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Bad Aibling: Zugunglück Bad Aibling: "Menschliches Versagen mit katastrophalen Folgen"

Bad Aibling

Zugunglück Bad Aibling: "Menschliches Versagen mit katastrophalen Folgen"

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    Zwei Bahnarbeiter gehen auf den Gleisen an einem noch nicht abtransportierten Waggon eines verunglückten Zuges vorbei.
    Zwei Bahnarbeiter gehen auf den Gleisen an einem noch nicht abtransportierten Waggon eines verunglückten Zuges vorbei. Foto: Peter Kneffel/dpa

    Nach Angaben der Ermittler geht das Zugunglück von Bad Aibling, bei dem elf Menschen starben und mehr als 80 verletzt wurden, auf menschliches Versagen zurück. Gegen den Fahrdienstleiter sei ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese bei der Pressekonferenz am Dienstag.

    Von links: Oberstaatsanwalt Jürgen Branz, der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese und der Polizeipräsident von Oberbayern-Süd, Robert Kopp.
    Von links: Oberstaatsanwalt Jürgen Branz, der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese und der Polizeipräsident von Oberbayern-Süd, Robert Kopp. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Der 39-Jährige am Montag in Absprache mit seinen Anwälten in einer Vernehmung ausführlich geäußert und ein Fehlverhalten eingeräumt. Zuvor hatte er die Aussage verweigert. "Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen", so Giese. Anhaltspunkte für technisches Versagen gebe es keine, ebenso wenig für einen Vorsatz. "Es war menschliches Versagen mit katastrophalen Folgen."

    Zur konkreten Unglücksursache sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz, der Fahrdienstleiter habe dem Zug, der mit 3 bis 4 Minuten Verspätung von Holzkirchen Richtung Rosenheim fuhr, "ein Sondersignal gegeben, das nicht hätte gegeben werden dürfen". Als er seinen Fehler bemerkte, habe er noch einen Notruf abgesetzt. Der sei aber "ins Leere" gegangen. "Was wir momentan haben, ist ein furchtbares Einzelversagen", so Branz.

    Bad Aibling: Fahrdienstleiter gab offenbar ein falsches Sondersignal

    Zu den Details der Vernehmungen wollten sich die Ermittler nicht äußern. Das müsse alles erst mit den sichergestellten Daten und Unterlagen abgeglichen werden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz.

    Der Fahrdienstleiter ist nach Angaben der Ermittler 39 Jahre alt und hat mehrjährige Berufserfahrung. Er hatte seinen Dienst am Unglückstag um 5 Uhr morgens begonnen. Hinweise auf Alkohol oder Drogen gebe es keine. Eine Atemalkoholanalyse habe ein Ergebnis von 0,0 ergeben, sagte Rosenheims Polizeipräsident Robert Kopp.

    Der Mann sei inzwischen von seinen Verteidigern zu seinem eigenen Schutz an einen sicheren Ort gebracht worden. Eine Unterbringung in Haft komme derzeit nicht in Frage. "Man muss nicht davon ausgehen, dass hier ein Haftgrund vorliegt", sagte Giese. Es gehe um eine fahrlässige Tat, nicht um eine vorsätzliche und um einen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren.

    Bad Aibling: Züge prallten frontal zusammen

    Die zwei Züge des privaten "Meridian", der von der zur Transdev gehörenden Bayerische Oberlandbahn (BOB) betrieben wird, waren am vergangenen Dienstagmorgen auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim in einer Kurve frontal zusammengestoßen. Dabei verkeilten sich die Triebwagen. Ein Zug entgleiste, mehrere Waggons stürzten um.

    Die Züge prallten vermutlich mit sehr hoher Geschwindigkeit aufeinander. Die Unfallstrecke liegt in einer Kurve, so dass die beiden Zugführer wohl vorher keinen Sichtkontakt hatten und "weitestgehend ungebremst" zusammenstießen, wie Bundesverkehrsminsiter Alexander Dobrindt bereits am Tag des Unglücks sagte. Auf der Strecke ist eine Geschwindigkeit von bis zu hundert Stundenkilometern möglich.

    Die Zerstörungkraft des Aufpralls war jedenfalls gewaltig. Die Wiederherstellung der stark beschädigten Bahnstrecke dauert noch immer an. Auf einer Länge bis zu 120 Metern müssen Schienen und Schwellen teils erneuert werden. Es ist noch unklar, wann die Unglücksstrecke wieder freigegeben werden kann.

    Die Pressekonferenz zum Zugunglück von Bad Aibling kann hier nochmal angesehen werden:

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