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Rita Falk im Interview: Zweitwohnsitz: Niederkaltenkirchen

Rita Falk im Interview

Zweitwohnsitz: Niederkaltenkirchen

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    2008 verliert Rita Falk ihren Job als Bürokauffrau und beginnt mit dem Schreiben. Seither hat sie unter anderem sieben Provinzkrimis um Dorfpolizist Franz Eberhofer verfasst.
    2008 verliert Rita Falk ihren Job als Bürokauffrau und beginnt mit dem Schreiben. Seither hat sie unter anderem sieben Provinzkrimis um Dorfpolizist Franz Eberhofer verfasst. Foto: Astrid Eckert

    Frau Falk, würden Sie gerne in Niederkaltenkirchen wohnen? 

    Rita Falk: Ich wohne ja teilweise dort. Das ist ja so mein Zweitwohnsitz. Wenn ich schreibe, tauche ich da vollkommen ab. Da bin ich wirklich beim Wolfi mit am Wirtshaustisch oder fahre mit dem Franz Streife.

    Tatsächlich gibt es mehrere Parallelen zwischen der Buch-Welt und Ihrem Leben. Sie sind bei Ihrer Oma aufgewachsen – ähnlich wie Ihr Protagonist, der Franz. Alles in einem kleinen bayerischen Ort, in Oberammergau. Und Ihr Mann ist Polizist. Wie viele echte Erfahrungen stecken in Ihren Büchern?

    Falk: Schon sehr viele. Man sollte ja nur über das schreiben, womit man sich auskennt. Ich habe auch tatsächlich Sachen verarbeitet, die meinem Mann in seiner beruflichen Karriere passiert sind. Das wird dann halt etwas verfremdet, damit man niemandem auf den Schlips tritt. Den Psychopathen etwa, der aktuell in „Schweinskopf al dente“ sein Unwesen treibt, hat es in ähnlicher Weise tatsächlich gegeben.

    Wenn man mit Lesern Ihrer Bücher spricht, hört man oft: Die Kriminalfälle sind jetzt nicht sehr komplex – aber einfach total nett geschrieben. Wie macht man das „nett schreiben“?

    Falk: (lacht) Ich habe keine Ahnung, ich kann nicht anders schreiben. Wenn es lustig ist, freut es mich. Und gerade in der jetzigen Zeit, in der so viel Gruseliges passiert, ist es für den Leser doch angenehmen, wenn er mal in eine andere Welt abtauchen kann und die dann auch noch lustig ist. 

    Sie schreiben ja nicht nur, Ihre Bücher sind inzwischen auch im Kino recht erfolgreich. Wie haben Sie reagiert, als es hieß: Das verfilmen wir jetzt? 

    Falk: Als mich damals eine Filmagentin auf der Frankfurter Buchmesse angesprochen hat und sagte, dass sie Interesse an den Eberhofer-Büchern hat, dachte ich im ersten Moment, das ist hier die Versteckte Kamera. Dass es gemacht wurde, auch völlig in meinem Interesse gemacht wurde, finde ich toll. Die Filme sind sehr nahe an den Buchvorlagen, das ganze Schräge, das in den Texten drin ist, sieht man auf der Leinwand. Ich bin da schon unglaublich stolz. 

    Das „nah am Buch“ ist ein interessanter Punkt. Zwei andere, sehr erfolgreiche Provinzkrimi-Autoren, Volk Klüpfel und Michael Kobr, haben für ihre Kluftinger-Verfilmungen zuletzt auch viel Kritik einstecken müssen. Ihre Fans hingegen scheinen die Filme zu lieben. Haben Sie dafür eine Erklärung? 

    Falk: Ich denke, es macht das Team. Bevor wir überhaupt ein Drehbuch geschrieben haben, haben wir uns in ein Auto gesetzt und sind einen ganzen Tag lang durch Niederbayern gefahren. Und ich bin immer gefragt worden: „Rita, wo siehst Du Niederkaltenkirchen?“. Ich hab dann eben die Stellen gezeigt, wo es für mich real war. Schauspieler, Drehbuchautoren, Kameraleute, Regisseur Ed Herzog - sie alle haben einfach den Eberhofer begriffen.

    Simon Schwarz (von links), Lisa Maria Potthoff, Rita Falk und Sebastian Bezzel bei der Filmpremiere von "Schweinskopf al dente" in München.
    Simon Schwarz (von links), Lisa Maria Potthoff, Rita Falk und Sebastian Bezzel bei der Filmpremiere von "Schweinskopf al dente" in München. Foto: Ursula Düren, dpa

    Das heißt, Sie arbeiten wirklich intensiv mit an den Filmen? 

    Falk: Genau. Das ist wirklich eine große Familie, wenn wir da immer zusammenkommen. Wie Klassentreffen, sag ich immer. Bis zum Kabelträger ist jeder mit so einer Freude und Begeisterung dabei, und dieser Spaß überträgt sich eben auch auf die Zuschauer. 

    Welcher Charakter aus ihren Büchern ist in den Filmen denn am besten gelungen? 

    Falk: Ich finde jeder spielt seine Rolle fantastisch, da will ich niemanden hervorheben. 

    Und welcher ist Ihr Lieblingsfilm bisher? 

    Falk: Bei mir ist es eigentlich immer der aktuelle, derzeit also „Schweinskopf al dente“. Der ist nochmal einen Tick schräger. Enzi Fuchs hingegen findet „Grießnockerlaffäre“ am besten, der ist ja auch schon abgedreht und kommt im Sommer 2017 ins Kino. Aber da habe ich noch nicht reinschauen können.

    Bevor sie mit dem Schreiben begonnen haben, hatten sie 2008 ein Burnout, wurden anschließend arbeitslos. Nun gibt es jedes Jahr einen Film, jedes Jahr ein Buch. Wie gehen sie mit diesem Druck um – regelmäßig etwas liefern zu müssen, das dann auch noch lustig sein soll. 

    Falk: Erstens muss ich gar nicht. Ich hab da mit meinem Verlag sehr viel Glück, weil die mir komplett freie Hand lassen. Es ist schön, wenn es ein Buch pro Jahr ist, aber ich hab überhaupt keinen Druck. Zweitens macht mir die Schreiberei einfach einen Riesenspaß. Von Druck kann man da also nicht sprechen - sondern von Freude, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. 

    Und wann sind Sie dem Eberhofer Franz überdrüssig? 

    Falk: Ich brauch schon immer meine Auszeiten. Wenn ich mal wieder die Nase voll habe, schreibe ich einen Roman wie „Hannes“ oder „Funkenflieger“, was auch sehr viel Spaß macht. Aber ich merke dann schon, dass ich bald wieder Heimweh bekomme und zurück nach Niederkaltenkrichen muss. Und wie lange ich den Eberhofer schreibe? Das hängt eigentlich ausschließlich davon ab, wie lange die Leute ihn lesen wollen.

    Rita Falk, 1964 in Oberammergau geboren, lebt heute im Kreis Landsberg. Die dreifache Mutter ist mit einem Polizisten verheiratet. Die neue Verfilmung „Schweinskopf al dente“ kommt am 11. August in die bayerischen Kinos.

    Rita Falk - die Eberhofer-Reihe

    Winterkartoffelknödel (2010)

    Dampfnudelblues (2011)

    Schweinskopf al dente (2011)

    Grießnockerlaffäre (2012)

    Sauerkrautkoma (2013)

    Zwetschgendatschikomplott (2015)

    Leberkäsjunkie (2016)

     Weißwurstconnection (2017)

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