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Kinostart: "Men & Chicken": Das Tier im Mann

Kinostart

"Men & Chicken": Das Tier im Mann

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    Haustiere kompensieren den Frauenmangel auf dem Gutshof: Gregor (Nikolaj Lie Kaas, links) und Elias (Mads Mikkelsen) in einer Szene aus "Men & Chicken". Foto: Rolf Konow/DCM/dpa
    Haustiere kompensieren den Frauenmangel auf dem Gutshof: Gregor (Nikolaj Lie Kaas, links) und Elias (Mads Mikkelsen) in einer Szene aus "Men & Chicken". Foto: Rolf Konow/DCM/dpa Foto: Rolf Konow

    Eines lässt sich über Anders Thomas Jensens „Men & Chicken“ mit Gewissheit sagen: Solch einen Film hat man noch nicht gesehen. Schon viele Regisseure haben sich auf die Suche nach dem Animalischen im Menschen gemacht, aber kein Film dürfte dem Thema auf derart skurrile Weise so nahe gekommen sein wie dieser. Der wichtigste Drehbuchautor des dänischen Kinos („In einer besseren Welt“) bewegte sich in seinen eigenen Regiearbeiten wie „Dänische Delikatessen“ und „Adams Äpfel“ immer auf dem Terrain der tiefschwarzen Komödie. „Men & Chicken“ setzt diese Tradition fort und stellt zwei eigenwillige Brüder ins Zentrum der Geschichte.

    Mads Mikkelsen spielt den grobschlächtigen Typen

    Gabriel (David Dencik) ist ein ruhiger, zivilisierter Mann, der an der Universität Evolutionspsychologie unterrichtet. Sein Bruder Elias (Mads Mikkelsen) ist mehr so der grobschlächtige Typ, der immer wieder zur manuellen Triebabfuhr auf die Toilette oder hinter einen Busch flüchtet. Gemeinsam ist beiden eigentlich nur die Hasenscharte, die ihr Gesicht verunziert. Nach dem Tod des Vaters erfahren die Brüder per Videobotschaft, dass ihr eigentlicher, biologischer Erzeuger auf einer abgelegenen Insel lebt. In einem heruntergekommenen Gutshof erwarten die beiden drei weitere Brüder mit Hasenscharte, deren gewalttätige Neigungen die Gäste gleich zu spüren bekommen. Die Männerwirtschaft leidet unter Frauenmangel, der mithilfe der zahlreichen Haustiere in den Zimmern und Fluren kompensiert wird. Während Elias sich schnell in die animalische Bruderschaft integriert, stößt Gabriel bei seinen Ahnenforschungen auf äußerst ungewöhnliche genetische Verbindungen.

    Das triebhafte Treiben der familiären Gang

    Mit viel Freude am grotesken Detail inszeniert Jensen sein schräges Familiendrama, in dem fünf Brüder auf eine etwas befremdliche Identitätssuche geschickt werden. Mit heruntergeklappter Kinnlade schaut man dem triebhaften Treiben der familiären Gang zu, die das Tier im Manne auf ganz eigene Weise ausleben. Wer will, kann hier auch wahlweise ein satirisches Statement gegen gesellschaftlichen Konformismus oder die unabsehbaren Folgen der Gentechnik herauslesen. Aber so bierernst möchte dieses tierische Spektakel vielleicht gar nicht genommen werden. ***

    Kinostart in Augsburg und Neu-Ulm

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