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Balkan-Popper aus dem Chiemgau

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Balkan-Popper aus dem Chiemgau

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    Django 3000 ist eine Band, die Jugendliche im Freistaat und inzwischen weit drüber hinaus in Ekstase versetzt. Was ist euer Erfolgsgeheimnis?

    Michael Fenzl (Bass, Gesang): Unsere Wurzeln liegen in der Rockmusik, in der Zigeunermusik und im Balkan-Beat. Vielleicht sind es die Off-Beats, die unsere Lieder mitreißend und damit auch erfolgreich machen. Schon Bob Marley hat ja erkannt, dass die Betonung auf der Zwei gut funktioniert. Da kommt sofort Bewegung in die Musik und die überträgt sich auf die Zuhörer. Darum ist auch Reggae so gut tanzbar. Früher gab es das fast ausschließlich im Reggae oder Ska, heute immer öfter in der Popmusik.

    Ob La Brass Banda oder ihr – die angesagten Bands in Bayern kommen aus dem Chiemgau. Auch die Musikszene dort ist sehr lebendig. Woran liegt das?

    Fenzl: Ganz klar: Viele Menschen im Chiemgau sind recht entspannt und in der Lage, das Leben zu genießen. Es ist eine wunderbare Gegend rund um den Chiemsee, in der auch Songs gut gedeihen. Außerdem geht man hier möglicherweise mit einem anderen Gefühl an die Musik ran als in der Großstadt. Und die Menschen scheinen das zu mögen.

    Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?

    Fenzl: Wir wollen jetzt nach der Veröffentlichung unseres aktuellen Albums „Im Sturm“ erst einmal touren. Mit unserem neuen Sound, in dem erstmals Keyboards eingesetzt werden, wollen wir auch Leute ansprechen, denen wir bisher musikalisch zu rau waren.

    Sie selbst haben Kontrabass studiert. Warum dieses Rieseninstrument?

    Fenzl: Da muss ich erst einmal etwas ausholen. Musik hat mich ja schon immer fasziniert. Mit sieben habe ich mir meine erste E-Gitarre gewünscht und wollte sein wie Elvis. Ich wusste dann während meiner Schulzeit nie so richtig, was ich mal werden will: Sozialberuf? Handwerker? Irgendwann wurde mir klar, das kann es nicht sein. Musik liebte ich, darum habe ich eine entsprechende Berufsfachschule absolviert. Ein Lehrer sagte, wenn du nicht studierst, ist das ein verschenktes Talent. Da für mich weder klassische Gitarre noch Jazzgitarre infrage kam, entschied ich mich schließlich für den Bass, den ich zuvor als Instrument entdeckt hatte.

    Und Sie haben den Kontrabass in einen Bereich geholt, wo er eigentlich so gut wie nie auftaucht – die Popmusik.

    Fenzl: Ja, der Kontrabass wird eher in der Klassik oder im Jazz gespielt. Im Pop ist das wirklich ziemlich einzigartig. Zusammen mit einem Tontechniker haben wir aber einen Bass gebastelt, der richtig gut funktioniert.

    Dass es Bass statt Gitarre wurde, haben Sie nicht bereut?

    Fenzl: Nein, wirklich nicht. Der Bass hat mich zu Django 3000 gebracht.

    Was bedeutet dieser seltsame Bandname Django 3000?

    Fenzl: Django steht für Django Reinhardt, einen der bekanntesten Jazz-Gitarristen. 3000 steht als Zahl für die Musik der Zukunft. Wir wollten etwas Neues machen. Und wir waren uns einig: Einfach muss die Musik sein und extrem eingängig. Das Gleiche hat für den Namen gegolten.

    Gab es bei euch früher mal die Idee, englisch zu singen?

    Fenzl: Eigentlich nicht. Bairisch ist unsere Sprache. Das ist am ehrlichsten. Außerdem klingt der Dialekt im Gegensatz zum Hochdeutschen elegant und weich. Er lässt sich herrlich in Liedertexten verarbeiten.

    Ich habe gehört, ihr habt auch mal am Theater in Augsburg gespielt…

    Fenzl: Das ist richtig. Wir spielten in „Der jüngste Tag“ von Horvath mit. Die Regisseurin wünschte sich eine bayerische Band in dem Stück. Sie hat das schön inszeniert. Wir haben da voll reingezimmert.

    Und nach Augsburg wart ihr reif für Indien?

    Fenzl (lacht):Genau. Das war auch ein richtiges Abenteuer. Auf Einladung des Auswärtigen Amtes beschallten wir beispielsweise die Eröffnung einer U-Bahn-Station in Mumbai. Nach dem offiziellen Teil gingen wir hoch auf die Straße und machten dort weiter. Bald bildeten sich Trauben von Leuten. Das war lustig. Die eingeladene Presse kam erst mit zweieinhalb Stunden Verspätung. Das scheint in Indien ganz normal zu sein. Die Journalisten sagten, sie hätten gedacht, wir würden sowieso erst später anfangen.

    Man hört, ihr reist in der Welt herum.

    Fenzl: Stimmt, wir sind schon nach Helsinki eingeladen worden und nach Russland. 2015 spielten wir auf einem internationalen Festival in Südkorea. Das war aufregend, mit so vielen anderen Bands aus aller Herren Länder aufzutreten. Wir waren bisher viel im Osten unterwegs, jetzt könnte es mal nach Westen gehen.

    Wohin?

    Fenzl: Südamerika und Kanada wären mir da lieber als die USA.

    Habt ihr auch eine politische Dimension in euren Songs?

    Fenzl: Politisch waren wir bisher so gut wie gar nicht. Bei uns soll das Publikum tanzen. Auf dem neuen Album sind aber Lieder, die durchaus gesellschaftskritisch sind.

    Haben Sie eine Lieblingsband?

    Fenzl: Pearl Jam vielleicht oder U2. Aber auch Queen, David Bowie und Led Zeppelin haben mich stark beeinflusst. Interview:

    Django 3000 Vierköpfige Folk-Popband aus dem Chiemgau. 2011 veröffentlichten die Djangos ein Video ihres Songs „Heidi“ auf Youtube, wurden vom Rundfunk entdeckt und bekamen einen Plattenvertrag. Ihr neues Album „Im Sturm“ erschien Anfang des Jahres.

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