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Winckelmann, derEin Star unter den Gelehrten

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Winckelmann, derEin Star unter den Gelehrten

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    Glänzende Laufbahn, schlimmes Ende: Johann Joachim Winkelmann (porträtiert von Anton von Maron).
    Glänzende Laufbahn, schlimmes Ende: Johann Joachim Winkelmann (porträtiert von Anton von Maron). Foto: Archiv

    Es nimmt ein mörderisches Ende mit einem der berühmtesten Gelehrten des 18. Jahrhunderts. Im Juni 1768 stirbt Johann Joachim Winckelmann in einem Gasthaus in Triest – erdolcht im Alter von 50 Jahren. Die genauen Hintergründe? Nie geklärt. Als Reisender soll er einem Raubmord wegen einiger wertvoller Medaillen zum Opfer gefallen sein. Eine andere Version: Der Täter könnte ein homosexuelles Motiv gehabt haben.

    Am 9. Dezember 1717, vor 300 Jahren, kommt Winckelmann als Sohn eines Schuhmachers in Stendal (heute Sachsen-Anhalt) zur Welt. Sein Werdegang ist so grandios, dass am Ende die gesamte deutsche Geisteswelt über seinen Tod schockiert ist. Goethe erklärte das 18. Jahrhundert sogar zum Winckelmann-Jahrhundert. Winckelmanns lebenslanger Drang, sich mit der Antike zu beschäftigen, löst ihn von der bescheidenen Herkunft. Durch Fleiß und Bildung wird er zum Intellektuellen ersten Ranges. Aus dem Geist der Aufklärung heraus erklärt er in seinem Aufsatz „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst“ die griechischen Statuen zum höchsten Ideal der Kunst.

    Damit hebt sich Winckelmann von französischen und italienischen Zeitgenossen ab, die ihren Klassizismus großteils auf die römische Antike beziehen. Auch formuliert er die Formel, die später zum Schlagwort der Weimarer Klassik werden sollte: Skulpturen wie etwa der Laokoon-Gruppe liege „eine edle Einfalt“ inne – was damals soviel wie geisige Reinheit bedeutet – „und eine stille Größe“. Es ist eine strikte Abgrenzung zu den Verspieltheiten des Rokoko. Auch geht die – mittlerweile widerlegte A– nnahme, dass antike Statuen nur weiß gewesen wären, auf Winckelmann zurück. Damit erreicht er eine epochale Wirkung über seine Gegenwart hinaus.

    Später geht er nach Rom. Mit der Vatikanischen Bibliothek und den antiken Stätten in Pompeji und Herculaneum findet er einen immensen Reichtum an Quellen vor, literarisch wie auch archäologisch. Er macht sich an die Arbeit für seine berühmteste und wichtigste Schrift, die „Geschichte der Kunst des Altertums“ von 1764. Grundlegend verändert er die Herangehensweise an Archäologie und Bildende Kunst, indem er der erste ist, der am Beispiel antiker Werke Architektur und Kunst als stilistische Entwicklung in Epochen betrachtet – also mit Vorstufen, Höhepunkt und Verfall.

    Auf seiner letzten Reise, die zum Ziel hat, langfristig nach Deutschland zurückzukehren, gelangt er ins Triester Gasthaus. Sein Mörder soll später angegeben haben, im Reisegepäck des Opfers sei ein Buch „in einer seltsamen Sprache“ gewesen. Es war Homer, der große Grieche. Bis zum Tod an Winckelmanns Seite.  

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