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Prostatakrebs: Diagnose Prostatakrebs: Wie gehen Betroffene am besten vor?

Prostatakrebs

Diagnose Prostatakrebs: Wie gehen Betroffene am besten vor?

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    Manche Männer bemerken beim Wasserlassen, dass mit ihrer Prostata etwas nicht stimmt. Aber keine Panik, die Heilungschancen sind besser denn je.
    Manche Männer bemerken beim Wasserlassen, dass mit ihrer Prostata etwas nicht stimmt. Aber keine Panik, die Heilungschancen sind besser denn je. Foto: Franziska Gabbert

    Etwa 70.000 Männer in Deutschland erhalten derzeit jährlich die Diagnose Prostatakrebs. In fast 80 Prozent der Fälle befindet sich die Krankheit dann noch in einem Stadium, in dem der Tumor auf das Organ beschränkt und die Chance auf Heilung hervorragend ist. Eigentlich genau das, was die Krebsfrüherkennung will. Doch häufig besteht die Gefahr der Übertherapie. Wird Prostatakrebs früh entdeckt, lautet eine der Hauptfragen: operieren, bestrahlen – oder abwarten und überwachen lassen? Was für jeden einzelnen Patient die optimale Methode ist, können selbst Experten nicht sicher sagen.

    Prostatakrebs: Optimale Therapie im Beratungsgespräch finden

    Auch wenn die Diagnose Angst macht, lautet eine wichtige Botschaft an betroffene Männer: Keine Panik! Bei Prostatakrebs im Frühstadium ist der Reflex "Immer sofort rausschneiden" falsch. Selbst bei Hochrisiko-Tumoren bleiben meist einige Wochen Zeit, um gründlich nachzudenken und um eventuell die Meinung eines zweiten Experten einzuholen. Bevor gegen den Prostatakrebs vorgegangen wird, sollten sich Patienten in jedem Fall ausführlich informieren.

    Die Empfehlungen der Ärzte können bei Prostatakrebs durchaus unterschiedlich ausfallen. Vor allem bei Tumoren mit niedrigem Risiko gibt es verschiedenste Therapie-Methoden. "Was die beste ist, wurde noch nicht endgültig geklärt", erklärt Dr. Gencay Hatiboglu von der Urologischen Klinik der Universität Heidelberg gegenüber der "Apotheken Umschau".

    Zur Auswahl stehen bei der Behandlung von Prostatakrebs: die komplette Entfernung der Prostata, eine Bestrahlung von außen mit Röntgenstrahlen, eine Bestrahlung von innen mittels radioaktiver Jodstiftchen sowie Abwarten, verbunden mit regelmäßiger Kontrolle. "Was im jeweiligen Fall das Optimale ist, entscheidet sich im ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient", sagt Hatiboglu. Gut aufgehoben sei ein Betroffener deshalb an einem zertifizierten Zentrum, das alle gängigen Methoden gegen Prostatakrebs anbietet – und daher nicht nur in eine Richtung berät.

    Potenz und Kontinenz bei Prostatakrebs erhalten

    Bei körperlich fitten Patienten mit Prostatakrebs empfehlen Ärzte unter anderem die Entfernung der Prostata mitsamt Samenblasen, die sogenannte Prostatektomie. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Betroffenen am meisten davon profitieren. Auch bei etwas aggressiverem Krebs greifen Ärzte eher zum Skalpell. Bei sehr aggressiven oder lokal fortgeschrittenen Tumoren werden mehrere Methoden kombiniert. Um das kleine Organ zu entfernen, ist dann ein anspruchsvoller Eingriff nötig. Denn auf der Oberfläche der Prostata verlaufen Nerven, die für Potenz und Kontinenz entscheidend sind.

    Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase.
    Die Prostata liegt unterhalb der Harnblase. Foto: Dpa-infografik Gmbh

    Wenn möglich, erhalten Chirurgen heute diese Nerven, damit der Patient auch nach der Behandlung von Prostatakrebs potent bleibt. Wird der Eingriff von erfahrenen Operateuren durchgeführt, bleibt die Kontinenz in der Regel ebenfalls erhalten. Etwa jeder fünfte Patient kann sofort nach dem Eingriff das Wasser halten, den meisten anderen gelingt dies nach einigen Wochen Training. Doch auch für die sehr wenigen Patienten mit anhaltender Inkontinenz gibt es Hilfe.

    Alternative Strahlentherapie hilft gegen Prostatakrebs

    Eine weitere hochwirksame Waffe gegen Prostatakrebs ist die moderne Strahlentherapie. Nach aktuellem Wissensstand kann sie Krebs ebenso gut heilen wie ein chirurgischer Eingriff. Dennoch wird öfter operiert.

    "Die Bestrahlung ist als Methode sicher unterrepräsentiert", sagt Professor Jürgen Dunst, Direktor der Klinik für Strahlentherapie der Universität zu Kiel und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie gegenüber der "Apotheken Umschau". Das hat auch historische Gründe. Noch vor 15 Jahren war die OP bei Prostatakrebs klar erfolgversprechender.

    "Seither hat sich aber viel getan", sagt Dunst. So lässt sich die Standard-Therapie mit Röntgenstrahlen heute dreidimensional planen, der Patient wird aus vielen verschiedenen Richtungen bestrahlt. Im gesunden Gewebe bleibt die Dosis gering, im Tumor addiert sie sich. Allerdings gelingt es so ebenfalls nicht, Harnröhre und Enddarm völlig zu schonen. "Die Strahlentherapie ist zwar auch nicht risikolos", räumt Dunst ein. Sie ist aber für die Kontinenz und Potenz weniger schädlich als eine OP.

    Jedoch kann es zu Darmentzündungen kommen. Um das zu verhindern, wird ein spezielles Gel gespritzt. Dies vergrößert den Abstand zwischen Darm und Prostata. Die Strahlendosis im Darm verringert sich – und dadurch auch die Nebenwirkungen.

    Therapie von innen mit Jodstiften oder Protonen

    Oft erfolgt der Angriff der Strahlen von innen. Bei der sogenannten Brachytherapie, die vor allem bei Krebs mit niedrigem Risiko angewandt wird, setzen die Mediziner radioaktiv strahlende Jodstifte in die Prostata ein. Sie bleiben im Körper und geben ihre Strahlung langsam über ein Jahr vollständig ab.

    Neben diesem herkömmlichen Verfahren werden heute vereinzelt Teilchenstrahlen gegen Prostatakrebs eingesetzt. Stark beworben wird etwa die Therapie mit Protonen, positiv geladenen Elementarteilchen. "Derzeit kommt sie aber nur in wenigen Einzelfällen infrage", sagt Dunst.

    Auch Abwarten kann eine Therapie-Methode sein

    Die vierte Methode, die Ärzte aber nur bei Tumoren mit niedrigem Risiko empfehlen, heißt: Abwarten, verbunden mit regelmäßigen Kontrollen. Bei der aktiven Überwachung wird der Patient erst behandelt, wenn die Krankheit fortschreitet. Die Heilungschancen von Prostatakrebs sind dann noch immer gut. Der Vorteil: Manchen Männern bleibt eine Therapie komplett erspart, da der Tumor kaum wächst.

    Das Problem der Übertherapie kann bislang auch die neue Tendenz zum Abwarten nicht völlig vermeiden. Krebs haben und nichts tun, das ist für viele nur schwer erträglich. Auch wenn der Tumor nicht aggressiver wird, lassen sich Patienten lieber behandeln. Sie haben die ständigen Kontrollen satt oder Angst, dass der Krebs doch bösartiger ist als gedacht.

    Hatiboglu sieht im Überwachen aber einen wichtigen Pfeiler moderner Krebstherapie: "Dass man bei Prostatatumoren öfter nicht behandelt, muss wohl erst in den Köpfen ankommen." la

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