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Modellbau-Affäre: "Uneinsichtig, anmaßend, repressiv": Opposition kritisiert Haderthauer

Modellbau-Affäre

"Uneinsichtig, anmaßend, repressiv": Opposition kritisiert Haderthauer

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    Ministerpräsident Seehofer hatte Christine Haderthauer am Montag von den Vorwürfen um die "Modellbau-Affäre" reingewaschen. Doch die Opposition sieht das anders.
    Ministerpräsident Seehofer hatte Christine Haderthauer am Montag von den Vorwürfen um die "Modellbau-Affäre" reingewaschen. Doch die Opposition sieht das anders. Foto: Matthias Balk, dpa

    Anders als die CSU sieht die Opposition im Landtag Ex-Staatsministerin Christine Haderthauer (CSU) durch den Untersuchungsausschuss in der „Modellbau-Affäre“ nicht politisch rehabilitiert. Haderthauer habe vielmehr ein „Katz-und-Maus-Spiel mit der Wahrheit“ betrieben, sagte Ausschusschef Horst Arnold (SPD). Dabei habe sie nicht nur den Landtag und die Öffentlichkeit belogen, sondern auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).

    Der hatte Haderthauer am Montag von allen Vorwürfen reingewaschen und selbst eine Rückkehr Haderthauers ins bayerische Kabinett nicht ausgeschlossen (Lesen Sie dazu auch: CSU rehabilitiert Christine Haderthauer).

    Grünen-Abgeordnete Gote: Haderthauer war "Strohfrau" ihres Mannes

    Chronologie: Der Fall Haderthauer

    Als junge Rechtsanwältin steigt die spätere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer 1990 in das Modellauto-Geschäft ein. Ein knappes Vierteljahrhundert später steht sie unter Betrugsverdacht.

    16. Mai 1988 - Der dreifache Sexualmörder Roland S. wird vom Landgericht Nürnberg zu lebenslanger Haft und Unterbringung verurteilt. Im Maßregelvollzug lernt S. Assistenzarzt Hubert Haderthauer kennen.

    1990 - Der Dreifachmörder baut Modellautos. Haderthauers Frau Christine wird Teilhaberin der Firma Sapor Modelltechnik, die die Autos verkauft. Ein Mitgesellschafter ist der Franzose Roger Ponton. Das Geschäft läuft schlecht, Ponton soll Geld nachschießen. Laut Haderthauer antwortet er nicht auf entsprechende Kontaktversuche und ist seit 1996 nicht mehr erreichbar.

    2004 - Haderthauer überträgt nach ihrem Einzug in den Landtag ihren Firmenanteil an Ehemann Hubert.

    2008 - Christine Haderthauer wird Ministerin, Hubert Haderthauer - inzwischen Landgerichtsarzt in Ingolstadt - verkauft die Firma.

    6. April 2011 - Der nach Darstellung der Haderthauers jahrelang nicht erreichbare Ponton meldet sich und verlangt eine Abfindung für seinen Anteil. Die Parteien einigen sich auf 20 000 Euro.

    2013 - Der «Spiegel» berichtet über die Modellauto-Geschäfte. Die bayerische Landesanwaltschaft führt unter anderem wegen der früheren Modellauto-Geschäfte ein Disziplinarverfahren gegen Dr. Haderthauer.

    Mai 2014 - Ponton erstattet Betrugsanzeige. Er vermutet, dass die Haderthauers ihn bei der Abfindung um rund 30 000 Euro prellten.

    1. August 2014 - Die Staatsanwaltschaft München II leitet förmliche Ermittlungen wegen Betrugsverdachts gegen die Staatskanzleichefin ein. Gegen ihren Mann wurde bereits vorher ermittelt.

    5. August 2014 - Seehofer macht den Verbleib Haderthauers im Amt von zwei Faktoren abhängig: dem Ausgang des Ermittlungsverfahrens und eventuellen neuen Enthüllungen.

    10. August 2014 - Seehofer fordert von Haderthauer schnelle Aufklärung der Vorwürfe.

    1. September 2014: Haderthauer erklärt ihren Rücktritt wegen der «Modellbau-Affäre».

    Die Affäre habe sehr deutlich gezeigt, dass Haderthauer für ein Ministeramt charakterlich ungeeignet sei, findet dagegen die Grünen-Landtagsabgeordnete Ulrike Gote. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wegen ihrer Beteiligung an einer Firma, die von einem Mehrfachmörder in der Forensik gebaute Modellautos vermarktete, habe sich die damalige Staatskanzleichefin „uneinsichtig, anmaßend und repressiv“ verhalten. Dass sie dafür sogar den Apparat der Staatsregierung benutzt habe, „stellte einen Missbrauch staatlicher Autorität dar“, kritisierte Gote. Das von Haderthauers Ehemann, einem früheren Stationsarzt im Bezirksklinikum Ansbach, aufgebaute Modellauto-Geschäft habe das niedrige Entgelt der „Arbeitstherapie“ zum eigenen Vorteil genutzt. Haderthauer sei zudem mehr als eine „Strohfrau“ ihres Gatten gewesen.

    Die Freien Wähler teilen die Kritik von SPD und Grünen an Haderthauer und bezeichnen den Untersuchungsausschuss als „Farce“: Wichtige Zeugen seien nicht gehört, das Steuergeheimnis „als absolut gesetzt“ und „Vertuschungs- und Verschleierungsversuche“ staatlicher Stellen nicht geahndet worden, kritisierte Peter Bauer (Freie Wähler). „Das Ergebnis ist ein schiefes, zumindest nicht vollständiges Bild.“

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