Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Mobilfunk: Roaming-Gebühren sollen wegfallen - zahlen Kunden trotzdem mehr?

Mobilfunk

Roaming-Gebühren sollen wegfallen - zahlen Kunden trotzdem mehr?

    • |
    Die EU will die Roaming-Gebühren abschaffen.
    Die EU will die Roaming-Gebühren abschaffen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

    Am Mittwoch noch hatte die EU-Kommission ihre Pläne vorgelegt, wonach die Roaming-Gebühren bis 2016 auslaufen sollen. Kroes: EU-Roaming schrittweise abschaffen Nur einen Tag später warnten Experten, dass sich das Konzept als Bumerang erweisen könnte. Vor allem der IT-Branchenverband Bitkom sprach offen von der Gefahr „steigender Preise für Inlandstelefonate und mobile Internetnutzung“.

    So könnten T-Mobile, Vodafone & Co. ihr Tarifgefüge überarbeiten und dabei vor allem die Inlandspreise so anheben, dass sie unterm Strich keine Verluste haben. Außerdem rechnen Beobachter damit, dass Smartphones, Tablet-Computer und andere Geräte, die die Netzbetreiber bislang subventionieren, teurer werden.

    EU will Roaming-Gebühren abschaffen: Ein Bumerang?

    Dabei hatte EU-Telekommunikationskommissarin Neelie Kroes am Donnerstag in Brüssel noch einmal mit großen Worten für ihre Pläne geworben. „Der Wegfall der Roaming-Zuschläge und die Möglichkeit der Anbieter, EU-weit mit ihren Dienstleistungen tätig werden zu können, ist der größte Schritt, den die EU machen konnte, um zu mehr Wachstum zu kommen.“

    Die Aufpreise für grenzüberschreitende Handy-Gespräche wurden bereits in den vergangenen Jahren deutlich heruntergefahren. 2014 sollen sie nochmals sinken und bis 2016 auf null gesenkt werden. Für die Telekommunikationsfirmen hat das deutliche Auswirkungen, wenn ihr lukratives Geschäft mit den Auslandstelefonaten wegfällt. Nach Angaben der EU-Kommission bringen ihnen die Roaming-Gebühren jährlich Milliarden ein. Kroes aber hält die Zusatzkosten nicht mehr für zeitgemäß: „Roaming zahlt der Europäer dann, wenn er Landesgrenzen überschreitet, die überhaupt nicht mehr existieren.“

    Mobilfunk-Branche sieht ihre Existenz gefährdet

    Die Branche warnt schon jetzt, die EU gefährde die Existenz der Telekomkonzerne. „Die Netzbetreiber sind auf die Erlöse aus dem Roaming dringend angewiesen, um die anstehenden Milliardeninvestitionen in den Netzausbau stemmen zu können“, heißt es beim Branchenverband Bitkom.

    Sollten die Konzerne diese Mindereinnahmen wieder hereinholen wollen, könnten sie tatsächlich ihr Tarifgefüge so umstellen, dass am Ende diejenigen, die wenig reisen, die Preissenkungen für jene, die viel im Ausland telefonieren, bezahlen.

    Das befürchtet auch Bayerns Verbraucherministerin Beate Merk (CSU). Sie betonte, dass die Brüsseler Pläne nicht zu höheren Kosten an anderer Stelle führen dürften. „Der Wegfall der Roaming-Gebühr muss dem Verbraucher in voller Höhe zugutekommen.“

    In Brüssel will man das verhindern und verweist auf die künftige EU-Regulierungsbehörde, die alle neuen Preistabellen genehmigen muss. Gleichzeitig will man per Verordnung festlegen, dass die Anbieter den Kunden preisgünstige Alternativen verweigern. Internet-Telefondienste wie Skype für Telefonate oder der SMS-ähnliche Dienst Whatsapp dürfen sie dann nicht mehr blockieren oder verlangsamen. Das ist derzeit oft der Fall, ohne dass die Kunden es wissen. Die bisher verbreitete Praxis, solche Anbieter gar nicht zuzulassen oder deren Daten verzögert zu übertragen, soll verboten werden.

    Ist das Auslaufen der Roaming-Gebühren nun insgesamt ein Vorteil für die Verbraucher? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Ob die EU-Pläne so kommen, ist jedoch unsicher. Das Telekompaket muss sowohl vom Europäischen Parlament als auch von den 28 EU-Staaten im Ministerrat angenommen werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden