Bei der Geburt meiner Tochter war ich 35 Jahre alt. Für mich war schon immer klar, dass ich nicht stillen werde. Es passt nicht zu meiner Lebenseinstellung und ich wollte auch nach einem halben Jahr schon wieder Vollzeit arbeiten gehen. Während der Schwangerschaft wird man natürlich gefragt, ob man stillen wird, aber als ich das immer verneinte, wurde das von meinem Umfeld so hingenommen. Auch bei der Entbindung im Krankenhaus wurde ich natürlich von der Hebamme gefragt, ob ich stillen werde. Als ich verneinte, klärte sie mich nur auf, dass ich dann eine Tablette bekommen werde, die den Milcheinschuss verhindert. Das war’s. Ich wurde nie von irgendjemandem gedrängt oder versucht zu überreden, dass ich doch stillen soll. Ich habe diesen Weg nie bereut und habe auch so ein inniges Verhältnis zu meiner Tochter aufgebaut. Auch mein Mann hat es sehr genossen, dass auch er die Flasche geben konnte und so von Anfang an bei der Versorgung unserer Tochter involviert war.
Einige Mitschwangere haben sich dem Druck gebeugt
Ich hatte den Eindruck bei einigen Mitschwangeren damals, dass sie vom Stillen nicht hundertprozentig überzeugt waren, aber es mehr oder weniger wegen des Drucks von außen gemacht haben. Sie hatten dann auch meist Probleme mit dem Stillen, was ja nicht verwunderlich ist, wenn man eigentlich nicht völlig dahintersteht. Ich war damals in unserer Vorbereitungsgruppe auch die Einzige, die nicht gestillt hat. Da ich doch etwas ein Kontrollfreak bin, hätte es mich wahrscheinlich auch wahnsinnig gemacht, nach dem Stillen nicht genau zu wissen, wieviel das Kind jetzt getrunken hat. Mit der Flasche konnte man die Menge immer schön sehen. Auch was Vorbeugung von Krankheiten/Allergien angeht, hat unsere Tochter keinerlei Probleme bisher. Sie ist “pumperlg’sund”, obwohl mein Mann und ich beide Allergiker sind. Wir hatten zur “Vorsorge” die HA-Milch gegeben. Also ich bin absolut überzeugte Flaschengeberin. (lea)
Dieser Text ist ein Teil unseres Wochenend-Journal-Schwerpunktes "Kampfzone Mutterbrust" zum Thema Nicht-Stillen. Mehr als 50 Frauen aus der Region haben sich daran beteiligt und ihre Geschichten erzählt. Die weiteren Gesprächsprotokolle finden Sie unter
Kampfzone Mutterbrust: Harter Streit um die Milch fürs Baby