Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Kampf gegen Fake News: Googles Autocomplete-Funktion soll künftig auf Begriffe verzichten

Kampf gegen Fake News

Googles Autocomplete-Funktion soll künftig auf Begriffe verzichten

    • |
    In Deutschland sollen Google 600 Testpersonen dabei helfen, Fake News besser zu erkennen.
    In Deutschland sollen Google 600 Testpersonen dabei helfen, Fake News besser zu erkennen. Foto: Ole Spata, dpa (Symbolbild)

    Google will stärker gegen gefälschte Nachrichten und Hassbotschaften in Netz vorgehen. Der Internet-Konzern kündigte am Dienstag das "Project Owl" ("Projekt Eule") an, eine Initiative, mit der "minderwertiger Content" aus den Suchergebnissen und anderen Diensten weitgehend verbannt werden soll. Dafür trainieren menschliche Testpersonen den Suchalgorithmus entsprechend, sagte Google-Ingenieur Pandu Nayak der Nachrichtenagentur dpa.

    Rund 600 Testpersonen in Deutschland

    Für Google seien seit geraumer Zeit weltweit zehntausende Internet-Anwender aktiv, um Änderungen der Suchformel in einem Blindtest zu bewerten. Dabei bekommen die Tester die Suchergebnisse vor und nach der Algorithmus-Änderung zu sehen und müssen beurteilen, welches besser ist. In Deutschland seien rund 600 Testpersonen im Einsatz. Die Richtlinien für die Testpersonen seien nun komplett überarbeitet worden. 

    Anhand von ausführlicheren Beispielen zu Webseiten von minderer Qualität wolle Google es Bewertern erleichtern, Seiten angemessen zu melden und zu kennzeichnen, die irreführende Informationen, unerwartet anstößige Suchergebnisse, Falschmeldungen und unbestätigte Verschwörungstheorien enthalten. "Dieses Feedback hat keinen unmittelbaren Einfluss auf das Ranking einzelner Seiten, hilft uns jedoch dabei, Daten zur Qualität unserer Suchergebnisse zu sammeln und Bereiche mit Verbesserungsbedarf zu erkennen", schrieb Ben Gomes, VP of Engineering, Google Search, in einem Blogeintrag.

    Die Testpersonen sollen dem Algorithmus helfen, Fake News zu erkennen

    "Es gibt ähnlich wie bei Spam-Mails Leute, die unser System austricksen wollen. Dagegen werden wir nun noch schärfer vorgehen", sagte Nayak. Die Testpersonen sollen im Auftrag von Google allerdings nicht massenhaft ungeeignete Seiten aus den Suchergebnissen herausfiltern, sondern den Algorithmus der Suchmaschine auf eine bessere Erkennung der minderwertigen Inhalte trainieren.

    Als Beispiel nannte Nayak die Suchanfrage, ob der ehemalige US-Präsident Barack Obama einen Staatsstreich plane. Bis zum März hatte Google dabei noch an erster Stelle auf einen obskuren Artikel der Website "Secrets of the Fed" verwiesen, in dem Obama vorgeworfen wurde, zusammen mit "kommunistischen Chinesen" einen Coup zu planen. Künftig sollten solche Fehlleistungen vermieden werden.

    Auch die Autocomplete-Funktion wird überarbeitet

    "Project Owl" sieht auch Änderungen beim Ranking vor: Google habe Suchfaktoren mit Signalwirkung angepasst, damit verlässlichere Seiten angezeigt und Inhalte von minderer Qualität herabgestuft werden können.

    Das ist Google-Chef Sundar Pichai

    Sundar Pichai bekam vor knapp zweieinhalb Jahren die Verantwortung für das dominierende Smartphone-System Android übertragen und dann im vergangenen Herbst die für fast das gesamte Online-Geschäft.

    Jetzt wird der Aufstieg des 43-Jährigen mit dem Chefposten bei Google gekrönt. Es ist zwar nur ein "etwas verschlanktes" Google als Web-Sparte unter einem neu geschaffenen Konzerndach, wie Mitgründer Larry Page dezent anmerkte. Aber Page vertraut dem stets bedächtig auftretenden Top-Manager damit Googles Geldmaschine an, auf die das ganze Unternehmen angewiesen ist.

    Pichai stammt aus dem südindischen Staat Tamil Nadu. In die USA kam er 1993 mit einem Stipendium für die kalifornische Elite-Uni Stanford, um Halbleiter-Physik zu studieren.

    Seine Eltern mussten in die Ersparnisse greifen, um für das Flugticket 1000 Dollar zusammenzukratzen. Es war mehr als ihr jährliches Einkommen, wie Pichai dem Magazin «Bloomberg Businessweek» erzählte.

    Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Das erste Telefon bekam die Familie, als Sundar zwölf Jahre alt war. Ihr übliches Fortbewegungsmittel war ein Motorroller, auf den sie zu viert stiegen. Sundar fuhr vorne im Stehen.

    Zu Google kam Pichai vor gut einem Jahrzehnt. Er trat am 1. April 2004 an - dem Tag, an dem der E-Mail-Dienst des Internet-Konzerns gestartet wurde, was auch er anfangs für einen der üblichen Aprilscherze der Firma hielt.

    Seine erste Aufgabe war die Arbeit am Google-Suchfenster in Browsern wie Firefox oder Microsofts Internet Explorer. Pichais Vorschlag, Google sollte einen eigenen Browser entwickeln, überzeugte die Gründer - und der Erfolg von Chrome war seine Eintrittskarte in die Chefetage des Konzerns. (dpa)

    Die Initiative umfasst weiterhin die Autocomplete-Funktion bei der Google-Suche. Mit der automatischen Vervollständigung von Suchbegriffen will Google den Nutzern Tipparbeit ersparen. Zum Beispiel bei der Eingabe von "women are" (Frauen sind) habe das System aber zuletzt das Wort "evil" (böse) vorgeschlagen. Denn bisher zeigt die Funktion ohne Wertung die Begriffe an, die im Netz häufig aufgerufen würden.

    Google-Nutzer sollen die Vorschläge melden können

    Google wird künftig bei den Vorschlägen auf Begriffe verzichten, die als sexuelle Beschimpfung, Hassrede oder als Bedrohung bestimmter Gruppen empfunden werden können. Außerdem bekommen die Google-Anwender die Möglichkeit, Autocomplete-Vorschläge zu bewerten und anstößige Worte zu melden. Diese Funktion wird aber zunächst nur auf Englisch verfügbar sein.

    Bei der Suche nach "Angela Merkel ist" schlägt Google auf Deutsch aktuell die Worte "tot", "wahnsinnig", "Polin", "schwanger" und "verheiratet" vor. dpa

    Lesen Sie auch:

    Google-Mitgründer Page investiert in fliegende Autos

    Google will Adblocker in seinen Browser Chrome integrieren

    Google entfernt regierungskritische Videos in Vietnam

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden