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Überwachung: NSA speichert TOR-Nutzer in spezieller Datenbank

Überwachung

NSA speichert TOR-Nutzer in spezieller Datenbank

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    Über das TOR-Netzwerk versuchen Internetnutzer, anonym zu bleiben. Das Gegenteil ist offenbar der Fall: TOR-Nutzer geraten erst recht ins Visier des US-Geheimdienstes NSA.
    Über das TOR-Netzwerk versuchen Internetnutzer, anonym zu bleiben. Das Gegenteil ist offenbar der Fall: TOR-Nutzer geraten erst recht ins Visier des US-Geheimdienstes NSA. Foto: Nicolas Armer/Symbolbild (dpa)

    Ausgerechnet ein Fall aus Deutschland zeigt, dass sich auch TOR-Nutzer nicht in Sicherheit wiegen können. Wer das Verschlüsselungsnetzwerk nutzt, um im Internet sicher oder gar anonym zu surfen, gerät nämlich offensichtlich erst recht ins Visier der Behörden.

    Nach Recherchen der Sender NDR und WDR hat der US-Geheimdienst NSA so einen Studenten aus Erlangen ausgespäht, der sich mit Verschlüsselung im Internet beschäftigt. Der Mann mit dem Namen Sebastian Hahn betreibe einen Server für das Anonymisierungsnetzwerk TOR.

    Alle Nutzer, täglich Hunderttausende, die auf den von Hahn bereitgestellten Server zugreifen, würden von der NSA speziell markiert, ihre Verbindungen gespeichert, berichteten die Sender am Donnerstag. Die NSA filtere damit die Nutzer des Anonymisierungsnetzwerks heraus. Diese landeten dann in einer speziellen NSA-Datenbank.

    NSA: Wer verschlüsselt, wird überwacht

    Das ist das Verschlüsselungsnetzwerk Tor

    Tor – The Onion Router – ist ein System, mit dem man seine eigene Internetkommunikation durch die Kommunikation anderer Nutzer verschleiern kann.

    Tor wurde ursprünglich von der US Marine entwickelt. Heute ist Tor ein System, das weltweit von Hunderttausenden genutzt wird.

    Tor kann man sich wie eine Art Perlenkette vorstellen. Eine Anfrage Ihres Computers an eine Internetseite geht nicht direkt ans Ziel, sondern wird zunächst durch eine ganze Reihe anderer Rechner geschleust.

    Dabei werden die Daten bei jedem Sprung von einem Server zum nächsten neu verschlüsselt. Das bedeutet also, dass an jeder Station zwar die jeweilige Verschlüsselung ausgelesen werden könnte, die nächstfolgende und die davor aber eben nicht mehr.

    Tor geriet mehrfach in die Schlagzeilen, weil es auch von Kriminellen genutzt wird, etwa zur Verbreitung von Drogen und Kinderpornografie oder zur Verschleierung von Spuren bei Betrugsdelikten.

    Einen Knotenpunkt im Tor-Netzwerk kann jeder betreiben, der einen Computer hat.

    Tor garantiert keine hundertprozentige Anonymität.

    2013 wurde bekannt, dass der US-Geheimdienst NSA intensiv versucht, Tor-Nutzer zu identifizieren.

    Hahn ist nach Kanzlerin Angela Merkel das zweite namentlich bekannte Opfer der NSA in Deutschland. Der Student nannte die Ausspähung "schockierend" und sagte den Sendern: "Das ist ein Rieseneingriff in meine Privatsphäre."

    Der Grünen-Obmann im NSA-Untersuchungsausschuss, Konstantin von Notz, bezeichnete den Vorgang am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin" als "verheerend". Die einzige Antwort der Bundesregierung auf die NSA-Affäre laute, die Bürger sollten sich im Internet selbst schützen und ihre Daten verschlüsseln. "Und nun stellen wir fest, dass gerade die, die verschlüsseln und das nutzen, überwacht werden. Das ist pervers und verrückt."  dpa/AZ

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