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Bakterielle Vaginose: Wie bestimmte Bakterien das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen

Bakterielle Vaginose

Wie bestimmte Bakterien das Risiko für eine Fehlgeburt erhöhen

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    Wenn die Vaginalflora gestört ist, kann das eine Schwangerschaft negativ beeinflussen. Bei Beschwerden sollte ein Frauenarzt kontaktiert werden. (Symbolbild)
    Wenn die Vaginalflora gestört ist, kann das eine Schwangerschaft negativ beeinflussen. Bei Beschwerden sollte ein Frauenarzt kontaktiert werden. (Symbolbild) Foto: Ralf Lienert

    Auch in der Vagina halten „gute“ Bakterien, nämlich Laktobazillen, andere Bakterienarten in Schach. Wenn das Gleichgewicht gestört ist und sich bestimmte Stämme von „Gardnerella vaginalis“ stark vermehren, spricht man von einer „bakteriellen Vaginose“. Arge Beschwerden macht sie in der Regel nicht. Gefürchtet ist die bakterielle Vaginose aus einem anderen Grund: Bei Schwangeren erhöht sich dadurch das Risiko für eine Frühgeburt deutlich.

    Das ist insofern bedenklich, da die Störung sehr häufig ist. Nach Angaben des Wuppertaler Gynäkologen Professor Werner Mendling, Experte für Infektionen in der Frauenheilkunde, hat etwa jede fünfte Frau im fortpflanzungsfähigen Alter eine bakterielle Vaginose. Er empfiehlt Schwangeren daher, den pH-Wert der Scheide mit Messstäbchen, wie sie in der Apotheke erhältlich sind, einmal pro Woche zu kontrollieren. Liegt der Wert über 4,4, sollten die Frauen ihren Gynäkologen kontaktieren, um sich gegebenenfalls behandeln zu lassen. „Bei einer Studie mit 8000 Frauen in Thüringen kam es dadurch zu signifikant weniger Frühgeburten“, sagt Mendling.

    Risiko für Frühgeburt kann durch Arztbesuch gesenkt werden

    Das Milieu in der Vagina ist mit einem pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4 vergleichsweise sauer. Das liegt an der Milchsäure, die von den Laktobazillen produziert wird. Auch in einer gesunden Scheidenflora findet sich eine bunte Mischung aus Mikroorganismen aller Art – etwa Darmkeime, Candida-Pilze und Staphylokokken.

    Ihre Gegenspieler, die Laktobazillen, verhindern aber, dass sie überhand nehmen. „Dass in der Vagina Darmkeime vorkommen, ist normal“, erklärt Mendling. Besorgniserregend sei nur ein erhöhter pH-Wert. Dann solle ein Frauenarzt das Vaginalsekret mikroskopisch untersuchen: Lassen sich darin keine Laktobazillen erkennen, ist die Scheidenflora gestört, wie Mendling sagt.

    Um die Scheidenflora zu schützen, sollten Frauen keine Intimdeos und Waschgele mit aggressiven Substanzen benutzen. Es reicht, den Intimbereich einmal täglich mit warmem Wasser zu reinigen. Zusätzlich kann man Waschlotionen oder Syndets mit niedrigem pH-Wert verwenden. Und noch ein Tipp: Wer schwanger werden möchte, sollte die Vaginalflora vorsorglich vom Frauenarzt untersuchen lassen.

    Wer schwanger werden möchte, sollte die Vaginalflora vorsorglich untersuchen lassen

    Optimal ist es nämlich, wenn eine bakterielle Vaginose schon vor der Schwangerschaft behandelt wird, betont Mendling. Daneben ist übrigens auch ein Zahnarztbesuch empfehlenswert: Auch eine Zahnfleischentzündung (Paradontitis) erhöht das Risiko für Frühgeburten. Daher ist eine frühzeitige Therapie hier ebenfalls ratsam.

    Aber zurück zur Vagina. Von einer gesunden Scheidenflora der Mutter profitiert auch das Baby. Während das Kind den Geburtskanal passiert, kommt es nämlich mit dem natürlichen Darm- und Vaginalmikrobiom der Mutter in Berührung und wird dadurch sozusagen geimpft. Die Keime besiedeln Haut und Darm des Babys und spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau seines Immunsystems.

    Bei Kaiserschnitt-Kindern überwiegen dagegen Hautbakterien im Mikrobiom. Möglicherweise sind sie dadurch im Nachteil: Studien zufolge ist bei Sectio-Babys nämlich das Risiko für Allergien, Asthma, Diabetes und weitere Krankheiten deutlich erhöht. Ob das tatsächlich daran liegt, dass sie nicht mit der Vaginalflora der Mutter in Berührung kamen, ist derzeit aber noch unklar.

    Trotzdem fragen sich auch in Deutschland immer mehr Eltern, ob ein „vaginal seeding“, wie es bereits in den USA praktiziert wird, sinnvoll ist. Dabei werden nach einer Kaiserschnitt-Entbindung Vaginalkeime der Mutter auf der Haut des Säuglings „gesät“.

    „Auf jeder zweiten Informationsveranstaltung für die Geburt stellen Schwangere die Frage nach den Geburtskeimen“, sagt Professor Frank Louwen, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Welchen Nutzen und Risiken die Methode habe, müsse aber erst in Studien geprüft werden.

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