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Uli Hoeneß: ZDF-Film über Hoeneß: "Erotisches Verhältnis zum Geld"

Uli Hoeneß

ZDF-Film über Hoeneß: "Erotisches Verhältnis zum Geld"

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    Vor rund anderthalb Jahren kam Uli Hoeneß ins Gefängnis. Jetzt kommt im ZDF mit "Uli Hoeneß - Der Patriarch" der erste Film über den ehemaligen Fußball-Funktionär ins Fernsehen.
    Vor rund anderthalb Jahren kam Uli Hoeneß ins Gefängnis. Jetzt kommt im ZDF mit "Uli Hoeneß - Der Patriarch" der erste Film über den ehemaligen Fußball-Funktionär ins Fernsehen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Vor rund anderthalb Jahren schickte das Landgericht München Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ins Gefängnis, jetzt kommt ein Film über den aufsehenerregenden Prozess ins Fernsehen. Das ZDF strahlt am 27. August das Doku-Drama "Uli Hoeneß - Der Patriarch" aus. Nachgedrehte, auf Mitschriften einer Gerichtsreporterin beruhende Szenen wechseln sich ab mit Interviews und Archivaufnahmen aus dem bewegten Leben des berühmten Fußball-Funktionärs und Ex-Präsidenten des FC Bayern München

    "Es gibt ja nur noch Wegducker und Rumschleimer - und Hoeneß knallt mit der Tür ins Haus. Das ist teilweise total sinnlos, teilweise aber auch sehr intelligent", sagte Schauspieler Thomas Thieme, der Hoeneß in den nachgedrehten Szenen spielt, am Donnerstag in München. Einfach kopieren habe er Hoeneß nicht wollen. Er habe versucht, ihm in die Seele zu blicken. "Ich musste rauskriegen: Was lenkt diesen Stier?"

    Familie Hoeneß über Film informiert

    Die Familie Hoeneß sei über den Film informiert, sagte Produzent Walid Nakaschbandi. Er habe lange mit Hoeneß' Sohn telefoniert und Hoeneß selbst drei Briefe geschrieben - die bislang aber unbeantwortet geblieben seien. Die Familie kommt im Film nicht zu Wort - dafür aber Sportreporter wie Waldemar Hartmann, der verrät, dass Hoeneß die Börsentiere Bulle und Bär als Mosaik in seinen Pool eingelassen hat sowie Ex-Fußballmanager Reiner Calmund und die Gerichtsreporterin der "Süddeutschen Zeitung", Annette Ramelsberger. 

    Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger zitiert seinen Vorgänger Egidius Braun mit folgendem Satz über Hoeneß: "Der hatte ein erotisches Verhältnis zum Geld." Das ZDF ist nicht der einzige Sender, der den Fall Hoeneß als Fernsehstoff entdeckt hat: Sat.1 bringt im Herbst eine Satire darüber auf den Bildschirm. Hoeneß wird darin gespielt von Uwe Ochsenknecht. 

    "Uli Hoeneß - Der Patriarch" soll wahrem Hoeneß so nah wie möglich kommen

    Uli Hoeneß: Die Geschichte der Steueraffäre

    Uli Hoeneß: Vor vielen Jahren begann er an der Börse eine Zockerei, die ihn 2013 ins Visier der Justiz brachte.

    2001: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überweist Hoeneß in Form eines Kredits und einer Bürgschaft 20 Millionen D-Mark (10,23 Millionen Euro) auf ein Konto in der Schweiz.

    2002 bis 2006: In diesen Jahren handelt Hoeneß nach eigenen Worten teilweise Tag und Nacht an der Börse und macht weltweit Geschäfte.

    2008: Hoeneß machte nach eigenen Angaben schon in den Vorjahren zu viele Verluste. Mit dem Ausbruch der weltweiten Finanzkrise sei es «endgültig in den Keller» gegangen, und er habe seine Geschäfte stark reduziert.

