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Interview: John Travolta ist Kultfigur und Familienmensch

Interview

John Travolta ist Kultfigur und Familienmensch

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    Der heute 64-jährige John Travolta, halb irischer, halb italienischer Abstammung, ist leidenschaftlicher Pilot, seit 1991 verheiratet, hat Sohn und Tochter – ein weiterer Sohn starb 2009 im Alter von 16 Jahren.
    Der heute 64-jährige John Travolta, halb irischer, halb italienischer Abstammung, ist leidenschaftlicher Pilot, seit 1991 verheiratet, hat Sohn und Tochter – ein weiterer Sohn starb 2009 im Alter von 16 Jahren. Foto: Loic Venance, afp

    Der Musical-Klassiker „Grease“ ist jetzt 40 Jahre alt. Können Sie die Songs noch hören?

    John Travolta: Nicht nur hören, sondern auch noch singen. Wahrscheinlich würden mir so spontan nicht mehr alle Textzeilen einfallen. Aber die Melodien werde ich nie vergessen.

    Und wie sieht es aus mit den Tanzschritten?

    Travolta: Die sowieso nicht. Mit Bewegungen und Choreografien ist es viel einfacher, sie in Erinnerung zu behalten als mit Worten. Der Körper hat ohne Frage ein besseres Gedächtnis als das Gehirn!

    Ihr Talent auf der Tanzfläche ist ja auch beträchtlich. Das ist auf Partys doch sicherlich immer von Vorteil gewesen, oder?

    Travolta: Im Gegenteil! Wenn die ganze Welt dich als begnadeten Tänzer kennt, lässt du es privat am liebsten ganz bleiben. Weil es eben nichts Ungezwungenes und Lockeres hat, wenn alle gucken und Erwartungen haben. Ich erinnere mich noch gut an eine Party vor vielen Jahren, bei der mir plötzlich auffiel, dass Prince und ich die Einzigen waren, die nur am Rand der Tanzfläche öde vor sich hin wippten, statt sich mittendrin zu verausgaben. Traurig, nicht wahr? Ausgerechnet die beiden, die eine echte Show abziehen könnten, taten es nicht. Aber so war es immer. Ich habe mir das Tanzen lieber für meine Filme aufgehoben, ob nun „Saturday Night Fever“ und „Grease“ oder später „Pulp Fiction“ und „Hairspray“.

    Travolta will privat nicht im Rampenlicht stehen

    Ende der Siebziger wurden Sie sehr schnell zum Star und Sexsymbol. Haben Sie der Ruhm und die plötzliche Aufmerksamkeit je überfordert?

    Travolta: Nicht wirklich, denn der Erfolg kam nicht über Nacht. Bevor 1977 „Saturday Night Fever“ in die Kinos kam, hatte ich schon etliche Jahre als Schauspieler gearbeitet. Und war durch die Serie „Welcome back, Kotter“ auch schon ein bisschen bekannt. Ich war also schon daran gewöhnt, auf der Straße erkannt zu werden. Natürlich war der ganze Rummel plötzlich eine ganze Spur größer, aber ich war vorbereitet, ihm mit einer gewissen Portion Skepsis zu begegnen. Außerdem war mein Lebensstil schon damals sehr zurückgezogen. Sobald ich es mir erlauben konnte, zog ich weg aus Los Angeles, erst in eine ruhige Ecke von Santa Barbara, dann nach Carmel und später Florida. Ich habe mich immer mehr für Ruhe als fürs Rampenlicht interessiert.

    Viele Ihrer Filme sind nicht nur Klassiker geworden, sondern auch auf ikonische Weise sehr amerikanisch. Fast könnte man meinen, Sie seien in gewisser Weise – neben Tom Cruise – der amerikanischste aller Schauspieler …

    Travolta: Oh, interessant. Dabei empfinde ich mich selbst eher als Weltenbürger denn als Amerikaner. Es gibt keinen Kontinent, auf dem ich mich nicht zu Hause fühle. Aber tatsächlich spüre ich den Amerikaner in mir immer am deutlichsten, wenn ich Figuren spiele, die fast exemplarisch amerikanisch sind: Danny in „Grease“, der Militär-Offizier in „Wehrlos – Die Tochter des Generals“, der Cowboy in „Urban Cowboy“. Diese Figuren bringen den Amerikaner in mir besonders deutlich zum Vorschein.

