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Interview: Arnd Peiffer: Warum Biathlon die Menschen fasziniert

Interview

Arnd Peiffer: Warum Biathlon die Menschen fasziniert

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    Arnd Peiffer gilt als große Medaillenhoffnung der deutschen Mannschaft bei der Biathlon-WM. Im Sprint rechnet sich der 29-Jährige die besten Chancen aus.
    Arnd Peiffer gilt als große Medaillenhoffnung der deutschen Mannschaft bei der Biathlon-WM. Im Sprint rechnet sich der 29-Jährige die besten Chancen aus. Foto: Witters

    Am Donnerstag beginnt die Biathlon-WM im österreichischen Hochfilzen. Was macht für Sie die Faszination Biathlon aus?

    Peiffer: Man hat zwei unvereinbare Sportarten kombiniert. Zuerst quält man sich auf der Strecke, es geht hart zur Sache. Und auf einmal am Schießstand macht man etwas völlig anderes, für das man Präzision und Ruhe braucht. Für die Zuschauer ist es interessant, weil sich das Rennen stets drehen kann.

    Was mögen Sie lieber: Schießen oder Laufen?

    Peiffer: Das Laufen ist die Basis der Sportart. Jemand, der 20 oder 25 Jahre alt ist, dem kann ich das Schießen noch beibringen. Aber jemand, der nicht von klein auf Langlaufen ausgeübt hat, kann vielleicht noch Langlaufen lernen. Aber er wird nie richtig gut darin sein.

    Was wird mehr trainiert: Laufen oder Schießen?

    Peiffer: Die konditionelle Basis nimmt die meiste Zeit in Anspruch, also das Langlaufen. Wenn wir eine reine Ausdauerwoche machen, dann haben wir eine Belastungszeit von 25 Stunden. Da kommt noch Krafttraining hinzu. Das Schießen nimmt viel weniger Zeit in Anspruch.

    "Das Schießen kommt am besten an"

    Warum kommt Biathlon beim Fernsehzuschauer so gut an?

    Biathletin Laura Dahlmeier strahlt bei der Siegerehrung über das ganze Gesicht. Die 22-Jährige gewinnt bei der Weltmeisterschaft in Oslo Gold im Verfolgungsrennen. Ihr erster großer Einzel-Triumph. Sie tritt in die Fußstapfen prominenter Weltmeister aus Deutschland.
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    Laura Dahlmeier gewinnt bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Hochfilzen fünf Goldmedaillen. Sie führt eine lange Liste deutscher Weltmeister fort.

    Peiffer: Das liegt daran, dass das Schießen im Fernsehen sehr gut transportiert werden kann. Man sieht auf den ersten Blick, ob die Scheibe fällt oder nicht. Wenn alle fallen, dann ist es sehr gut. Wenn mehrere Scheiben stehen bleiben, ist es schlecht. Jeder, der es zum ersten Mal sieht, wird es verstehen. Außerdem kann man Biathlon im Fernsehen gut aufbereiten, man kann die Scheiben einblenden. Es kommt Spannung auf, wenn in der Staffel, in der Verfolgung oder im Massenstart die Biathleten fast gleichzeitig an den Schießstand kommen, und der Zuschauer sieht sofort, wer die Aufgabe am besten lösen kann. Ich bin fast ein wenig traurig, dass man das Gefühl hat, dass der Zuschauer 90 Prozent den Schießstand sieht. Man zeigt die Biathleten vielleicht noch am Start, dann gefühlt eine Stunde Schießstand und den Zieleinlauf. Ich würde gerne noch mehr von der Strecke sehen, aber bei den Zuschauern kommt das Schießen offenbar am besten an.

    In Ihrer Weltcupbilanz bisher steht unter anderem ein Sieg mit der Staffel in Antholz, ein 2. Platz in der Verfolgung in Oberhof oder ein 3. Rang im Sprint von Östersund. Sind Sie zufrieden?

    Peiffer: Im Gesamt-Weltcup liege ich auf Platz vier. Ich denke, das ist eine Topplatzierung. Ich hatte einen guten Auftakt in Östersund. Danach habe ich etwas gekränkelt, aber dann wieder gute Ergebnisse nach Weihnachten. Wenn ich unter den Top zehn bin, dann ist es für mich eine gute Saison.

    Sprint, Verfolgung, Massenstart: Wo rechnen Sie sich die besten Chancen aus?

