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Am falschen Ende gespart?

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Am falschen Ende gespart?

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    Mindelheim Seit drei Jahren besucht Roland Blochum zu Beginn jedes Schuljahres die fünften Klassen des Maristenkollegs in Mindelheim. Dort hält der Präventionsbeauftragte der Bahn für die Regierungsbezirke Ober-, Niederbayern und Schwaben in jeder Klasse ein 90-minütiges Sicherheitstraining ab und informiert die Schüler ausgiebig über Gefahren und Verhaltensregeln im Schienennahverkehr. Blochums Aufklärungsarbeit ist Teil des Projekts „Prävention an Schulen“, das von der Bahn-Tochter DB Sicherheit GmbH finanziert wird und das deutschlandweit 25 Präventionsbeauftragte beschäftigt. Zum 31.12.2010 läuft „Prävention an Schulen“ aus. Eine Verlängerung ist nicht in Sicht.

    Am Maristenkolleg herrscht ob der anstehenden Beendigung der beliebten Präventionsmaßnahme großes Unverständnis. Roland Blochum und sein Sicherheitstraining sind hier hoch angesehen. Im Kollegium ist man überzeugt davon, dass das Training wichtig ist, um die aus den Grundschulen nachrückenden Kinder zu sicheren und verantwortungsbewussten Bahnfahrern zu erziehen. „Wir haben eine große Zahl von Fahrschülern, die mit der Bahn kommen“, gibt der Sicherheitsbeauftragte des Gymnasiums am Maristenkolleg, Marco Bäumler, zu Bedenken.

    Die Gefahrensituationen sind vielfältig

    Besonders am Anfang fehle diesen oft noch die Sensibilität für potentielle Gefahren im Bahnverkehr. Die Sogwirkung eines einfahrenden Zuges, das Gedrängel beim Einsteigen, das Überqueren von Gleisen an Bahnhöfen ohne Unterführung, all das seien Risiken, die man Fünftklässlern oft erst noch bewusst machen müsse, um sie vor schweren Unfällen schützen zu können. Und mahnend fügt Marco Bäumler hinzu: „Es gab solche Vorfälle und gefährlichen Situationen in der Vergangenheit immer wieder.“

    Diese Einschätzung teilt auch Schulleiter Gottfried Wesseli. „Den Fünftklässlern fehlt oft noch das Gespür für die Masse und die Gefährlichkeit eines solchen Zuges“, sagt er. Das Sicherheitstraining sei da eine sehr gute und erfolgreiche Sache gewesen. Besonders schwer wiege der Verlust der Prävention vor dem Hintergrund, dass „die Schüler diese wichtigen Inhalte auch nirgendwo sonst vermittelt bekommen.“

    Auf Seiten der Betroffenen ist man sich weitestgehend einig: Ausschlaggebend für die Entscheidung der Bahn seien allein finanzielle Motive. „Mit Prävention wird leider kein einziger Euro in die Kassen gespült“, bringt Roland Blochum die Problematik auf den Punkt. Und tatsächlich will einem außer Kostengründen kaum ein Argument einfallen, warum die Bahn das allseits so geschätzte Sicherheitstraining streichen wollen sollte.

    Aber darf man den Verantwortlichen wirklich unterstellen, den Schutz der körperlichen Gesundheit von Kindern allein unter dem Aspekt der dadurch anfallenden Kosten betrachtet und für unrentabel befunden zu haben? Eine Anfrage unserer Zeitung beantwortet die Münchener Pressestelle der Bahn ausweichend. Das Projekt „Prävention an Schulen“ laufe nun mal zum Ende des Jahres aus, heißt es dort mit einer Selbstverständlichkeit, als habe man bei der Bahn auf das Auslaufen von Bahnprojekten in etwa so viel Einfluss wie auf die Abfolge der Jahreszeiten. Eine plausible Begründung für das Ende des Projekts bleibt die Pressesprecherin schuldig.

    Verhandlungen geben Anlass zur Hoffnung

    Stattdessen betont sie, dass das letzte Wort in der Sache noch gar nicht gesprochen sei. Man müsse abwarten, was die Verhandlungen der nächsten Wochen bringen. „Wir wissen, dass das Thema Prävention wichtig ist und wir planen gerade wie es weitergeht“, gibt die Bahnsprecherin Anlass zur Hoffnung. Klingt, als gäbe es vielleicht doch eine gemeinsame Zukunft für Roland Blochum und die fünften Klassen des Maristenkollegs.

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