Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Trend: Warum Datenbrillen mehr sind als nur Spielzeug

Trend

Warum Datenbrillen mehr sind als nur Spielzeug

    • |
    VR-Brillen sind mehr als nur ein Spielzeug.
    VR-Brillen sind mehr als nur ein Spielzeug. Foto: Henning Kaiser (dpa)

    „Virtual Reality“ oder kurz VR hat ihre Wurzeln in der Welt der Videospiele, doch Experten vermuten, dass die Technik ihren wahren Siegeszug an ganz anderer Stelle antreten wird. „Mit Virtual Reality entsteht auch eine neue Plattform für Anwendungen in Bereichen wie Tourismus, eCommerce, Events und vielen anderen“, ist Maximilian Schenk, Geschäftsführer des BIU (Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware), überzeugt.

    Eine dieser Anwendungen ist bereits in über 100 Reisebüros im Einsatz. Potenzielle Kunden können die Reiseziele mit der „Virtual Travel Lounge 360“ vorab digital besuchen. „Sie blicken nach unten und schauen aufs Wasser, Sie drehen sich um und sehen das Deck eines Kreuzfahrtschiffs“, berichtet Wolfgang Reiss vom Thomas Cook Reisebüro in Wertingen (Kreis Dillingen). „Das ist wesentlich realer als ein Prospekt“, so Reiss.

    Ikea startete in Berlin ein Pilotprojekt, bei dem der Kunde ein virtuelles Wohnzimmer nach eigenen Wünschen gestalten kann. Auch Autohäuser und Makler liebäugeln damit, Kaufträume auf diese Art emotional anzupreisen. Audi experimentiert mit dem „Autohaus im Aktenkoffer“: Um das Wunschauto zu konfigurieren, setzen Kunden eine Datenbrille auf und können in Echtzeit Ausstattungskombinationen ausprobieren, ohne dass der Händler all diese Fahrzeugvarianten vor Ort haben muss.

    Auch virtuelle Hausbesichtigungen sind möglich – nicht nur für Makler interessant, sondern auch für Bauherren. Dank einer Datenbrille kann man auch Luftschlösser besuchen, die noch auf Investoren warten.

    Das Städel Museum in Frankfurt erlaubt VR-Fans, bequem von der Couch aus Kunst zu betrachten. Damit nicht genug: Die Museums-App „Städel Zeitreise“ lässt virtuelle Besucher durch das Museum lustwandeln und dabei die Exponate betrachten, die im Jahr 1878 ausgestellt waren.

    Das ZDF stellte bei den Olympischen Spielen in Rio erstmals Wettkämpfe in 360-Grad-Ansicht zur Verfügung. Unter vr.zdf.de finden sich VR-Inhalte, die den Betrachter in einen Gladiatorenkampf versetzen, einen Vulkan besteigen oder den Petersplatz in Rom besuchen lassen. Arte und die Deutsche Welle bieten ebenfalls online bewegte VR-Erlebnisse. Auch Größen aus der Filmindustrie wie Regisseur Michael Bay („Transformers“) experimentieren mit der neuen Technik.

    In München entsteht eine VR-Serie

    Man muss nicht nach Hollywood schauen, wenn es um filmreife Virtual Reality geht: In München entsteht gerade eine VR-Serie, bei welcher der Zuschauer im Gegensatz zur klassischen Fernsehsendung per Kopfbewegung entscheiden kann, wohin er schaut. „Eine Folge wird nur etwa zehn Minuten dauern“, verrät Sara Boss, Producerin bei dem für die Serie zuständigen Tochterunternehmen der Filmproduktionsfirma tb-vent Media GmbH. „Längere Filme in dem neuen Format anzusehen, ist extrem anstrengend“, berichtet Boss.

    „Motion Sickness“ (Bewegungskrankheit) nennt sich die „Sehkrankheit“ unter der manche Betrachter leiden, wenn sie zu lange durch die rosarote Datenbrille schauen. Experten hoffen, dass es sich dabei lediglich um eine Kinderkrankheit der aktuellen Gerätegeneration handelt.

    Mark Zuckerberg kaufte 2014 das Unternehmen Oculus VR. Angeblich war die Übernahme der Virtual Reality-Pioniere dem Facebook- Gründer über zwei Milliarden Dollar wert. Zuckerbergs Vision: Mithilfe der Technik sollen sich zwischenmenschliche Interaktionen in den Sozialen Medien bald nicht mehr virtuell anfühlen. „Wir werden uns mit der Tante in Amerika unterhalten, mit dem Gefühl, gemeinsam auf einem Sofa zu sitzen“, glaubt Clemens Glade von Exozet. Das Unternehmen berät Firmen beim Einstieg in die Ära des digitalen Marketings.

    Auch der Schulunterricht könnte von der virtuellen Realität profitieren, sind die Pioniere überzeugt. „Wie wäre es, vom Klassenzimmer aus an den Nordpol zu reisen und Eskimos zu besuchen?“, fragt Clemens Glade. „Fakten, die von Emotionen begleitet sind, kann man sich viel leichter merken“, ist der VR-Experte überzeugt.

    Die berühmte amerikanische Harvard University bietet bereits heute eine ihrer beliebtesten Vorlesungen (den Computerkurs CS50) als Virtual-Reality-Stream auf YouTube an. Warum Mark Zuckerberg einmal als Überraschungsgast vorbei schaute? Er war der berühmteste Absolvent des Kurses.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden