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Tipps von Experten: Wie Eltern mit Kindern über Amoklauf und Anschläge reden sollten

Tipps von Experten

Wie Eltern mit Kindern über Amoklauf und Anschläge reden sollten

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    Hat ein Kind Angst vor Terror, sollte ihm deutlich gemacht werden, dass es Angst haben darf und diese mit der Familie oder Freunden teilen kann.
    Hat ein Kind Angst vor Terror, sollte ihm deutlich gemacht werden, dass es Angst haben darf und diese mit der Familie oder Freunden teilen kann. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

    Traumatisierte und verletzte Menschen, bewaffnete Sicherheitskräfte und in Panik fliehende Menschen: Seit Freitag beherrschen der Amoklauf von München und weitere Gewalttaten in Deutschland die Medien. Besonders für Kinder sind die Bilder belastend. Eltern sollten sie mit ihren Ängsten und Fragen auf keinen Fall allein lassen, raten Experten. Ein Überblick:

    Soll ich mein Kind von Nachrichten fernhalten?

    "Nein, das kann man nicht und sollte man auch nicht", sagt die Diplompsychologin Svenja Lüthge. Ganz wichtig ist, dass sich Eltern Zeit nehmen und mit den Kindern über die Zusammenhänge und Hintergründe sprechen. Deren größte Angst ist es, ob ihnen Ähnliches zustoßen kann. Deshalb sei es wichtig, dass Kinder über ihre Gefühle und Ängste reden können, betont Kristin Langer von der Medieninitiative "Schau hin".

    Ab wann kann mein Kind Nachrichten schauen?

    Grundsätzlich hält die Medieninitiative Nachrichten für Erwachsene für Kinder unter zehn Jahren für ungeeignet. Sie sind noch nicht in der Lage, die Meldungen zu verstehen, einzuordnen und zu verarbeiten. "Ich rate Eltern, die Berichterstattung in jedem Fall zusammen mit ihren Kindern zu verfolgen und auf altersgerechte Formate zu achten", sagt Langer. Vorsicht ist bei Kindergartenkindern geboten. Sie sind noch nicht in der Lage, große Ereignisse über ihren Lebensalltag hinaus zu erfassen.

    Wo können sich Kinder informieren?

    Kindgerechte Erklärungen bieten Kindernachrichten wie "logo" (www.tivi.de), "neuneinhalb" (www.neuneinhalb.wdr.de), "Kindernetz" (www.kindernetz.de), "Sowieso" (www.sowieso.de) oder der Kinderradiokanal des WDR (www.kiraka.de).

    Sollte auch potenzielle Bedrohung in Deutschland Thema sein?

    Eltern sollten durchaus ehrlich sein und einräumen, dass eine solche Gefahr auch hierzulande grundsätzlich besteht. Sie sollten nach Aussage Lüthges dabei aber immer betonen, dass diese Bedrohung "so gering ist, dass wir uns nicht alltäglich Sorgen machen müssen".

    Wie soll mit der Bilderflut umgegangen werden?

    Bilder - ob als Foto oder Video - wirken unglaublich intensiv. Vor allem auf Jüngere können Bilder von Verletzten, blutiger Kleidung oder verzweifelten Gesichtern eine verstörende Wirkung haben. Wer jüngere Kinder hat, sollte daher zum Beispiel Zeitungen mit solchen Fotos nicht herumliegen lassen, raten die Experten.

    Was tun, wenn das Kind in eine Angstspirale gerät?

    Manche Kinder reagieren sehr sensibel auf solche Ereignisse. Dem Kind sollte dann deutlich gemacht werden, dass es Angst haben darf und diese mit der Familie oder Freunden teilen kann, wie Lüthge sagt. Wichtig ist Langer zufolge, dem Kind Handlungsmöglichkeiten zu geben: Sie können ihre Gefühle in Briefen, Bildern oder Geschichten ausdrücken, eine Kerze entzünden oder etwas "Gutes tun". "Kinder haben viele Ideen, vielleicht möchten sie Spielzeug oder Kleidung an Menschen verschenken, die sie nötig brauchen", sagt Langer. Es gehe darum, "die Ohnmacht und Hilflosigkeit der Kinder aufzuheben".

    Sollten Eltern ihre eigenen Ängste verbergen?

    Eltern können dem Kind ruhig ihre eigenen Ängste mitteilen, sollten aber zugleich klar machen, dass sie diese im Griff haben und Angst auch wieder vergeht. "Man darf Angst zugestehen, aber nicht den Alltag beherrschen lassen und zum Beispiel auf Kino- oder Restaurantbesuche verzichten - sonst hat man am Ende keine Lebenslust mehr", sagt Lüthge. afp/AZ

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