    Ihre Karriere war, was den Erfolg angeht, immer wieder enormen Schwankungen unterworfen. Ein paar Jahre nach dem großen Durchbruch wurde zum Beispiel „Blow Out“ von Brian de Palma zu einem großen Flop. Machen Sie den Film für Ihre Flaute in den Achtzigerjahren verantwortlich?

    Travolta: So denke ich nicht. Aber tatsächlich waren schon damals einige Leute skeptisch, dass ich diesen Film mit de Palma drehe. Ich weiß noch, dass Warren Beatty mich verwundert fragte, ob ich mir das nach „Saturday Night Fever“, „Grease“ und „Urban Cowboy“ gut überlegt habe. Doch ich fand das Drehbuch einfach spannend. Und habe auch nie bereut, ihn gedreht zu haben. Im Gegenteil. „Blow Out“ war später der Grund dafür, dass Quentin Tarantino mich in „Pulp Fiction“ besetzte, weil er so ein großer Fan des Films ist.

    "Comic-Verfilmungen sind nicht wirklich mein Ding"

    Viele große Stars Ihres Kalibers und aus Ihrer Generation übernehmen dieser Tage Nebenrollen in Superhelden-Filmen und anderen großen Blockbustern, häufig als Bösewicht. Reizt Sie so etwas gar nicht?

    Travolta: Gegen Bösewichte habe ich nichts, aber diese Comic-Verfilmungen sind nicht wirklich mein Ding. Dazu fehlt mir der Bezug, außerdem habe ich mich immer eher für menschliche, wahrhaftige Geschichten aus dem echten Leben interessiert. Ich würde nur eine Ausnahme machen, wenn eine Rolle meinen Weg kreuzt von dem Kaliber, wie Heath Ledger sie in „The Dark Knight“ gespielt hat. Aber ansonsten wäre ich eher für ein Engagement als Bösewicht in einem James-Bond-Film zu haben. Denn die 007-Abenteuer liebe ich schon seit meiner Jugend.

    Haben Sie in all den Jahren vor der Kamera je die Lust an Ihrem Beruf verloren? Oder anders gefragt: Woher nehmen Sie bis heute Ihre Motivation?

    Travolta: Ich hatte nie wirklich die Nase voll von der Schauspielerei. Aber natürlich verändert sich im Laufe der Jahre die Motivation. Im Moment ist es vor allem meine Familie, die mich antreibt. Meinen neuen Film „Gotti“ über den Mafia-Boss John Gotti habe ich zum Beispiel nicht zuletzt für meine Frau Kelly gedreht, die darin meine Frau spielt und unbedingt mal wieder eine solche Rolle verdient hatte. Und meinen nächsten Film „The Poison Rose“ drehe ich für meine Tochter Ella, die darin auch mitspielt. Denn ich würde mich unglaublich freuen, wenn auch meine Kinder eine künstlerische Laufbahn einschlagen.

    Ihr Familienleben ist Ihnen ohnehin immer heilig gewesen, nicht wahr?

    Travolta: In der Tat. Kelly und die Kinder begleiten mich bis heute überall hin, egal ob zu Filmdrehs oder nach Cannes. Wir sind echte Nomaden und haben nicht ohne Grund von Anfang an den Entschluss gefasst, unsere Kinder nicht in die Schule zu schicken, sondern zu Hause beziehungsweise auf Reisen von Privatlehrern unterrichten zu lassen. Natürlich kommt es immer mal wieder vor, dass ich auch ohne meine Familie unterwegs bin. Aber nie mehr als eine, höchstens zwei Wochen. Nur wenn ich sie in meiner Nähe habe, fühle ich mich ruhig und sicher. Ohne sie bin ich nicht ich selbst.

    Wie sieht denn ein typischer Familienabend zu Hause bei den Travoltas in Florida aus?

    Travolta: Unser größtes Hobby ist es, mit der Verwandtschaft Koch-Wettbewerbe zu veranstalten. Jeder muss spontan und unter Zeitdruck etwas kochen, mit Zutaten, die er vorher nicht kennt. So in der Art. Ich gewinne immer. Weil ich nach außen so tue, als wüsste ich gar nicht, was ich tue, und würde eher zufällig meine Zutaten in die Pfanne werfen. Aber in Wirklichkeit habe ich einfach die besten Rezepte im Kopf, an denen ich mich orientieren kann.

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