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"Precobs": Wie die Polizei Einbrecher im Internet jagt

"Precobs"

Wie die Polizei Einbrecher im Internet jagt

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    Ein Einbruch ist ganz real. Doch auch in der digitalen Welt stellt die Polizei potenziellen Einbrechern nach.
    Ein Einbruch ist ganz real. Doch auch in der digitalen Welt stellt die Polizei potenziellen Einbrechern nach. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Nach zuletzt kontinuierlich steigenden Einbruchszahlen versucht die Polizei bei der Suche nach den Tätern neue Wege zu beschreiten. Kürzlich wurde im Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten eine eigene Sonderkommission gegründet, die sich ausschließlich mit der Jagd nach Einbrechern beschäftigen soll. In Nordschwaben gibt es eine solche Sondereinheit seit fast zwei Jahren. Dort ging die Zahl der Einbrüche seither spürbar zurück und die Zahl der aufgeklärten Fälle nach oben.

    Möglicherweise bekommen die schwäbischen Polizisten in Zukunft auch noch digitale Unterstützung. Nach einem Testlauf im Jahr 2015 startete das bayerische Landeskriminalamt im vergangenen Jahr die Arbeit mit einer Software namens „Precobs“ (Pre-Crime-Observation-System). Diese fasst sämtliche Einbrüche in einem bestimmten Gebiet zusammen, analysiert diese und schlägt Alarm, wenn es Anzeichen für einen Serientäter gibt.

    „Es gibt bestimmte Indikatoren dafür, dass es sich bei Einbrechern um Profis oder um Amateure handelt. Das Programm erkennt diese und meldet, wenn in der Nähe eines Tatorts weitere Einbrüche zu erwarten sind“, erklärt Günter Okon vom Landeskriminalamt. Als Folge würde die Polizei dann in genau diesem Bereich verstärkt Streife fahren.

    Software "Precobs" soll schwäbische Ermittler unterstützen

    Bislang ist „Precobs“ lediglich in München und in Teilen Mittelfrankens im Einsatz. Dort schlug es im vergangenen Jahr rund 300 Mal Alarm. Immer wieder seien den Polizeibeamten dann in den gemeldeten Bereichen tatsächlich verdächtigte Fahrzeuge und potenzielle oder gar gesuchte Kriminelle aufgefallen. Das Ergebnis: In den von der Software überwachten Regionen sei ein deutlicher Rückgang der Einbruchszahlen erkennbar, sagt Okon.

    So schützen Sie Ihr Haus vor Einbrechern

    Wenn Sie Ihr Haus verlassen, immer abschließen, aus versicherungstechnischen Gründen am besten zweimal.

    Verschließen Sie Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Gekippte Fenster sind eine Einladung für Einbrecher.

    Verstecken Sie Ihren Schlüssel niemals draußen. Einbrecher kennen fast jedes Versteck. – Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Zylinder aus.

    Achten Sie auf Fremde in Ihrem Umfeld, auch in der Nachbarschaft. Wenn Sie im Urlaub sind: nie Rollläden dauerhaft unten lassen und Briefkasten überquellen lassen.

    Per Zeitschaltuhr Haus innen beleuchten und Anwesenheit simulieren. Für außen ratsam: Bewegungsmelder.

    Für alle Fälle Telefoniermöglichkeit im Schlafzimmer schaffen (Notruf: 110).

    Liste mit Wertsachen anfertigen, am besten inklusive Fotos. Das erleichtert die Abwicklung mit der Versicherung.

    Technische Vorbeugung: Eine Alarmanlage ist nur sinnvoll, wenn sie mit einer Bewachungsfirma verbunden ist. Viele Einbrecher lassen sich von der Sirene nicht abhalten, sagt Rainer Rindle von der Kripo Augsburg.

    Prüfen lassen, ob Haus-, Terrassen-/Balkontüren und Fenster nachgerüstet werden sollten, am besten von einem Kripo-Berater. Zuständig sind: Kripo Augsburg (Stadt/Kreis Augsburg, Aichach-Friedberg), Kripo Dillingen (Stadt/Kreis Dillingen, Donau-Ries), Kripo Fürstenfeldbruck (Kreis Landsberg), Kripo Ingolstadt (Stadt Ingolstadt, Neuburg-Schrobenhausen), Kripo Kempten (Stadt/Kreis Kempten, Kaufbeuren, Ober-, Ostallgäu, Lindau), Kripo Memmingen (Stadt Memmingen, Unterallgäu), Kripo Neu-Ulm (Stadt/Kreis Neu-Ulm, Günzburg).

    Opferhilfe: Die Organisation Weißer Ring unterstützt nicht nur Opfer von Gewaltkriminalität oder Mobbing, sondern auch Einbruchsopfer. Nach Angaben von Adolf Präntl bietet sie mehrere Hilfestellungen.

    Der Weiße Ring bietet vertrauliche Gespräche im Akutfall, die Vermittlung von Experten wie Traumatherapeuten. Au helfen sie beim Umgang mit Behörden und Versicherungen und Begleiten Geschädigte zu Gerichtsterminen.

    Aufgrund dieses Erfolgs werde im Landeskriminalamt überlegt, „Precobs“ auch in anderen Region, zum Beispiel Schwaben, einzusetzen. „Es hat sich gezeigt, dass das Programm nicht nur in Großstädten, sondern auch in gewissen ländlichen Bereichen sinnvoll ist“, erklärt Okon. Derzeit werde noch das polizeiliche „Vorgangsbearbeitungssystem“ erneuert. Wenn das 2019 erledigt sei, wolle man die Einbrecher-Software bayernweit verbreiten.

    Aktuelle Fälle von Einbrüchen in der Region finden Sie in unserem Einbruchsradar.

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