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Hintergrund: "Darknet": Was bedeutet das eigentlich?

Hintergrund

"Darknet": Was bedeutet das eigentlich?

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    Der Amokläufer von München beschaffte sich die Tatwaffe aus dem sogenannten Darknet. (Symbolfoto)
    Der Amokläufer von München beschaffte sich die Tatwaffe aus dem sogenannten Darknet. (Symbolfoto) Foto:  Jana Pape, dpa

    Der Amokläufer David S. hat bei seiner Tat im Münchner Olympia-Einkaufszentrum fast 60 Schüsse abgefeuert. Dafür verwendete er eine Glock 17 mit Kaliber neun Millimeter, die aus der Slowakei stammen soll. Er bestellte die Waffe aber nicht wie ein gewöhnlicher Internetnutzer: Der Todesschütze hat sich die Waffe laut Landeskriminalamt (LKA) aus dem sogenannten Darknet beschafft.

    Was ist das "Darknet"?

    Das Internet und das World Wide Web sind eigentlich als offene Dienste konzipiert, in dem jeder mit jedem Daten austauschen kann. Im "Darknet" (Dunkles Netz) werden wie in einer Art Paralleluniversum abgeschirmte Verbindungen hergestellt, auf die man von außen nicht ohne weiteres zugreifen kann. In der Regel benötigt man eine Einladung, um Zugang zu einem Darknet zu erhalten. Die Webseiten sind themenbezogene Datenbanken und Foren sowie Verkaufs-Plattformen für Drogen, Waffen und andere verbotene Waren.

    Zu kompliziert? Ein Bild kann dabei helfen, besser zu verstehen, was das Darknet ist: Stellen wir uns das Internet als ein Haus vor. Die größten Zimmer haben die meisten schon betreten, man kennt auch die dunklen Ecken. Doch dann stellt man fest, dass es noch ein großes Kellergewölbe gibt. Leute, die schon einmal dort waren, berichten mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu davon.

    Dies ist das Darknet, eine Bezeichnung für versteckte Webseiten, die mit technischen Mitteln neugierige Blicke fernhalten, vor allem die von Ermittlern. Die haben es schwer. Auch weil sich die digitale Unterwelt nur mithilfe einer speziellen Software betreten lässt, dem Anonymisierungs-Browser Tor.

    Wer nutzt das "Darknet"?

    Im Darknet können sich Internetnutzer fast ganz anonym bewegen. Das ist für Menschen interessant, die großen Wert auf Privatsphäre legen oder die in einem repressiven politischen System leben und ihre Meinung äußern wollen.

    Deswegen verwundert es nicht, dass Dissidenten in Diktaturen und Whistleblower das Darknet nutzen, um anonym zu bleiben. Doch es wird auch von Kriminellen genutzt. Im Schutz der Anonymität hat sich in den letzten Jahren eine Parallelwelt entwickelt. Besonders erfolgreich sind illegale Webshops. Auf „Kryptomärkten“ werden Drogen gehandelt, verschreibungspflichtige Medikamente oder gefälschte Pässe. Einige Marktplätze führen auch Waffen, wie der Amoklauf in München belegt. Sie werden seltener angeboten als Drogen, sind aber angesichts der Sicherheitslage Schwerpunkt der Ermittlungen. 20 bis 30 Personen seien 2015 wegen Waffendelikten identifiziert worden, sagt der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität, Georg Ungefuk.

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    Dissidenten in Diktaturen und Whistleblower nutzen das Darknet, um anonym zu bleiben. Doch es wird auch von Kriminellen genutzt. Im Schutz der Anonymität hat sich in den letzten Jahren eine Parallelwelt entwickelt. Besonders erfolgreich sind illegale Webshops. Auf „Kryptomärkten“ werden Drogen gehandelt, verschreibungspflichtige Medikamente oder gefälschte Pässe. Einige Marktplätze führen auch Waffen, wie der Amoklauf in München belegt. Sie werden seltener angeboten als Drogen, sind aber angesichts der Sicherheitslage Schwerpunkt der Ermittlungen. 20 bis 30 Personen seien 2015 wegen Waffendelikten identifiziert worden, sagt der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität, Georg Ungefuk.

