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Dunkirk: Bildgewaltiges Kriegs-Epos erzählt die Schlacht von Dünkirchen

Dunkirk

Bildgewaltiges Kriegs-Epos erzählt die Schlacht von Dünkirchen

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    Dunkirk - ein Epos über die Schlacht von Dünkirchen - kommt ins Kino.
    Dunkirk - ein Epos über die Schlacht von Dünkirchen - kommt ins Kino. Foto: Warner Bros./epd

    In den ersten Minuten von "Dunkirk" verfolgt die Kamera ein kleines Grüppchen junger Soldaten, das durch eine trügerisch stille Kleinstadt streift. Vom Himmel regnet es Flugblätter, abgeworfen von den Deutschen, die das britische Expeditionskorps und Teile der französischen Armee in Dünkirchen eingekesselt haben und nun zur Kapitulation auffordern.

    Die jungen Männer auf dem Boden haben allerdings andere Sorgen: sie saugen die letzten Tropfen Wasser aus herumliegenden Gartenschläuchen, schnappen sich Zigarettenstummel von den Fensterbänken verlassener Häuser oder suchen eine ruhige Ecke für die nächste Notdurft. Doch es dauert nicht lange und schon fallen die nächsten Schüsse.

    Wie zufällig heftet sich die Kamera dann an die Fersen eines dieser britischen Soldaten, eines blassen Bübchens namens Tommy (Fionn Whitehead). Wenn er wenig später den Strand an der Atlantikküste erreicht, steht fest, dass "Dunkirk" nicht bloß ein weiterer Film über den Zweiten Weltkrieg ist, sondern ein Kino-Epos, in dem jeder Schnitt mit größtmöglichem Bedacht gewählt ist und jede Einstellung den Zuschauer fast überwältigt.

    Wie zum Beispiel die Kamerafahrt entlang der Küste, über endlose Schlangen von Soldaten, die darauf hoffen, einen Platz zu ergattern auf einem der wenigen Schiffe, die sie noch sicher in die Heimat zurückbringen könnten. Über 107 Minuten erzählt Regisseur Christopher Nolan nicht bloß die Geschichte von Tommy, sondern zeichnet ein komplexes Gesamtbild der "Operation Dynamo", wie der Codename der Evakuierung der britischen Truppen über den Ärmelkanal damals lautete.

    Die Evakierung aus Dünkirchen war bemerkenswert

    Drei Handlungsstränge verwebt er ineinander: Man sieht Tommy und andere Soldaten am Strand und auf der Mole warten, während es viel zu wenig Platz auf den wenigen Booten gibt, zumal immer wieder Bombenangriffe der Deutschen die von Commander Bolton (Kenneth Branagh) geleitete Evakuierung zusätzlich behindern. Von England aus legen Fischkutter und andere private Boote ab, um ihren Teil dazu beizutragen, so viele Soldaten wie möglich über den Kanal aus Dünkirchen nach Hause zu holen. Unter ihnen auch Mr. Dawson (Mark Rylance) und sein Sohn. Aus der Luft versuchen unterdessen einige Piloten der Royal Air Force (darunter Tom Hardy) ihr Möglichstes, die deutschen Flieger aus dem Verkehr zu ziehen.

    Nicht nur das Aufbrechen einer konventionell-linearen Erzählung durch die raffinierte Verklammerung dieser drei Stränge macht aus "Dunkirk" einen höchst ungewöhnlichen Kriegsfilm. Er verzichtet auf vieles, was in diesem Genre sonst üblich ist. So gibt es keine Generäle, die über große Landkarten gebeugt über die richtige Strategie grübeln. Blut ist erstaunlicherweise auch kaum je zu sehen, obwohl es natürlich jede Menge Verluste zu vermelden gibt, und Churchill wird zwar immer mal erwähnt, ist aber nie zu sehen. Nicht einmal das Wort Nazi fällt!

    Nur ganz am Ende gönnt sich Nolan angesichts des hinlänglich bekannten, aber doch immer noch unglaublichen Ausgangs dieser bemerkenswerten Evakuierung - mehr als 330.000 Soldaten konnten gerettet werden - doch eine kleine Portion Pathos.

    Bis dahin aber ist "Dunkirk" ein unter die Haut gehendes Meisterwerk, in dem die Bilder von Kameramann Hoyte Van Hoytema einem immer wieder den Atem rauben. Ihretwegen lohnt sich auch unbedingt, den Film, wenn man die Möglichkeit dazu hat, im 70mm-IMAX-Format zu schauen. epd

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