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"Legend of Tarzan": Kritik zum Film "Legend of Tarzan": Dürftige Story, kein Humor

"Legend of Tarzan"

Kritik zum Film "Legend of Tarzan": Dürftige Story, kein Humor

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    "Legend of Tarzan": Lohnt sich der Kino-Film?
    "Legend of Tarzan": Lohnt sich der Kino-Film? Foto: Jonathan Olley, Warner Bros.

    Sein jodelnder Schrei hallt nur von Ferne durch den Urwald und lässt die Gegner dennoch erschauern. Sie ahnen, was ihnen blüht, auch wenn sie noch nie einen Tarzan-Film gesehen haben. Der Herr des Dschungels, der sich im Lendenschurz von einer Liane zur nächsten schwingt, gehört zu den großen mythischen Figuren der Filmgeschichte und hat sicherlich auch im digitalen Zeitalter nichts an Attraktivität verloren.

    Aber Edgar Rice Burroughs Romanvorlage aus dem Jahre 1912 erzählte nicht nur von einem Mann, der in der Wildnis aufgewachsen ist, sondern bediente auch die rassistischen Allmachtsfantasien seiner Zeit. Burroughs Bild des weißen Übermenschen, der als König den Dschungels erstrahlt, ist heute schwer vermittelbar. Auch Jane, die an seiner stolzen Brust wie eine fleischgewordene Halskette hängt, entspricht nicht so ganz den feministischen Standards unserer Zeit.

    "Legend of Tarzan" stammt von Regisseur David Yates

    Wer also Tarzan für das Kino des 21. Jahrhunderts neu erzählen will, muss sich etwas einfallen lassen. Regisseur David Yates („Harry Potter“) hat sich der Herausforderung gestellt und man sieht seinem „Tarzan“ deutlich an, welche Anstrengung die Modernisierung des Stoffes gekostet hat. Mit Beginn des Filmes ist der Herr des Dschungels (Alexander Skarsgård) längst mit Jane (Margot Robbie) nach England zurückgekehrt und zwängt seinen hünenhaften Körper in hoch geschlossene Adels-Trikotage. Aber dann, so will es der überkomplexe und keineswegs schlüssige Handlungsaufbau, überzeugt ihn der Anti-Sklaverei-Aktivist George Washington Williams (Samuel L. Jackson), mit ihm in den Kongo zu reisen, wo Leon Rom (Christoph Waltz) im Auftrag des belgischen Königs Leopold II. nicht nur auf der Suche nach Elfenbein und Diamanten ist, sondern auch Sklavenhandel im großen Stil betreibt.

    Widerwillig lässt sich Tarzan auf den humanitären Einsatz ein und noch widerwilliger nimmt er die reiselustige Jane mit in den Kongo, die dann auch sehr schnell als Geisel in der Hand des Finsterlings gerät. Zeit für den Dschungelkönig endlich das Hemd auszuziehen und zur Liane zu greifen.

    Deutscher Trailer von "Legend of Tarzan"

    Tarzan-Darsteller wurden im Laufe der letzten hundert Jahre bekanntlich weniger nach ihren schauspielerischen Fähigkeiten, sondern eher aufgrund ihrer Brustkorbgröße gecastet. Auf diesem Gebiet hat der hoch gewachsene, heftig austrainierte Alexander Skarsgård einiges zu bieten, der hier allerdings durchweg in langen Hosen und nicht im Lendenschurz agiert. Über dessen darstellerische Kapazitäten muss jedoch an anderer Stelle entschieden werden, da er in diesem vollkommen humorbereinigten Film offensichtlich der Regieanweisung folgt, immer schön bierernst-charismatisch drein zu blicken und seine physische Präsenz wirken zu lassen.

    Aber zum Schauspielen hat man ja Christoph Waltz mit an Bord genommen, der hier – genauso wie Samuel L. Jackson – künstlerische Resteverwertung aus den letzten Tarantino-Filmen betreibt und seine Gegner gerne mit dem Rosenkranz stranguliert. Ein solch monströser Bösewicht lässt selbst einen Tarzan noch weit über sich hinaus wachsen. Anfangs will der wütende Naturbursche nur seine Jane befreien, aber am Ende führt Tarzan die Stämme des Kongo inklusive einer Herde von Wasserbüffeln in die Schlacht gegen die Kolonialisten. Zwischendrin darf er noch mit Löwen kuscheln und sich mit riesigen Gorillas prügeln, was so glaubwürdig aussieht wie ein zu teuer gemachtes Videospiel.

    Kritik zu "Legend of Tarzan": Hölzernes Drehbuch

    Im Vergleich mit „Dschungelbuch“, der die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Natur poesievoll in Fluss brachte, fällt „Tarzan“ mit seiner finster-grauen Urwaldtextur deutlich ab. Schwerer wiegt jedoch das hölzerne Drehbuch von Adam Cozad und Craig Brewer, das zwischen politisch-korrektem Upgrade und den Schauwert-Ansprüchen des modernen 3D-Kinos ungelenk herumzappelt anstatt dem abgehalfterten Mythos mit der notwendigen Ironie zu begegnen.

    Bewertung 2 von 5 Sterne

    Legend of Tarzan, USA 2016, 110 Min., FSK ab 12, von David Yates, mit Alexander Skarsgård, Christoph Waltz, Samuel L. Jackson, Margot Robbie

    Legend of Tarzan

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