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Sport-Porträt: Die innere Balance macht’s

Sport-Porträt

Die innere Balance macht’s

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    Ganz der Mental-Trainer, ganz der Golfspieler: Markus Grimminger erklärt die mentale Balance, deren Ausrichtung auch im Leben eines Rasensportlers von großer Bedeutung ist.
    Ganz der Mental-Trainer, ganz der Golfspieler: Markus Grimminger erklärt die mentale Balance, deren Ausrichtung auch im Leben eines Rasensportlers von großer Bedeutung ist. Foto: G. Stauch

    Diesen vielseitigen, klugen Mann aufs Golfen zu reduzieren, wäre –um im Bild zu bleiben – zu kurz geschlagen. Zwar brennt Markus Grimminger für diese grandiose Sportart, die hier – wenige Kilometer südlich von Dillingen inmitten eines kleinen Naturparadieses und zwischen flachen Gewässern mit eher seltenen Namen wie Bischofsrohr- oder Kleeblatt-See – mit großer Lust zelebriert werden kann. Dort am Uferrand und Ende der ringsum wie Grasteppiche in leuchtendem Grün aufgelegten Rasenflächen schnattern Graugänse um die Wette, daneben im Gehölz trällert ein Kuckuck seinen typischen Refrain. Kaum einer kann in diesem idyllischen Ambiente vom Golfspielen so ansteckend schwärmen wie Grimminger: „Kürzlich war Sebastian Heisele da und hat gespielt – wirklich toll.“

    Und die Funktionen des gebürtigen Höchstädters als Geschäftsführer und Präsident des Golfclubs Dillingen lassen darauf schließen, dass hier jemand alles geben will für diese schöne Sache: Das schier endlose Spiel mit dem weißen oder bunten Ball, so schwer wie eine halbe Tafel Schokolade und mit Dutzenden von „Dimples“ (zu deutsch: Grübchen) ausgestattet, um aerodynamisch sauber in der Luft unterwegs zu sein. Apropos: Neben Golf, Tennis, Schach, Volley- wie Basketball und so weiter legte der unheimlich fit wirkende 1,86-Meter-Typ zudem eine steile Karriere im bundesweiten wie internationalen Ju-Jutsu-Kampfsport hin und darf als hoch lizenzierter Privatpilot zu Höhenflügen über Deutschland und den Vereinigten Staaten starten.

    Kommende Woche, am Vatertag, will er aber mit beiden Beinen fest auf schwäbischem Boden bleiben. Denn an diesem herrlichen Stückchen Erde im Donauried wird das Leser-Golfturnier der Heimatzeitung mit mehr als 100 Gleichgesinnten zugunsten der „Kartei der Not“ ausgetragen. Selbstredend mit dem Chef, der dabei wie immer auch aktiv zum Schläger greifen möchte. Grimminger – hellwache Augen, gewinnendes Lächeln, weiße Hose, schickes Shirt in Marineblau mit hellgrünem Clublogo – hat mit diesem Sport relativ spät angefangen, war mit 32 nach einem Informatikstudium in Augsburg schon Abteilungsleiter einer renommierten Verlagsgruppe bei Augsburg. Als kleiner Bub soll er aber schon früh einen starken Drang in die nächstgelegene Minigolfanlage verspürt haben. Nur um dann schon an der dritten Bahn aus lauter Wut fast den Schläger ins Gebüsch zu schleudern, weil die hinterhältige Kugel nicht in seine gewünschte Richtung rollen wollte.

    Seine vielfältigen Gefühle im Zaum zu halten, diese alles andere als leichte Aufgabe verstand der sonst kühl rechnende IT-Spezialist mit der Zeit immer mehr und besser. Irgendwann schaffte es der heutige erfolgreiche Bundestrainer im Ju-Jutsu, sein Wissen um die Zusammenhänge in der menschlichen Psyche an die Schützlinge weiterzugeben. „Auch Golfen ist ein mental anspruchsvoller Job“, wird der erfahrene Multi-Sportler nicht müde, darauf hinzuweisen. Was beim Marathon als innerer Schweinehund eine tragende Rolle spielt, stellt bei der Leistung auf dem grünen Rasen der Druck vor dem einzigen entscheidenden Ballhieb dar.

    Zum Glück für den gesamten Sport hielt der 49-jährige Ausnahme-Aktivist“ mit seinen Erkenntnissen über die emotionalen Strukturen nicht hinterm Berg, sondern vermittelte sie bei zahlreichen Coaching-Programmen und Kursen an Interessierte. Ein Antrieb dazu erfolgte unter anderem aus einer Freundschaft mit dem Schweizer Farbforscher Max Lüscher, dem Schöpfer des gleichnamigen, weltweit anerkannten Persönlichkeitstests: „Ich half ihm bei Computerproblemen, er brachte mir das Regulationssystem der Emotionen bei.“ Kurz: Psychologie. Sie kann selbst den kraftstrotzenden Bodybuilder kurz vor dem wichtigen Auftritt zum irritierten Subjekt verwandeln, dem die Knie weich werden. Oder den Motocrossfahrer, dem vor der nächsten Tour die Hand zittert. Alles „Fälle“ aus Grimmingers Zeit als erfolgreicher Mental-Coach.

    „Selbst die besten Spitzensportler der Welt sind nervös, ich half ihnen, wie sie mit der Anspannung und den Schmetterlingen im Bauch umgehen sollen.“ Dazu gehören für den weit gereisten Schwaben mit dem breiten Sportspektrum auch die wichtigen Selbstgespräche: „Allerdings nur positiv und zielgerichtet.“ Das Gegenteil schadet auch bei den Aktivitäten auf der Driving Range, wo er Spielern durch seine „Behandlung“ zu eindrucksvollen Schlägen verhalf und ihr Spiel Richtung Top-Niveau steigerte. Da hatte er jüngst einen Green-Kollegen begleitet, der nur halblaut vor sich hinfluchte und sich selbst beschimpfte. So etwas kann man sich bei Markus Grimminger, der regalweise Fachliteratur zu diesem Thema wälzt, nun gar nicht vorstellen.

    Der von Markus Grimminger erwähnte Dillinger Golfprofi Sebastian Heisele spielt aktuell „The Rocco Forte Open“ auf dem Verdura Golfclub/Sizilien – und ist wieder sehr erfolgreich. Der 28-Jährige brauchte auf der ersten Runde nur 63 Schläge und ließ am gestrigen Freitag 69 folgen. Zwischenbilanz: Cut locker geschafft und vor den beiden Schlussrunden am Wochenende ein Platz im Vorderfeld. (gül)

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