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Abrechnung: Eminems Hass auf Donald Trump

Abrechnung

Eminems Hass auf Donald Trump

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    Eine viereinhalbminütige Suada, ohne Musik, in einem Parkhaus in seiner Heimat Detroit: So setzt der einzige weiße Rap-Superstar seine Wut in Szene.
    Eine viereinhalbminütige Suada, ohne Musik, in einem Parkhaus in seiner Heimat Detroit: So setzt der einzige weiße Rap-Superstar seine Wut in Szene. Foto: BETNetworks

    Er hat schon gegen seine eigene Mutter gewütet und Mieses über seine Ex-Frau verbreitet; er hat sich mächtig gemein über Michael Jackson lustig gemacht, und natürlich ist er in Serie über Konkurrenten aus der Branche hergezogen. Schließlich ist Eminem – das wird in „8 Mile“, dem starken Hollywood-Film über sein Leben, ganz besonders betont – im sogenannten Battle-Rap groß geworden. Und dabei duellieren sich die Sprechsänger direkt und live auf der Bühne, indem sie sich gegenseitig auf Musikgrundlage in der Sache möglichst fies, in der Form möglichst kunstvoll beschimpfen. Die Begeisterung des Publikums entscheidet dann, wer besser improvisiert hat. So gesehen hat sich Eminem nun auf die größtmögliche Battle-Rap-Bühne gewagt.

    Seit einigen Tagen kursiert ein Video, in dem der einzige Weiße unter den Superstars des Raps exakt 4,35 Minuten lang über den amerikanischen Präsidenten Donald Trump herzieht – überraschend veröffentlicht zu den in der Szene bedeutenden „BET Hiphop Awards“. Einer der Sätze, die er dabei – ohne musikalische Unterstützung – aus einem Parkhaus in seiner Heimat Detroit ins Internet spuckt: „Was wir jetzt im Office haben, ist ein Kamikaze, der wahrscheinlich einen nuklearen Holocaust verursachen wird.“ Eminem spricht vom eigenen Stolz auf sein Land und auf das Militär – und (mit gerecktem Mittelfinger) von seinem Hass auf einen Präsidenten, der nur in einem gut sei: in Rassismus. Und darum gelte auch: „Jeder Fan von mir, der ihn gut findet – ich ziehe eine Linie im Sand – Ihr seid entweder dafür oder dagegen.“

    Dass das im amerikanischen Original nicht nur Biss, sondern auch klanglichen Fluss hat, das garantiert der Name Eminem, der seit bald 20 Jahren als der vielleicht Sprachbegabteste überhaupt zur Spitze der kommerziell erfolgreichsten Musikrichtung der Welt gehört. Eigentlich heißt er ja Marshall Matters, abgekürzt MM, also M+M, spielerisch gesprochen Eminem. Längst ein automatischer Millionenseller, Nummer-1-Garantie. Heute feiert er 45. Geburtstag, und seinen Fans hat er mit dem Video ein Geschenk gemacht. Denn viele hoffen, es soll mit der Aufmerksamkeit, für die der Wut-Rap zuverlässig gesorgt hat, auch ein PR-Signal sein für das heiß ersehnte nächste Album, es wäre das erste nach vier Jahren. Aber ob sich Eminem selbst auch einen Gefallen damit getan hat?

    Unter all den Promi-Bekenntnissen gegen Trump ist Eminems Video immerhin vergleichbar mit Beyoncé: auf der Höhe und mit den Mitteln der Kunst des Bekennenden. Im Gegensatz zum Rap-Kollegen Snoop Dogg, der mit Mordmotiven spielt, bleibt Eminem im Rahmen. Die Klickzahlen des Videos liegen auf Youtube bei über 30 Millionen, immerhin 180000 Mal mit „Daumen runter“ bei knapp einer Million „Daumen hoch“. Und Eminem bekommt in den Kommentaren auch selbst eine Menge Hass ab. Von Trump aber kommt: nichts. Der Präsident hat seine eigene Bühne. Über 40 Millionen Abonnenten auf Twitter, die er mit Nachrichten füttert: sein eigener Battle-Rap. Dass er sich nicht genötigt sieht, Eminems Tirade zu kontern, darf man wohl als ein nicht so gutes Zeichen für die Durchschlagskraft des Rappers lesen. So ist es nichts weiter als noch ein Beleg für die innere Spaltung der USA – und eine Profilschärfung des Rappers. Zu wenig.

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