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80. Geburtstag: Woody Allen wird 80: Der Mann, der die Frauen liebt

80. Geburtstag

Woody Allen wird 80: Der Mann, der die Frauen liebt

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    Woody Allen wird 80 Jahre alt.
    Woody Allen wird 80 Jahre alt. Foto: Tristan Fewings (dpa)

    Woran erkennt man wichtige Filmemacher? Unter anderem daran, dass sie wunderbare Szenen auf die Leinwand bringen, wie Frau und Mann miteinander umgehen. Straßenszenen, die man nie vergisst, wie die, in der Diane Keaton als Manhattan-Stilikone in „Der Stadtneurotiker“ von 1977 mit Hut, Krawatte und Tennisschläger fast hyperventiliert, als Regisseur und Autor Woody Allen so was von rumlabert. Unglaublich, wie das funktionieren kann. Man wünscht sich, eine solche Szene einmal selbst erlebt zu haben.

    Aber der eher mickrige New Yorker Intellektuelle, den man sich gerne schweißgebadet und von Neurosen geschüttelt in seinem New Yorker Apartment vorstellt, hat gelernt, wie er gegen Selbstzweifel und Depressionen ankämpfen muss. Auch wenn er dann von der Psychiatercouch fällt. Aber aus seiner Obsession heraus, mit der Kamera wundervolle Dinge mit komplizierten Frauen und sich selbst als Hauptdarsteller oder als autobiografischer Ideengeber anzustellen, entstanden wunderschöne Kinostücke.

    Mann und Frau auf der Straße zum Zweiten: In „Match Point“ sagt Scarlett Johansson zum aufstrebenden Tennistrainer: „Oh, ich habe nur gerade einen Nervenzusammenbruch. Ich habe einen Vorsprecher in zehn Minuten.“

    Die Branche hat Woody Allen zäh gemacht

    Die vorsprechende Johansson machte die Schauspielerin zum Star Woody Allens. Mag man seinen Filmen auch eine konventionelle französische oder gar formell strenge skandinavische Linie („Innenleben“) unterstellen, er hatte zumindest ein Gespür für den nötigen Wechsel der Schauspieler-Generationen.

    Die Johannson mit ihrem grandios-raffinierten Blick brachte Allen ein großes Comeback. Zumal die Frauencharaktere schon seit geraumer Zeit vielschichtiger in ihrer Gestaltung waren. Nicht unbedingt bei Mia Farrow, mit der der Mann, der heute 80 Jahre alt wird, viele Jahre vorher eine turbulente Beziehung führte. Mit ihr adoptierte er einen Jungen und ein Mädchen. Und als ob das Leben nicht ohnedies genügend schlechte Drehbücher geschrieben hätte, verliebte sich Woody in das 35 Jahre jüngere Findelkind Soon-Yi, die er später auch heiratete. Die Folge: eine Schlammschlacht, verbunden mit einem Missbrauchsvorwurf Mia Farrows. Obwohl Allen rechtlich unbeschadet aus der Auseinendersetzung herauskam, schien seine weitere Karriere fraglich.

    Aber die Branche hatte ihn zäh gemacht. Der Sohn orthodoxer Juden und frühere Gag-Schreiber hatte sich immer gerieben – an den Themen Sex, Selbstzweifel, Tod und am jüdischen Glauben. Die Themen und vor allem die Frau als ebenso begehrtes wie unverstandenes Traumwesen sind geblieben.

    Woody Allen wird jetzt erst einmal eine TV-Serie drehen

    Der Manhattan-Fan machte auch Paris, Rom, Barcelona und London zum Schauplatz seiner ein wenig touristisch anmutenden filmischen Visionen. Allerdings wendet sich der aktuelle Film „Irrational Man“ mehr dem Mann im mittleren Alter zu. Man taucht ein in die Welt eines John Irving oder James Updike. In die Frustrationen des Ostküsten-Professors Abe Lucas, dem natürlich Studentinnen wie Kolleginnen nachsteigen. Und der Schwierigkeiten hat, Kant schlechtzureden. Dabei soll Lucas auch noch „wie Viagra“ auf das Institut wirken, wie getuschelt wird. Hitchcock hätten die Parallelen zu diesem Film gefallen.

    Lust und Frust erlebt der von Joaquin Phoenix gespielte Wissenschaftler mit Bauchansatz mit einer Studentin im Hängekleidchen. In das war Emma Stone geschlüpft, die schon zum zweiten Mal bei Mr. Allen aktiv war („Magic in the Moonlight“). So schräg rüberzukommen wie ihre Vorgängerinnen, hat sie allerdings nicht drauf.

    Ob je eine Frau Woody Allen erlösen kann? Vom „Philosophenquatsch“, wie Uni-Mann Lucas meint? Jetzt soll er erst mal eine TV-Serie drehen. Wo er doch so was gar nicht mag.

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