. Mobile Duschcontainer und Toiletten werden aufgestellt. „Eine menschenwürdige Unterbringung ist das jedoch nicht“, sagt der Leiter des Nürnberger Sozialamtes, Dieter Maly. Der mittelfränkische Regierungspräsident Thomas Bauer hatte sich in den Nürnberger Nachrichten ähnlich geäußert: „Das ist eines mitteleuropäischen Landes nicht würdig, wie wir mit Asylbewerbern umgehen.“

    Die Suche nach geeigneten Gebäuden

    Die Kommunen selbst stoßen mit ihren Bemühungen an Grenzen, immer mehr Menschen unterbringen zu müssen. Vor wenigen Jahren haben staatliche Gemeinschaftsunterkünfte, die sich auf eine überschaubare Anzahl an Einrichtungen in der Region beschränkt haben, völlig ausgereicht. Inzwischen suchen die Landkreise und kreisfreien Städte händeringend nach geeigneten Gebäuden. Dezentral sind in Schwaben inzwischen mehr Menschen untergebracht (2653) als in den Gemeinschaftsunterkünften (2203).

    Der Augsburger Vize-Landrat Heinz Liebert spricht von einer „schwierigen Situation“ und schlechten Aussichten, „weil wir die Ursachen der Probleme in Syrien, Libyen und Irak nicht beseitigen können“. In München könnte die ehemalige Funkkaserne für etwas Entlastung sorgen. Dort ziehen ab heute Mittag 350 Asylbewerber ein. Betrieben wird die Unterkunft – Premiere in Bayern – von der privaten Firma ORS. Die soll unter anderem für Einrichtung, Verwaltung, Küche, Wäsche, Wach- und Transportdienst verantwortlich sein. Nur die Sozialbetreuung verbleibt bei der Inneren Mission München.

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