    August 2011: Nach langen Verhandlungen einigen sich Deutschland und die Schweiz darauf, dass in der Schweiz gebunkerte unversteuerte deutsche Vermögen nachversteuert werden. Das Abkommen, das später noch präzisiert wird, soll am 1. Januar 2013 in Kraft treten.

    November 2012: Die von SPD und Grünen regierten Länder lassen das Abkommen im Bundesrat scheitern - damit kann Hoeneß seine Gewinne nicht nachträglich steuerrechtlich legalisieren.

    Am 17. Januar 2013 reicht Hoeneß nach eigenen Angaben Selbstanzeige bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim ein.

    März 2013: Das Finanzamt hat die Selbstanzeige schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Am 20. März kommt es zur Hausdurchsuchung in Hoeneß' Anwesen am Tegernsee. Ihm wird der Haftbefehl eröffnet, dieser wird gegen eine Kaution und Auflagen außer Vollzug gesetzt.

    April 2013: Der «Focus» macht den Fall öffentlich.

    Juli 2013: Die Staatsanwaltschaft erhebt am 30. Juli Anklage gegen Hoeneß. Diese wird im November vom Landgericht München II unverändert zur Hauptverhandlung zugelassen.

    März 2014: Hoeneß wird wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

    Juni 2014: Hoeneß tritt seine Haft in der JVA Landsberg an.

    September 2014: Erster Ausgang - für einige Stunden kann Hoeneß das Gefängnis verlassen, um sich mit seiner Familie zu treffen.

    Januar 2015: Hoeneß wird Freigänger. Er muss jetzt nur noch zum Übernachten in die JVA, tagsüber arbeitet er in der Jugendabteilung des FC Bayern.

    Januar 2016: Die zuständige Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg entscheidet, dass die Haftstrafe zum 29. Februar zur Bewährung ausgesetzt wird. Die Münchner Staatsanwaltschaft verzichtet auf eine Beschwerde.

    Februar 2016: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommt mit 64 Jahren vorzeitig aus der Haft frei.

    Am 8. August 2016 teilt der FC Bayern auf seiner Homepage mit, dass Hoeneß wieder für das Präsidentenamt kandidieren wird. Sein Nachfolger Karl Hopfner verzichtet auf eine weitere Amtszeit. Im November wird Hoeneß wiedergewählt.

    "Wir wollten dem wahren Uli Hoeneß so nah wie möglich kommen", sagte Peter Arens vom ZDF. Darum habe man die Form des Doku-Dramas gewählt. In Rückblenden werden auch die sportlichen Erfolge des späteren Steuerkriminellen in Archivbildern eingeblendet. Es gibt auch Bilder des zertrümmerten Flugzeugs, dessen Absturz er 1982 als einziger überlebte. Dazu kommen nachgedrehte Szenen aus seiner Jugend und seiner Anfangszeit als Bayern-Manager. Der junge Hoeneß wird dabei gespielt von Robert Stadlober. 

    Neben Hoeneß - alt und jung - haben die Macher sich Mühe gegeben, alle Protagonisten so echt wie möglich aussehen zu lassen: von Susanne Hoeneß (Lisa Kreuzer) über Richter Rupert Heindl (Uwe Preuss), Staatsanwalt von Engel (Peter Kremer) und Hoeneß' Verteidiger Hanns W. Feigen (Hanspeter Müller-Drossaart) bis hin zu den Fußball-Legenden, die mit Hoeneß im Mannschaftsbus sitzen. Überraschung dabei: Jens Jeremies wird in einer Mini-Rolle gespielt von dem "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Star der ersten Runde: Andreas Elsholz. 

    Hoeneß wurde am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Am 2. Juni 2014 trat er seine Haft im Gefängnis in Landsberg am Lech an. Anfang dieses Jahres wurde der 63-Jährige Freigänger. Er arbeitet tagsüber in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern und muss unter der Woche nur noch zum Schlafen hinter Gitter in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe dem Starnberger See. Als Ersttäter darf Hoeneß zudem darauf hoffen, dass die Hälfte seiner Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Hoeneß käme in diesem Fall Anfang März 2016 frei. dpa

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