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Bayreuther Festspiele 2016: Katharina Wagner: „Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein“

Bayreuther Festspiele 2016

Katharina Wagner: „Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein“

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    Katharina Wagner ist die Urgroßenkelin von Richard Wagner.
    Katharina Wagner ist die Urgroßenkelin von Richard Wagner. Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

    Wenn am heutigen Montagnachmittag die Karossen den Grünen Hügel von Bayreuth hinaufrollen und Honoratioren, bekannte Menschen und Sternchen ausspucken, die dann unter oft nur schütterem Applaus ins Festspielhaus schreiten, um dort – mal mehr, mal weniger lang ersehnt – den „Parsifal“ des deutschen Komponisten Wagner zu erleben, dann wird es auch wieder Argusaugen geben, die prüfen, ob sich denn die Regisseurin und künstlerische Festspielleiterin Katharina Wagner zeigt.

    Ob sie die besonders wichtigen unter allen wichtigen Gästen begrüßt, ob sie repräsentiert, ob sie Hof hält, wie einst ihr Vater Wolfgang, wie einst in Samt und Seide ihr Urgroßvater Richard Wagner. Wobei es heuer allerdings wegen der Staatstrauer über den Münchner Amoklauf weder einen roten Teppich noch einen spätabendlichen Staatsempfang geben wird (siehe auch Info-Kasten rechts).

    "Parsifal" wird in einigen Kinos in der Region übertragen

    Aber die Argusaugen werden wohl auch heuer nicht zufrieden konstatieren können: Katharina ist am Amt, Katharina repräsentiert, Katharina macht die Honneurs. Obwohl sie selbst sagt, eigentlich wäre das durchaus ihr Ding. Eigentlich hat sie es ja auch schon gemacht, in der Frühphase ihrer Leitungstätigkeit ab 2008.

    Etwas muss also dazwischengekommen sein seitdem. Ja, es ist etwas dazwischengekommen, nämlich die zunehmende mediale Verwertung der Festspiele auf mehreren Kanälen. Genau das hat Katharina Wagner über die Jahre hinweg sukzessiv ausgebaut. Erst vergrößerte sie die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, dann ging sie mit (inzwischen wieder eingestellten) Open-Air-Übertragungen auf die Bürger Bayreuths und auf Festspielteilnehmer ohne abendliche Eintrittskarten zu.

    Hinzu kamen DVD-Produktionen; und jetzt stehen Live-Übertragungen in TV und Kino an. Fünf sind es Katharina Wagners eigener Aussage nach in der ersten Bayreuther Woche dieses Jahr, startend heute leicht zeitversetzt um 18 Uhr. Dann wird die „Parsifal“-Premiere in spezielle Kinos übertragen; in unserer Region nach Ingolstadt, Kaufbeuren, Königsbrunn, Landsberg, Memmingen, München, Penzing, Neu-Ulm.

    Wie geht es mit den Bayreuther Festspielen programmatisch weiter?

    Und Katharina Wagner ist dabei; sie steht also zumindest am Bildschirm live der Öffentlichkeit zur Verfügung. Sie sagt: „Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.“ Das Vor- und Pausenprogramm der international ausgestrahlten Live-Übertragungen erforderten ihre Teilnahme. Sprich: Katharina Wagner, Honorarprofessorin auch an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler, repräsentiert medial. Ein breiteres Podium.

    Wie aber, abgesehen davon, wird es mit den Festspielen programmatisch weitergehen? Die 38-Jährige, die 2015 den Dirigenten Christian Thielemann als Musikdirektor nach Bayreuth holte, würde dort gerne eine Meisterklasse nicht nur für Sänger, sondern auch für junge Dirigenten anbieten. Wann wird sie wohl wieder selbst inszenieren nach ihrem letztjährigen „Tristan“, der weder heftige Zustimmung noch heftige Ablehnung erfuhr? Denkt sie an den „Ring des Nibelungen“, der 2020 neu herauskommen soll? Zumal sie ja ein nicht zustande gekommenes Konzept für Buenos Aires in der Schublade hat? Wagner: „Ich sollte nie ausschließen, dass ich inszeniere. Sein kann alles.“

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