    Wie hat sich das "Darknet" entwickelt?

    Traditionell gibt es eine enge Verbindung zwischen illegalen Tauschbörsen und dem Darknet. Dort werden heute auch gestohlene Zugänge zu Videodiensten wie Netflix und Amazon, aber auch erbeutete Kreditkartenummern oder PayPal-Zugänge offeriert. Der aktuelle Fall in München zeigt aber: In dem abgelegen Winkel des Internet geht es auch um gravierende Straftaten wie illegalen Waffenhandel. Wie viele Plattformen es im Darknet gibt, weiß niemand genau. "Das Darknet verändert sich ständig", sagt der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT), Georg Ungefuk. "Plattformen verschwinden und neue kommen hinzu." Allein auf einer nichtkommerzielle englischsprachige Website über das Darknet und seine Angebote (deepdotweb.com) finden sich mehr als 20 solcher Plattformen.

    Wie funktioniert das "Darknet" technisch?

    Für den Zugriff auf das "Netz der Finsternis" verwenden viele Anwender das "Tor"-Netz. "Tor" wird allerdings auch von denjenigen benutzt, die ein völlig legitimes Interesse an einer geschützten Kommunikation haben, etwa Menschenrechtsaktivisten oder User in Unrechtsstaaten. "Tor" steht für "The Onion Router" und wird als freie offene Software angeboten, mit der man sich einen verschlungenen Weg durch Tausende Computer von Freiwilligen suchen kann. Die Daten werden von einer Verschlüsselung nach der anderen umhüllt und wieder befreit, daher der Namensvergleich mit der Zwiebel (Onion). Jeder Server kennt so nur seinen Vorgänger und Nachfolger, aber nicht die gesamte Verbindung. Die IP-Adresse des Nutzers wird auf diese Weise getarnt. Überwacher können kaum rekonstruieren, woher der Aufruf einer bestimmten Website stammte.

    Welche Rolle spielt der Waffenhandel im "Darknet"?

    Waffen werden im Darknet nach Erkenntnissen von Fachleuten deutlich seltener angeboten als Drogen, sind aber angesichts der Sicherheitslage Schwerpunkt der Ermittlungen. Etwa 20 bis 30 Menschen seien allein 2015 wegen Waffendelikten im Darknet identifiziert worden, sagt Ungefuk.

    Welche anderen Waren werden vor allem im "Darknet" noch gehandelt?

    Schwerpunkt der illegalen Geschäfte im Darknet ist nach Einschätzung von Ermittlern Rauschgift. Vor allem synthetische Drogen wie Amphetamine werden gehandelt, aber auch Heroin, Kokain, Cannabis und Ecstasy. Auf nur einer Verkaufs-Plattform gibt es dafür mehr als 10 000 Angebote. Die Ermittler nennen zudem Kinderpornografie, Falschgeld, gefälschte Pässe und Plagiate als Beispiele. Ebenfalls zum Verkauf stünden ausgespähte Daten etwa von Kreditkarten und Online-Banking sowie gefälschte Internet-Zugänge. Angeboten werden aber auch weiche Drogen, die in manchen Ländern legal sind, in anderen nicht.

    Wie wird im "Darknet" bezahlt?

    "Die verbotenen Geschäfte leben von anonymer Kommunikation, anonymen Zahlungen und Tricks bei der Lieferung", sagt Ungefuk. Die Käufe laufen über elektronische Währungen wie etwa "Bitcoin".

    Wie soll der Amokläufer von München das "Darknet" genutzt haben?

    David S. besorgte die Tatwaffe für seinen Amoklauf laut Landeskriminalamt im Internet. Es soll sich dabei um eine Theaterwaffe handeln, die wieder gebrauchsfähig gemacht wurde. Wie genau David S. Zugriff auf das Darknet erwerben konnte, ist laut LKA noch unklar. axhe/dpa

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