    Peiffer: Der Sprint ist mein Lieblingsrennen, dort habe ich bisher die meisten Erfolge gefeiert. Das liegt auch daran, dass der Sprint das Rennen ist, das am häufigsten ausgetragen wird. Trotzdem: Fast alle Podest-Platzierungen in meiner Laufbahn hatte ich im Sprint. Auf den zehn Kilometern muss alles passen. Da kommen relativ viele Starter fehlerfrei durch. Am Ende wird es auf der Strecke entschieden.

    Wo liegen die Tücken bei der WM-Anlage in Hochfilzen?

    Peiffer: Die Laufstrecke hat nicht die steilsten Anstiege, aber es ist eine Runde, auf der man permanent arbeiten muss. Selbst in den Abfahrten kann man sich nicht erholen, sondern muss umtreten. Der Schlussanstieg geht treppenartig hoch. Wenn man vorher zu viel investiert hat, dann droht man einzugehen. Am Ende muss man bombenfit sein.

    Ist das Saisontraining auf die Weltmeisterschaft als Höhepunkt ausgerichtet?

    Peiffer: Jein. Wir haben vor der WM schon eine spezielle Vorbereitung. Aber ich persönlich kann es mir nicht erlauben, den Fokus allein auf die WM zu legen, weil ich es sonst gar nicht dorthin schaffen würde. Ich muss die WM-Norm schaffen, ich muss mich in der Mannschaft durchsetzen, damit ich überhaupt zu den vier Deutschen gehöre, die starten dürfen. Die Zeiten sind vorbei, wo die Sportler sagen, dass sie die Weltcups aus dem Training heraus laufen und dann den Fokus auf die WM legen. Dann ist man im Weltcup chancenlos.

    Der überragende Biathlet des Winters ist Martin Fourcade. Was zeichnet den Franzosen aus?

    Peiffer: Er ist der kompletteste Athlet. Er hat eine gute Lauftechnik, er kann sprinten und er hat eine der besten Schießquoten überhaupt. Er ist in jeder Teildisziplin das Maß der Dinge, deswegen ist er auch so dominant.

    Arnd Peiffer fordert härtere Strafen für Dopingsünder

    Doping bei russischen Biathleten bleibt ein Thema. Die Internationale Biathlon Union IBU hat das Verfahren gegen 22 russische Sportler wegen mangels an Beweisen fallen gelassen. Was sagen Sie dazu?

    Peiffer: Tatsächliche Beweise hat man wirklich nicht. Wenn es keine Beweise gibt, wird es schwierig, Sportler zu bestrafen. Das ist rechtlich nicht haltbar. Wenn die Dopingproben manipuliert waren und auf dem Weg ins Labor schon geöffnet wurden, dann kann man dafür die Athleten nicht bestrafen. Rückwirkend kann man nicht mehr viel machen, was die Athleten angeht. Aber man muss etwas tun, damit das nicht wieder passiert.

    Und zwar was?

    Peiffer: Zum einen ist es ein Riesenskandal, dass Dopingproben zwischendurch geöffnet wurden wie bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi. Ich werde ständig kontrolliert, erst gestern habe ich wieder Urin und Blut abgeben müssen. Ich führe seit acht Jahren einen Kalender, in dem ich jeden Tag eintragen muss, wo ich bin. Jeden Tag, 365 Tage im Jahr. Und dann höre ich, dass irgendwo Proben vorzeitig geöffnet wurden. Da fühle ich mich veräppelt. In Sotschi waren offensichtlich auch einige Funktionäre der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada zu leichtgläubig gewesen. Russland hat es ausgenutzt, dass Olympia im eigenen Land war. Das ist die Essenz des McLaren-Reports und ein Riesenskandal.

    Warum traut man sich nicht an härtere Strafen heran?

    Peiffer: Die IBU ist nicht so richtig am Thema Doping dran. Es ist ein demokratischer Verband mit langen Entscheidungswegen. Aber härtere Strafen sind das Einzige, was zieht. Im vergangenen Jahr hat man den ein oder anderen russischen Athleten beim Doping erwischt. Dann nimmt man die Sportler aus der Mannschaft heraus und in ein oder zwei Jahren kommen die Athleten zurück. Dann zahlt der Verband ein paar tausend Euro Strafe und gut ist es. Wir fordern, dass einem Verband Startplätze aberkannt und hohe Strafen verhängt werden.

    Zurück zur WM, wie entspannen Sie nach einem Wettkampf?

    Peiffer: Ich nehme mir ein Buch, lege mich ins Bett und lese. Das erdet.

    Welches Buch nehmen Sie nach Hochfilzen mit?

    Peiffer: Weiß ich noch nicht, was gerade aktuell ist. Ich habe gerade das Buch von Harper Lee gelesen: Wer die Nachtigall stört. Ich lasse mir etwas von der Familie empfehlen.

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