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Berufswelt: Tipps von Psychologen: So hält die Urlaubserholung länger an

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Tipps von Psychologen: So hält die Urlaubserholung länger an

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    Der Urlaub ist dazu da, die eigenen Energiereserven wieder aufzufüllen.
    Der Urlaub ist dazu da, die eigenen Energiereserven wieder aufzufüllen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Baden am Sandstrand, mit dem Wohnwagen nach Süden fahren, Radeln in den Bergen oder fremde Städte erkunden: So oder so ähnlich sieht die Urlaubsplanung der meisten Deutschen aus. Ein paar Wochen lang abschalten, den Alltag hinter sich lassen, Sonne und Energie tanken. Doch kaum zum Arbeitsplatz zurückgekehrt, sind das Urlaubsgefühl und der Entspannungseffekt wieder verflogen. Eine Psychologin erklärt, mit welchen Tricks Urlaubsheimkehrer möglichst lange erholt bleiben können.

    Bei der Urlaubsplanung bereits auf Erholung achten

    Wer möglichst lange erholt bleiben möchte, sollte zuerst dafür sorgen, dass sich während des Urlaubs überhaupt eine Erholung einstellen kann. "Deshalb ist es wichtig, dass man für sich selbst herausfindet, wann und wie man gut Entspannung oder andere Erholungserfahrungen erlebt", sagt Carmen Binnewies, Professorin am Institut für Psychologie an der Universität Münster. So sollten Urlauber bereits bei der Buchung entscheiden: Ist ein Hotelurlaub für mich entspannend? Oder bin ich eher der Typ für rasante Radtouren oder andere sportliche Aktivitäten?

    Auch der Urlaub selbst ist eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, welche Aktivitäten entspannend wirken. „Sehr gut sind kleine Reflexionen am Abend“, sagt Life Coach Laura Letschert aus Köln. „Wir können einfach aufschreiben, welche Erlebnisse am Tag besonders schön waren und was wir gerne fortführen würden, wenn wir zurück zu Hause sind.“ Vielleicht hat die morgendliche Tasse Tee auf der Terrasse besonders gutgetan? Oder die Spaziergänge am Abend sorgten für ein komplettes Entspannungsgefühl? Manche dieser Dinge lassen sich ins tägliche Leben integrieren, wenn man sich ganz bewusst dafür entscheidet.

    Energie muss man regelmäßig nachfüllen

    Letschert empfiehlt, sich ein Art Energiefass vorzustellen: „Wenn wir vor uns ein großes Gefäß sehen, können wir uns immer fragen, wie unser aktueller Energiestand ist.“ Wöchentlich kann man reflektieren, welche Dinge das Fass geleert haben und wie man es selbst gefüllt hat. Im Urlaub gibt es bestenfalls besonders viele Aktivitäten, die das Level im bildlichen Energiefass steigen lassen. „Es hilft auch, sich einzelne Aspekte fest vorzunehmen: zum Beispiel, dass man jeden Sonntag das Handy mal ausschaltet“, sagt Letschert. Ob es einem guttut, nicht ständig vor einem Bildschirm zu hocken, lässt sich im Urlaub prima testen. Selbst am eigenen Erinnerungsschatz können sich Menschen bedienen, um ihre Erholung zu erhalten. "Wir müssen gar nicht den berühmten Diaprojektor aufstellen oder heute die Instagramfotos aus dem Urlaub immer wieder ansehen", sagt Familientherapeut Björn Enno Hermans. "Innere Bilder können ebenfalls viel bewirken." Über die gemeinsamen Bootsausflüge reden oder im spanischen Restaurant den Lieblingscocktail aus dem Urlaub bestellen: "Es gibt auf allen sensorischen Ebenen Erinnerungen, in die man so noch einmal eintauchen kann", sagt Hermans. "Das geht sicher nicht jeden Tag, aber punktuell kann es helfen, das Urlaubsgefühl wieder zurückzuholen."

    Alltagsstress macht Erholung schnell zunichte

    Doch auch diese kurzen Erholungsmomente haben nur dann einen Effekt, wenn der Alltag nicht mit Stressfaktoren überlastet ist. "Stressoren gibt es nicht nur im Arbeitskontext, sondern auch im familiären oder sozialen Umfeld", sagt Hermans. "Wenn der Wochenplan der Kinder völlig überfrachtet ist und man dauerhaft im Freizeitstress ist, gehen alle Erholungsgefühle schnell wieder verloren." Um im Büro nicht sofort wieder in Stress zu versinken, rät Psychologin Binnewies zu einer guten Organisation: "Man sollte möglichst Zeit einplanen, um sich erst wieder einzuarbeiten." Oft warten nach dem Urlaub Hunderte Mails im Posteingang. „Oft ist vorprogrammiert, dass der Urlaubseffekt im Nu wieder weg ist“, sagt Binnewies.

    Trotz aller Tricks und Strategien: Ewig bleibt die Erholung nicht erhalten. "Studien zeigen, dass Urlaubseffekte bis zu drei Wochen anhalten, wobei viele Effekte leider nach einer Woche schon wieder verblasst sind", sagt Binnewies. In den Untersuchungen machte es keinen Unterschied, ob der Urlaub nur eine Woche andauerte oder deutlich länger. "Das bedeutet, dass es von der Erholung her sinnvoll ist, lieber mehrmals im Jahr kürzer Urlaub zu nehmen", sagt Binnewies. So kann man immer wieder mal eine Auszeit einlegen. Und damit jedes Mal versuchen, möglichst viel von der Erholung mit in den Alltag zu nehmen. (dpa)

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