Eigentlich wäre er ja gerne einer wie Gary Cooper gewesen. Aber der Westernheld zog bekanntlich beim Klassenfeind USA seinen Colt. Und so spielte Manfred Krug halt in der DDR einen sturen, gesellschaftspolitisch skeptischen Zimmermann in dem wunderbaren Film „Spur der Steine“. Der dann prompt verboten wurde. Was viele nicht wissen: Manfred Krug war geborener Wessie, 1937 in Duisburg geboren. 1949 kam er als Kind in die eben erst entstandene DDR, wo er als junger Mann seine schauspielerische Heimat fand.
Die DEFA-Studios in Babelsberg waren ohne den so liebenswerten wie knurrigen Publikumsliebling Manfred Krug nicht denkbar. Auch wenn die Filmtitel schrecklich klangen: „Mir nach, Kanaillen!“ oder „Fünf Patronenhülsen“ – sie mochten ihn eben „drüben“. So wie ab Anfang der 80er Jahre die Fernsehzuschauer in der Bundesrepublik ihn in ihr Herz schlossen, dank seines „Tatort“-Kommissars Paul Stoever, als menschlichen Anwalt in der Serie „Liebling Kreuzberg“ oder als Truckerfahrer in der Serie „Auf Achse“. Den Schweiß und die Maloche nahm man ihm gerne ab.
Manfred Krug: Für die Anhänger kam der Tod nicht überraschend
Nun ist Trauer angesagt, denn Manfred Krug ist, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am vergangenen Freitag im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben. So richtig überraschend kam der Tod auch für seine Anhänger nicht. Schon länger fragte man sich, was macht eigentlich Manfred Krug? Es war still um den vierfachen Vater geworden.
Ein Schlaganfall 1997 brachte ihn ausgerechnet in eine Rehaklinik nach Wandlitz in Brandenburg auf das ehemalige Areal der DDR-Prominenz. Mit der hatte sich Krug 1976 überworfen, weil er seine Unterschrift unter die Protestresolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann gesetzt hatte. Wenige Monate später übersiedelte Krug mit seiner Familie in den Westen Berlins.
Schon früh verschwand der Schauspieler und Sänger aus dem Scheinwerferlicht. Zumal er im Herbst 2014 sich einer Herzklappenoperation unterziehen musste. Seinen letzten „Tatort“ unter dem Titel „Tod vor Scharhörn“ drehte er zusammen mit seinem Partner Charles Brauer bereits im Jahr 2000. In Erinnerung geblieben sind die Duette der beiden, zumal Singen für Krug wichtig war.
Manfred Krug fühlte sich im Jazz wohl
Im traditionellen Jazz fühlte er sich wohl und auch deutsches Liedgut wie die Ode an die „Kleine Schaffnerin“ fand bei ihm eine neue Liebe. In der TV-Serie „Liebling Kreuzberg“ gefielen seine Menschlichkeit, sein Teddybär-Charme und die bunten Krawatten. Nach längerer Krankheit empfand Krug die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse als „wunderschöne Streicheleinheit“.
Aber nicht immer meinten es Medien und Fans gut mit dem populären Schauspieler. Als er Werbung für die Telekom und deren Börsengang machte, wurde er von Linken als Kapitalistenknecht gescholten. Manfred Krug gab später dem Stern ein Interview, in dem er sich erschrocken bei den Telekom-Aktionären für die erlittenen Verluste entschuldigte.
Der Entertainer und sanfte Rebell wollte eigentlich, wie er einmal untertrieb, „nur sich selbst spielen“. Was so nicht gelang. Aber er war wohl der Einzige, der Ost und West gleichermaßen repräsentierte. Ein Bürger mit Ecken und Kanten, mit einer klaren Meinung und konsequenter Haltung.
Das Leben von Manfred Krug:
Geboren am 8. Februar 1937 in Duisburg
1949: Umzug in die DDR
1951–1954: Arbeiter im Stahlwerk
1954: Studium an der staatlichen Schauspielschule in Ostberlin
1966: Verbot des DDR-kritischen Films „Spur der Steine“
1973: Verdienstmedaille der DDR
1976: Protest gegen die Ausbürgerung des Sängers Wolf Biermann
1977: Ausreise nach Westberlin
1984 bis 2001: 41 Folgen als
Tatort-Kommissar Paul Stoever
1986–1998: Hauptdarsteller in der TV-Serie Liebling Kreuzberg
2013: Bundesverdienstkreuz
Tod am 21. 10. 2016. dpa