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CSU Bundestagswahl 2013: Zu Guttenberg: Offenbar gesprächsbereit für Kandidatur

CSU Bundestagswahl 2013

Zu Guttenberg: Offenbar gesprächsbereit für Kandidatur

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    Karl-Theodor zu Guttenberg.
    Karl-Theodor zu Guttenberg.

    Chronologie der Affäre Guttenberg

    15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.

    16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.

    Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.

    17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.

    18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.

    In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."

    21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.

    22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.

    23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

    28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

    1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.

    3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.

    7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.

    8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.

    15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.

    6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".

    11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

    23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.

    Karl-Theodor zu Guttenberg ist offenbar gesprächsbereit, was seine Kandidatur bei der Bundestagswahl 2013 für die CSU anbelangt. Wie der Spiegel berichtet, will Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg bald mit der CSU über die Bundestagswahl im nächsten Jahr sprechen.

    Klarheit über eine Kandidatur Guttenbergs

    Das ist Karl-Theodor zu Guttenberg

    Karl-Theodor zu Guttenberg hat eine steile Karriere hinter sich. Dann brachte ihn die eigene Eitelkeit zu Fall - vorläufig

    Sein voller Name lautet Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg. Er wurde am 5. Dezember 1971 in München geboren.

    Nachdem er den Grundwehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald absolviert hatte, diente er freiwillig für weitere drei Monate. Guttenberg verließ die Bundeswehr als Stabsunteroffizier auf Reserve.

    Von 1992 - 1999 studierte er Jura an der Universität Bayreuth. Das erste Staatsexamen bestand er mit 6,8 Punkten (befriedigend). Sein zweites Staatsexamen steht bis heute aus. Parallel dazu studierte er Politikwissenschaft in München

    Guttenberg promovierte bei dem Juristen Dr. Peter Häberle. Das Thema seiner Doktorarbeit lautete: "Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU." Als sich die Plagiatsvorwürfe bestätigten, wurde ihm der Doktortitel am 23. Februar 2011 wieder aberkannt.

    2002 heiratete er Gräfin Stefanie von Bismarck-Schönhausen. Sie ist eine Ururenkelin von Reichskanzler Otto von Bismarck. Die Guttenbergs haben zwei Töchter.

    2002 ging Karl-Theodor zu Guttenberg auch in die Politik. Er war Vorsitzender im CSU-Verband der Gemeinde Guttenberg, später auch im CSU-Bezirksverband Oberfranken. Ab 2002 war er gewähltes Bundestagsmitglied.

    Am 9. Februar 2009 übernahm er in Merkels Kabinett das Amt des Ministers für Wirtschaft und Technologie. Mit 37 war er damit der jüngste Wirtschaftsminister, den Deutschland jemals hatte.

    Im Oktober 2009 wurde er deutscher Verteidigungsminister. Wieder stellte er einen Rekord auf. Vor ihm hatte es nie einen jüngeren Amtsinhaber gegeben. Ein Luftangriff bei Kunduz, bei dem auch Zivilisten getötet wurden, brachte ihn gleich zu Beginn seiner Amtszeit in eine schwierige Lage.

    Die Plagiatsaffäre kostete zu Guttenberg 2010 das Vertrauen vieler Anhänger. Es wird bekannt, dass weite Teile seiner Doktorarbeit Plagiate, also ohne klare Quellenangaben abgeschrieben waren. Wenig später legte er alle seine Ämter nieder. Die Ermittlungen in der Affäre wurden später gegen Geldauflage eingestellt.

    Im Juli 2011 kündigten die Guttenbergs an, Anfang September für einige Zeit nach Connecticut (USA) zu ziehen, um dort eine Auszeit zu nehmen.

    Vier Monate später, im November 2011, ist zu Guttenberg plötzlich wieder da - mit einem ausführlichen Interview in der "Zeit" und einem Buch namens "Vorläufig gescheitert". Darin greift der Ex-Minister seine Partei CSU an und bestreitet weiter, vorsätzlich bei seiner Doktorarbeit betrogen zu haben.

    Dezember 2011: Der Ex-Verteidigungsminister soll für die EU-Kommission als Berater in Sachen Internetsicherheit tätig werden. Er soll dabei helfen, Internetnutzer, Blogger und Cyber-Aktivisten in autoritären Regimen kontinuierlich zu unterstützen.

