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In der Neu-Ulmer Wehr brodelt es

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In der Neu-Ulmer Wehr brodelt es

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    Copy of Daumann-5(1).tif
    Copy of Daumann-5(1).tif

    Neu-Ulm Gut ein halbes Jahr nach der versuchten und gescheiterten Palastrevolution bei der Feuerwehr Neu-Ulm ist schon wieder Feuer unterm Dach. Und wieder steht ihr Chef Rainer Daumann in der Schusslinie. Der Konflikt in der hauptamtlichen Truppe ist inzwischen derart eskaliert, dass die Männer nach Aussagen von Insidern professionelle Hilfe in Gestalt einer Schlichterin brauchen. Die Mediatorin Beatrix Lang führt nach vorliegenden Informationen seit Wochen verschiedene Gespräche mit den unterschiedlichen Lagern und versucht, die Wogen zu glätten. „Das ist ein einmaliger Vorgang, wenn unter Feuerwehrkameraden eine Schlichterin eingeschaltet werden muss“, sagt ein Kenner der Materie. „Ein normaler Vorgang“, sagt dagegen Feuerwehrchef Rainer Daumann. Von einer Krise oder einem Konflikt bei der Feuerwehr könne überhaupt keine Rede sein: „Uns geht es sehr gut.“

    Umgangston und Führungsstil sorgen für Unfrieden

    Da aber gibt es ganz andere Stimmen: Daumanns Umgangston und sein autoritärer Führungsstil sind es nach den Worten seiner Kritiker, die zunehmend für Unfrieden sorgen und den seit Monaten schwelenden Krach bei der Neu-Ulmer Feuerwehr weiter eskalieren lassen. Zwei aus der Mannschaft, die vor mehr als einem Jahrzehnt am Aufbau der hauptamtlichen Truppe maßgeblich beteiligt waren, haben gefrustet resigniert und der Neu-Ulmer Wehr den Rücken gekehrt: Ulf Bloching und Andreas Frey haben zu anderen Berufsfeuerwehren gewechselt, was die Unruhe noch vergrößert hat. Sie waren bei ihren Kollegen höchst beliebt.

    Die Krise ist offenbar so schwerwiegend, dass sich dies auch auf den Gesundheitszustand der inzwischen 29 hauptamtlichen Wehrleute niederschlägt. „Der Krankenstand ist so hoch wie nie“, berichtet ein Insider. Die Ursachen seien in vielen Fällen psychisch bedingt, es sei auch schon mehrfach von Mobbing die Rede gewesen. „wenn das Klima schlecht ist, dann schlägt das dem einen oder anderen schon mal auf den Magen“, berichtet ein Kenner der Vorgänge in der Hauptfeuerwache. Wurden früher die Ursachen für interne Probleme in den bekannten Reibereien zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Feuerwehrleuten gesucht, so hat sich das Blatt grundlegend gewandelt. Inzwischen haben sich haupt- und ehrenamtliche Kräfte gebündelt und den Kommandanten isoliert. Der steht nach Aussagen aus seiner Mannschaft wegen seines Führungsstiles inzwischen allein auf weiter Flur. Weil er sich zunehmend Vorwürfen ausgesetzt sieht, soll er sich bereits nach einem neuen Wirkungskreis umgesehen haben, bislang aber noch ohne Erfolg.

    In den vergangenen sechs Jahren lief es nicht mehr rund

    Möglicherweise steht bald ein erneuter Wechsel an der Spitze der Hauptwache in Neu-Ulm bevor. Die Wehrmänner hoffen, dass die Stadt dann eine glücklichere Hand hat bei der Auswahl des Nachfolgers. In den vergangenen sechs Jahren lief es nicht mehr rund. Viele trauern deshalb noch immer Stephan Rudolph nach, der die hauptamtliche Wehr aufgebaut hat. Seine Nachfolger hätten die damals gute Stimmung „an die Wand gefahren“.

    Im Sog des Feuerwehrkrachs wächst auch die Kritik an Oberbürgermeister Gerold Noerenberg. Als oberster Chef der Feuerwehr hätte er die Alarmsignale nicht überhören dürfen. Als im März dieses Jahres schon vom „Problemfall Daumann“ die Rede war, habe er die sich zuspitzende Situation offenbar unterschätzt. „Der damalige Schwelbrand ist nun zu einem Flächenbrand geworden, der Noerenberg noch zu schaffen machen wird“, ist ein Kenner der Vorgänge überzeugt. Er wirft dem Oberbürgermeister vor, dass er seiner Fürsorgepflicht gegenüber seinen Mitarbeitern nur mangelhaft nachgekommen ist und unter anderem deshalb die Situation so verfahren sei.

    Äußerst verwundert über das Wiederaufflammen der Kritik zeigt sich Rainer Daumann: „Das ist doch Käse.“ Es könne keine Rede davon sein, dass Beatrix Lang als Streitschlichterin zur Feuerwehr gestoßen sei. Sie „begleitet“ im Auftrag der Stadt die „großen Veränderungsprozesse“ innerhalb der Neu-Ulmer Feuerwehr. Bei den „rasanten Entwicklungen“ der Feuerwehr gebe es zwar hie und da Probleme, räumt Daumann ein. Manche kämen mit der Geschwindigkeit dieser Veränderungen wohl nicht zurecht. Deshalb habe man sich in Gestalt von Beatrix Lang eine externe Beraterin ins Haus geholt, die auf die individuellen Fragen eingehen könne. Daumann gibt zu: „Ich bin kein Psychologe und kein Pädagoge.“

    Er hat nichts davon bemerkt, dass sich hinter seinem Rücken etwas zusammenbraut. Klar gebe es hie und da Probleme. Aber die seien doch lösbar, und zwar im Gespräch. Das aber sehen seine Kritiker ganz und gar nicht so. Ein Gespräch sei mit Daumann nur sehr schwer möglich. Grund: „Auf konstruktive Kritik reagiert er beleidigt und äußerst nachtragend“.

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