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Interview mit Bruno Jonas: „Unsterblichkeit kann lange dauern“

Interview mit Bruno Jonas

„Unsterblichkeit kann lange dauern“

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    Kabarettist Bruno Jonas wird 60. Und er hat ein neues Buch geschrieben mit dem Titel: "Bis zum Hals".
    Kabarettist Bruno Jonas wird 60. Und er hat ein neues Buch geschrieben mit dem Titel: "Bis zum Hals". Foto: Thorsten Jordan

    Bruno Jonas ist ein Mensch mit Prinzipien. Während er auf Tournee ist, gibt er kein Interview vor 13 Uhr. Warum das so ist, und was sein neues Buch „Bis zum Hals“ mit dem Weltuntergang und dem Paradies zu tun hat, das erzählt der vielleicht bissigste aller bayerischen Kabarettisten kurz vor seinem 60. Geburtstag. Den feiert er am Montag.

    Grüß Gott, Herr Jonas. Warum darf man Sie eigentlich nicht vor 13 Uhr interviewen?

    Jonas: Weil ich normalerweise spät ins Bett komme, wenn ich abends Vorstellung habe. Gestern war es zwei Uhr nachts. Da mag ich ausschlafen, frühstücken und den Tag ruhig beginnen. Ich möchte den Vormittag interviewfrei halten.

    In Ihrem Buch „Bis zum Hals“ schreiben Sie satirische Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind. Eine handelt von einem Gesellschaftsreporter, der reich wird mit Storys, in denen er Prominente gemein in die Pfanne haut. Am Ende hat er beim Golf einen Herzinfarkt und muss zu einem Arzt, dem er einst die Fälschung seines Doktortitels nachweisen wollte. Gibt es doch so etwas wie Gerechtigkeit in dieser Welt?

    Jonas: Das ist ein sehr buddhistischer Gedanke, den Sie da ansprechen. Möglicherweise ist es so. Aber ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.

    Sie schreiben: Wem das Wasser bis zum Hals steht, der kann den Kopf nicht mehr in den Sand stecken. Stimmt das wirklich, wenn man die Euro-Krise betrachtet?

    Jonas: Also. Ja, scho! Manchmal stumpft man bei so einem Thema trotzdem einfach ab und möchte am liebsten wegtauchen. Das geht aber nicht. Denn es trifft uns alle. Es gibt Themen, die unsere Lebenswirklichkeit so bestimmen und unser Harmoniebedürfnis so stören, dass wir gezwungen sind, uns damit auseinanderzusetzen. Da hilft es nicht, die Augen davor zu verschließen.

    Fallen Ihnen andere Beispiele ein?

    Jonas: In meinem Buch habe ich sehr persönliche Geschichten geschrieben, in denen Figuren einen gewissen Endpunkt erreichen. Dann hat es mich interessiert, wie diese darauf reagieren. So beispielsweise, wenn ein Abgeordneter mit seiner Frau an einem Wahlabend im Rathaussaal steht und auf gut Bayerisch feststellt: ,Bei mir hat’s ums Arschlecken nicht g’langt.‘ Und der Mann mit seinem Ehrgeiz und seiner Eitelkeit ist derart verletzt, weil er sich schon im Kabinett wähnte. Das ist so eine Situation, in denen er den Kopf nicht mehr in den Sand stecken kann, weil ihm das Wasser bis zum Hals steht.

    Was anderes: Am 21. Dezember geht die Welt unter. Sagen die Maya …

    Jonas: Davon hab’ ich auch gehört, dass sie kurz vor Weihnachten noch untergehen soll.

    Also steht uns das Wasser in der Tat bis zum Hals. Uns bleiben noch knapp drei Wochen.

    Jonas: Dafür sind wir relativ gelassen, wir zwei. Gell?

    Noch schon. Aber ich weiß nicht, wie es in zwei Wochen ausschaut. Was würden denn Sie am Vorabend so eines Weltuntergangs unternehmen?