    Der CSU-Bezirkschef in Guttenbergs Heimat, Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, rechnet dem Bericht zufolge damit, dass der in die USA gezogene Guttenberg während eines Deutschland-Aufenthalts Ende Januar Klarheit über eine mögliche Kandidatur schafft: "Ich gehe davon aus, dass er dann die Gelegenheit nutzt, mit seinen politischen Freunden zu reden."

    Wenn Politiker über Doktortitel stolpern

    Gekaufte Doktortitel oder Plagiatsvorwürfe haben schon so manchen Politiker zu Fall gebracht. Eine Übersicht:

    Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU): Viele Passagen fremder Autoren in der Doktorarbeit des damaligen Verteidigungsministers sorgten im Februar 2011 für Aufsehen. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Nach heftigen Protesten trat Guttenberg von seinen Ämtern zurück.

    Silvana Koch-Mehrin (FDP): Wegen rund 120 Plagiaten in der Doktorarbeit der Europapolitikerin entzog die Universität Heidelberg ihr den Titel Mitte Juni 2011.

    Jorgo Chatzimarkakis (FDP): Der Europaabgeordnete verlor seinen Titel im Juli 2011, da mehr als die Hälfte seiner Arbeit nach Angaben der Uni Bonn aus fremder Feder stammte.

    Dieter Jasper (CDU): Der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete wurde Anfang Mai 2011 zu einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt, weil er einen Doktortitel zu Unrecht geführt hatte. Jasper hatte den Doktor der Wirtschaftswissenschaften 2004 an einer Universität in der Schweiz erworben, die gegen Geld akademische Grade vergeben soll.

    Kai Schürholt (CDU): Der Oberbürgermeisterkandidat der Landauer CDU hatte sich 2007 im Wahlkampf mit einem Doktortitel geschmückt, obwohl er seine Promotion noch längst nicht abgeschlossen hatte. Das Amtsgericht Landau verurteilte ihn wegen Titelmissbrauchs zu einer Geldstrafe.

    Bernd Althusmann (CDU): Der niedersächsische Kultusminister und Präsident der Kultusministerkonferenz geriet im Juli 2011 ebenfalls wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Die Universität Potsdam überprüfte die Arbeit daraufhin und kam zum Schluss: Althusmanns Dissertation weise zwar eine Vielzahl formaler Mängel  auf, die guter wissenschaftlicher Praxis widersprächen. Ein Plagiats-Verdacht habe sich aber nicht bestätigt.

    Florian Graf (CDU): Der Berliner CDU-Fraktionschef gab im April 2012 seinen Doktortitel wegen gravierender wissenschaftlicher Mängel zurück. Er sei den an sich selbst gestellten Ansprüchen "im Hinblick auf ein Standhalten meiner Dissertation in der Öffentlichkeit nicht gerecht geworden", teilte er mit - und kam einem Zeitungsbericht zuvor.

    Margarita Mathiopoulos (FDP): Nach Plagiatsvorwürfen entzog die Universität Bonn der Politikprofessorin und FDP-Politikerin im April 2012 den Doktortitel.

    Annette Schavan (CDU): Weil sie in ihrer 1980 eingereichten Doktorarbeit Zitierfehler gemacht und Quellen nicht richtig ausgewiesen hatte, wurde der Bundesbildungsministerin im Februar 2013 der Doktortitel entzogen.

    Andreas Scheuer (CSU): Der CSU-Generalsekretär geriet Anfang 2014 wegen seines tschechischen Doktortitels in die Kritik. Diesen durfte er eigentlich nur in zwei Bundesländern aufgrund von Ausnahmeregelungen führen. Unter Druck erklärte Scheuer, den Titel gar nicht mehr zu führen.

    Der Landrat und CSU-Kreisvorsitzende im betreffenden oberfränkischen Wahlkreis, Christian Meißner, habe Guttenberg zu einem Treffen innerhalb der nächsten vier bis fünf Wochen aufgefordert, berichtet das Magazin. Guttenberg habe per SMS geantwortet: "Machen wir."  dpa/AZ

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