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Schule in Bayern: Bewerberüberschuss: Zugang zum Referendariat soll beschränkt werden

Schule in Bayern

Bewerberüberschuss: Zugang zum Referendariat soll beschränkt werden

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    Angehende Lehrer erwarten wohl bald höhere Hürden.
    Angehende Lehrer erwarten wohl bald höhere Hürden. Foto: Daniel Reinhardt (dpa)

    Der ohnehin schwierige Berufsstart für viele Nachwuchs-Lehrer in Bayern könnte schon bald eine zusätzliche Hürde bekommen: Denn die CSU-Staatsregierung plant eine Zugangsbeschränkung für das Referendariat. Ein entsprechender Gesetzentwurf des Kultusministeriums ist offenbar bereits in der internen Abstimmung. Noch im Winter, so heißt es in der CSU, könnte die Neuregelung beschlossen werden.

    „Es geht nicht um eine Nicht-Zulassung zum Referendariat, es geht darum, die Zulassung besser steuern zu können“, erklärt Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) auf Nachfrage unserer Zeitung. So soll die Beschränkung zwar im Grundsatz für alle Fächer und Schularten gelten, aber nur in den Bereichen Anwendung finden, in denen deutlich mehr Bewerber als offene Stellen verfügbar sind – derzeit etwa in Deutsch oder Geschichte am Gymnasium oder für das Lehramt an den Realschulen.

    Auch künftig werde niemand am Abschluss der Lehrerausbildung gehindert, beteuert Spaenle. Diese umfasst nach einem vier- bis fünfjährigen Hochschulstudium ein zweijähriges praktisches Referendariat in den Schulen. Für viele Nachwuchs-Lehrer könnte es aber schon bald deutlich länger dauern, bis die Ausbildung fertig ist: Bislang garantiert der Freistaat nämlich jedem Absolventen direkt nach der Uni eine Stelle als Referendar. Künftig soll dagegen eine wohl maximal dreijährige Wartefrist möglich sein.

    13 der 16 Bundesländer hätten bereits ähnliche Zugangsbeschränkungen, heißt es im Kultusministerium. Nur Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen garantierten bislang wie Bayern die nahtlose praktische Ausbildung. „Wir wollen niemandem vom Lehramtsstudium abhalten“, erklärt Spaenle den bayerischen Kurswechsel: „Wir wollen aber noch nachdrücklicher darauf hinweisen, dass bestimmte Fächerkombinationen wenig Chancen haben.“

    Derzeit versucht das Ministerium, mit einer Bedarfsprognose die Studienwahl der künftigen Lehrer zu beeinflussen. Der Erfolg hält sich in Grenzen – wohl auch, weil die staatlichen Stellen- und Schülerzahl-Vorhersagen in den letzten Jahren wenig verlässlich waren.

    "Selbstschutz" für Studenten

    „Wir müssen einen gewissen Selbstschutz einbauen für die Studenten“, findet deshalb der CSU-Bildungsexperte Gerhard Waschler. Insider der bayerischen Bildungspolitik vermuten dagegen, dass es eher um einen Selbstschutz der Abgeordneten der CSU-Regierungsfraktion gehen könnte: Auf die prassle daheim in den Wahlkreisen nämlich immer wieder viel Kritik für die Nicht-Einstellung auch von Einser-Absolventen nieder, glaubt etwa die Vorsitzende des Lehrerverbandes BLLV, Simone Fleischmann: „Und davor hofft man sich durch die Neuregelung zu schützen.“

    Um die Kluft zwischen freien Stellen und Junglehrern zu schließen, sei eine Zugangsbeschränkung aber die falsche Lösung: Nötig sei vielmehr eine flexiblere Ausbildung, die einen bedarfsgerechten Wechsel zwischen Fächern und Schultypen möglich mache, verlangt Fleischmann.

    Eine Forderung, die auch bei der Opposition im Landtag Zustimmung findet: „Ein Pfropfen vor dem Referendariat hilft nicht“, glaubt etwa Michael Piazolo (Freie Wähler). Stattdessen müsse schon der Zugang zum Studium besser reguliert und die Ausbildung flexibler werden.

    Die Zugangsbeschränkung sei „keine Problemlösung, sondern eine Problemverschiebung“, kritisiert auch der Grünen-Politiker Thomas Gehring. So sieht das auch Lisa Fuchs von der Referendar-Vertretung beim Bayerischen Philologenverband (bpv): „Statt einer wird es künftig zwei Wartelisten geben“, befürchtet sie. Zudem würden die beschränkten Referendar-Plätze wohl allein nach den Noten des ersten Staatsexamens vergeben: „Dabei sind die besten Theoretiker nicht immer die besten Pädagogen“, kritisiert Fuchs.

    „Wir werden auch in Zukunft die besten Lehrer in die Schulen bekommen“, hält Minister Spaenle dagegen. Und ja: Eine größere Flexibilität der Ausbildung sei neben der Zugangsbeschränkung „die zweite Seite der Medaille“.

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