    Jonas: Na, da hab’ ich mir noch gar nix überlegt, weil ich davon ausgehe, dass nix passiert. Ich hab’ mit Weltuntergängen nicht so viel Erfahrung. Ich mach’ das ja auch zum ersten Mal mit. An liebsten würde ich den Weltuntergang daheim vorm Fernseher miterleben. Vielleicht wird er auf RTL übertragen.

    Aber ein Philosoph wie Sie weiß doch: Letzte Gewissheit gibt es nicht.

    Jonas: Stimmt schon. Und, na ja. Es gibt auch persönliche Welten, die ganz schnell untergehen können. Der frühere Bundespräsident hat seine Demission sicher als Untergang erlebt.

    Sicherlich, aber Wulff lebt noch. Was aber machen Sie, wenn dieses undenkbare Ereignis doch passiert?

    Jonas: Mei, was würde ich machen? Ich glaub’, ich würde es einfach abwarten. Was soll man schon machen? Man kann da ja nix machen. So einen Weltuntergang kann man nicht aufhalten. Und wenn man es doch probieren würde, wäre das lächerlich. Wir zwei werden das jedenfalls nicht schaffen.

    Sie würden nur abwarten? Nicht einmal ein gutes Glaserl Wein täten Sie trinken?

    Jonas: Um einen guten Wein zu trinken, brauche ich keinen Weltuntergang.

    Glauben Sie, dass Sie nach dem Ende der Welt in den Himmel, also nach katholischer Vorstellung ins Paradies kommen?

    Jonas: Oha! Jetzt wird es ernst.

    Muss nicht sein.

    Jonas: Also, wenn es einen Himmel gibt, dann komme ich da auch rein. Einen wie mich können’s da bestimmt brauchen. Die Qualifikation schaff’ ich schon. Vielleicht gibt es da ja einen Contest, eine Art Wettbewerb, am Jüngsten Tag. Das wird eine Gaudi.

    Vergessen Sie aber nicht: Sie sind als Kabarettist auch nicht mit jedem zimperlich umgegangen.

    Jonas: Aber einen Kabarettisten können die immer brauchen. Der Herrgott mag ja auch mal lachen. Der ist ja ein Kabarett-Fan. Für gute Pointen hat er was übrig. Mei, das muss man abwarten, wie die Aufnahmebedingungen sein werden, um dort hineinzukommen. Ich bin ja sehr christlich geprägt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass Gott, der Allmächtige, in seiner unendlichen Güte nicht kleinlich sein wird.

    Wie schaut der Himmel aus? Ist das wirklich ein Platz zum Wohlfühlen?

    Jonas: Mit Sicherheit. Ich meine, wir in Bayern haben ja dieses schöne Theaterstück „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“. Und da schaut es dann aus wie in Bayern. Glaub’ ich zumindest. Bayern ist ja im Grunde genommen die Verlängerung des Himmels. Vor allem das Voralpenland. Das hat ja eine paradiesische Anmutung! Wenn man beispielsweise ins Allgäu fährt, zu den Königsschlössern. Das ist ein himmlischer Traum! Der Ludwig hat schon gewusst, warum er seine Schlösser an die schönsten Orte gebaut hat. Wenn Sie an einem herrlichen Sommertag oder auch im Winter, wenn es verschneit ist, durch diese Landschaft fahren, dann denken Sie: Das ist das Paradies! Zumindest möcht’ ich, dass es in meinem Himmel so ausschaut.

    In Ihrem Buch steht auch eine Geschichte von einem alten Mann, der sich gerade zum Sterben hinlegen will. Auf einmal klingelt’s, das Haus ist plötzlich voller Geburtstagsgäste, und der Mann kann nicht sterben.

    Jonas: Ja, ein bisserl satirisch zugespitzt ist das.

    Aber man könnte daraus folgern: Wenn ich jeden Tag einen Anlass zum Feiern hätt’, müsste ich nicht sterben. Oder?

    Jonas: Ja. So könnte man das sehen.

    Aber vielleicht ist die Unsterblichkeit gar nicht wünschenswert ...

    Jonas: Ich bin mir da nicht sicher. So eine Unsterblichkeit kann ziemlich lange dauern.

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