Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Berliner Bierpinsel: Streetart in Steglitz

Kultur

Berliner Bierpinsel: Streetart in Steglitz

    • |
    Berliner Bierpinsel: Streetart in Steglitz
    Berliner Bierpinsel: Streetart in Steglitz Foto: DPA

    Der knapp 50 Meter hohe Turm an der Schloßstraße wird ab Donnerstag von internationalen Streetart-Künstlern sechs Wochen lang mit Farbe besprüht. 2000 Spraydosen stehen bereit.

    Die Motive bleiben ein Jahr lang an der Fassade haften. Die Aktion soll auch dafür sorgen, das angestaubte Image des Stadtteils Steglitz aufzupolieren, wie die Geschäftsführerin der Schlossturm GmbH, Larissa Laternser, der dpa sagte. Die 28-Jährige spricht von der "spektakulärsten Freiluftgalerie Europas".

    Der Bierpinsel wurde zwischen 1972 und 1976 nach den Plänen der Architekten Ralph Schüler und Ursula Schüler-Witte errichtet, die auch das oft mit einem Raumschiff verglichene Internationale Congress Centrum (ICC) in Berlin-Charlottenburg entwarfen. Der Volksname Bierpinsel entstand, als der Turm 1976 eröffnet und auf der Feier Freibier ausgeschenkt wurde. In den folgenden Jahrzehnten beherbergte das Gebäude Kneipen und Restaurants, es stand zuletzt aber mehrere Jahre wegen Sanierungsarbeiten leer.

    Zeitgleich zum Beginn der Kunstaktion ist am Donnerstag auch die Wiedereröffnung des Bierpinsels für Gäste geplant. Das gastronomische Angebot will Laternser künftig mit regelmäßigen Ausstellungen und anderen Kunst-Projekten verbinden.

    Den ersten "Pinselstrich" auf der Außenfassade des Turms macht der Hamburger Streetart-Künstler Flying Förtress. Für die internationale Streetart-Szene sei die Aktion ein "wahnsinnig bedeutendes Projekt", sagte der 35-Jährige. Allein wegen der Größe der Fläche ­ die Sprayer arbeiten auf insgesamt 2000 Quadratmetern Fassadenfläche ­ handele es sich um eine "komplett neue Herausforderung", die in der Szene weltweit Beachtung finden werde, sagte der Künstler.

    Künstler auf der Gondel

    Eine komplette Seite des Bierpinsels wird Flying Förtress von einer Gondel aus bemalen ­ mit einem "bunten und fröhlichen" Motiv, wie er versicherte. Dann übergibt er die Spraydosen an seine Kollegen Honet aus Frankreich und an Sozyone aus Spanien, die nacheinander die anderen Seiten besprühen. Um die Gestaltung des grauen Turm-Stamms kümmert sich der US-Amerikaner Craig 'KR' Costello.

    Projektleiterin Laternser, eine gebürtige Steglitzerin, ist sich sicher, dass die Aktion den im Vergleich zu Mitte oder Friedrichshain-Kreuzberg als bieder geltenden Stadtbezirk kulturell enorm bereichern werde. Die Bezirksverwaltung hat die 28-Jährige hinter sich.

    Die Bemalung des Bierpinsels sei ein "spannendes Projekt", das einen "anderen Akzent" an der Einkaufsmeile Schloßstraße setzen werde, sagte Baustadtrat Uwe Stäglin (SPD). Und niemand müsse sich ja auf Dauer mit dem neuen Antlitz des Gebäudes anfreunden: Nach einem Jahr werde die Farbe entfernt und der Bierpinsel wieder wie gewohnt in Rot über den Dächern von Steglitz erstrahlen.

    Ganz unumstritten ist das Projekt gleichwohl nicht. Das Architekten-Paar Schüler drohte mit einer Klage, weil es seine Urheberrechte gefährdet sah. Laut Projektleiterin Laternser gibt es dafür "keine rechtliche Grundlage". In einem Gespräch habe sie die Architekten zudem davon zu überzeugen versucht, dass das Turmkunst-Projekt "kein Graffiti, sondern Streetart" sei. Seitdem habe es keine Beschwerden mehr gegeben.

    www.turmkunst.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden