Kunstnacht, November 2013. Alfred Hennings hat wieder sein Atelier geöffnet. Charmant und geduldig gleichermaßen gibt er Auskunft über sein umfangreiches, in vielen Jahrzehnten entstandenes Werk. Was in diesem Augenblick niemand ahnt: Es ist Hennings’ letzte große öffentliche Aktion als Künstler. Im Alter von 94 Jahren ist Alfred Hennings jetzt gestorben. Damit fand ein Leben sein Ende, das beispielhaft für die Wendungen der deutschen Geschichte steht. Auch dafür, was Menschen in extremen Lebenssituationen leisten können. Alfred Hennigs ist am 25. Oktober 1919 in Magdeburg geboren. Er hat drei ältere Brüder und eine ältere Schwester. Einer der Brüder fällt im Krieg, seine Eltern sterben kurz vor Kriegsende 1945 bei einem Bombenangriff. Hennings hatte bereits zwei Semester an der Magdeburger Meisterschule für angewandte Kunst studiert, als er 1939 eingezogen wird. Sechs Jahre ist er (lange bei einer Jägerdivision) Soldat, er ist im Westen eingesetzt, jahrelang erlebt er das Grauen des Ostkrieges. Im Mai 1945 wird er in der Tschechoslowakei unweit der Moldau von Rotarmisten gefangen genommen. Rund viereinhalb Jahre ist er Kriegsgefangener. Er kehrt 1949 in ein Magdeburg zurück, das inzwischen hinter dem Eisernen Vorhang liegt.
Günzburg