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Schule: Verlernen die Kinder das Schreiben?

Schule

Verlernen die Kinder das Schreiben?

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    In fast allen Bundesländern lernen Grundschüler Schreiben nach Gehör. Deshalb machen viele Schüler gerade am Anfang viele Fehler. Korrigiert werden sie vom Lehrer aber nicht immer.
    In fast allen Bundesländern lernen Grundschüler Schreiben nach Gehör. Deshalb machen viele Schüler gerade am Anfang viele Fehler. Korrigiert werden sie vom Lehrer aber nicht immer. Foto: Jens Kalaene/Illustration (dpa)

    "Schulä isd doll, wail da lärnd man Schraibn." Ein Satz, den wahrscheinlich einige Eltern schon einmal im Deutschheft ihres Kindes vorgefunden haben. Keine Angst: Dahinter steckt vermutlich keine Rechtschreibschwäche, sondern ein Konzept, das sich phonetisches Schreiben nennt. Also Schreiben nach Gehör.

    In nahezu allen Bundesländern wird diese Methode an Grundschulen praktiziert. Bayern setzt seit einigen Jahren vor allem in den ersten beiden Schuljahren auf Schreiben nach Gehör. Sogenannte Anlauttabellen vermitteln den Schülern Buchstaben und deren Lautwert. Neben "A wie Apfel, S wie Stern oder Pf wie Pferd finden sich Bilder des jeweiligen Begriffes. Die Schüler können dann gleich loslegen und Sätze konstruieren, ohne sich über die korrekte Rechtschreibung Gedanken zu machen.

    "Das nennt man dann Schreib-Lernprozess", erklärt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbands (BLLV). Zu diesem Schreib-Lernprozess gehört aber auch, dass bei Schreibfehlern der Rotstift in der Tasche des Lehrers bleibt. Fleischmann, die selbst Grundschullehrerin ist, findet das Konzept gut: "Das ist für Kinder, die Bock haben zu schreiben. Das nimmt ihnen die Angst, Fehler zu machen."

    Bayerisches Kultusministerium: "Ein klassisches Schreibenlernen" gibt es nicht

    Das Bayerische Kultusministerium betont aber, dass Lernen mit Lauttabelle nur im Erstunterricht zum Einsatz kommt. Also im ersten und zweiten Schuljahr. Generell lässt das Kultusministerium den bayerischen Grundschullehrern bei der Gestaltung des Unterrichts viele Freiheiten. Ein "klassisches Schreibenlernen" wie man es von früher kennt, gebe es nicht. Das Ministerium setzt mit dem "Lehrplan Plus" auf Methodenvielfalt und Fähigkeiten der Schüler. Lehrer, die mit phonologem Schreiben ein Problem haben, dürfen Zusatzmaterial wie Wörterlisten oder Schreibhefte verwenden. Duden-Chef erklärt die häufigsten Rechtschreibfehler der Deutschen

    Nach Fleischmanns Informationen arbeiten die meisten Pädagogen mit einem Mix von Methoden. Das bedeutet: Kinder schreiben mit der Anlauttabelle, gleichzeitig macht der Lehrer sie auf die richtige Schreibweise aufmerksam. Denn, Fleischmann betont: "Nicht jedes Wort hat eine Laut-Schriftzeichen-Entsprechung."

    Elternverband: "Die Rechtschreibung der Kinder ist eine Katastrophe."

    Viele Eltern sind empört über das phonologische Schreiben. Sie geben der Methode die Schuld an der Rechtschreibschwäche ihrer Kinder. Henrike Paede vom Bayerischen Elternverband (BEV) sagt: "Die Rechtschreibung der Kinder ist eine Katastrophe." Einen Zusammenhang mit dem Schreiben nach Gehör an Grundschulen sieht sie aber nicht. Verantwortlich für das Defizit sind laut Paede soziale Medien wie Facebook und WhatsApp. "Die Kommunikation, die dort stattfindet, nähert sich eher dem Mündlichen an. Da spielt die Rechtschreibung eine untergeordnete Rolle."

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