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Kriegsfotos von Gerda Taro in Stuttgart

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Kriegsfotos von Gerda Taro in Stuttgart

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    Kriegsfotos von Gerda Taro in Stuttgart
    Kriegsfotos von Gerda Taro in Stuttgart Foto: DPA

    Ein Panzer weicht einem Luftangriff der deutschen Legion Condor auf die spanische Volksarmee aus und erfasst ihr Fahrzeug. Gerda Taro stirbt wenig später nahe Madrid - als erste Kriegsfotografin im Einsatz. An der Seite des legendären Kriegsreporters Robert Capa (1913-1945) hatte sie in den Monaten zuvor Fotos vom Spanischen Bürgerkrieg in alle Welt geliefert, die wohl keinen kalt lassen. Unter dem Titel "Krieg im Fokus" präsentiert das Kunstmuseum Stuttgart von diesem Freitag bis zum 16. Mai eine Auswahl von insgesamt 85 dieser Aufnahmen der Stuttgarter Jüdin.

    Lange stand sie im Schatten ihres Lebensgefährten Capa, mit ihrem Tod wurde aber auch Taro zum Mythos. Zehntausende gaben ihr am 1. August 1937 auf dem Weg zur Grabstätte auf einem Pariser Friedhof das letzte Geleit. Es war der Tag ihres 27. Geburtstags. "Mit ihrem Tod setzte in der linken Presse eine Stilisierung zur selbstlosen, sich aufopfernden Heldin ein, die in Erfüllung ihrer Pflicht, nämlich dem antifaschistischen Kampf, ihr Leben verlor - eine Jeanne d'Arc der französischen Volksfront", heißt es in einer Mitteilung des Museums.

    Ihre Fotos dokumentieren das Leid, aber auch das Leben der spanischen Bevölkerung in und mit dem Krieg aus beeindruckender Nahsicht. Der Spanische Bürgerkrieg sei "der erste wirkliche Medienkrieg" gewesen, sagte Kuratorin Sabine Gruber, mit Taro und Capa als "teilnehmende Kriegsberichterstatter". Beide Lager - die Republikaner wie Francos Faschisten - hätten sich von Anfang an der internationalen Illustrierten bedient, um ihren Krieg zum "gerechten Krieg" zu stilisieren. Taro und Capa bedienten beide Lager, dokumentierten den Krieg aus Sicht der Soldaten.

    Taros Arbeiten zeigen Soldenten an der Front, aber auch Frauen beim Waffentraining am Strand, Paare im Café mit Gewehr in der Hand, Landarbeiter oder Kinder in Milizkleidung auf Barrikaden. Das Leid der Flüchtlinge dokumentiert sie ebenso wie Kämpfe, Verwundete und Tote - etwa die Opfer eines Luftangriffs im Leichenhaus von Valencia.

    Andere Fotos waren aber auch inszeniert. Etwa die eines Gefechts in Córdoba. "Kein wirklicher Kampf könnte realistischer sein als diese Szene", soll Capa mal gesagt haben. Sein "Falling Soldier" von 1936 wurde später zu einer Ikone des Spanischen Bürgerkriegs. Der im Augenblick seines Todes von Capa fotografierte Milizionär im weißen Hemd ging in die Geschichte der Fotografie ein. Auch weil der Vorwurf bis heute nicht ausgeräumt ist, auch dieses weltberühmte Foto sei inszeniert gewesen. Es hängt am Ende der Stuttgarter Ausstellung - neben einem Foto von Taro vom gleichen Tag, auf dem der selbe Milizionär zu sehen ist - ganz kurz vor seinem Tod.

    Die Ausstellung "Gerda Taro. Krieg im Fokus" zum 100. Geburtstag der Fotografin basiert auf einer Retrospektive des International Center of Photography (ICP) in New York und der Taro-Biografin Irma Schaber. Das Kunstmuseum Stuttgart ist die einzige Station in Deutschland. Einen Katalog gibt es nicht.

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