Die Hölle überlebt
Angela Bachmair stellt ihr Buch „Wir sind stolz, Zigeuner zu sein“ vor
Zwei „Zigeunerwarntafeln“ im Stadtmuseum von Nördlingen, die im 18. Jahrhundert am Schlosstor von Harburg angebracht waren, sind frühe Zeugnisse der Ausgrenzung einer seit 600 Jahren in Deutschland lebenden Personengruppe. Der Rassenhass der Nationalsozialisten brachte den Sinti und Roma, wie sie heute bezeichnet werden, ein Inferno von Verfolgung, Erniedrigung und Tod. Trotzdem sagt Anna Reinhardt, die diese Hölle überlebt hat: „Wir sind stolz, Zigeuner zu sein“.
Dies ist auch der Titel des Buches von Angela Bachmair, das sie im Stadtmuseum Nördlingen vorstellte und in dem sie auf Grund ihrer Gespräche, die sie mit Anna Reinhardt führte, und eigenen Recherchen das Schicksal der Sintifamilien nachzeichnete. Anna wurde als dreimonatiges Baby in ihrem Geburtsjahr 1940 mit den Eltern und ihren fünf Geschwistern bei einer Verhaftungsaktion im Morgengrauen ohne Vorwarnung aus der Wohnung in Mundelsheim nach Asperg gebracht und in das Zuchthaus auf dem Hohenasperg eingekerkert. „Umsiedlung in den Osten“ war die Begründung, der Besitz wurde beschlagnahmt und rassenhygienische Untersuchungen eines „Rassenforschers“ durchgeführt. In einer Lesung aus dem Buch schilderte Angela Bachmair im Wechsel mit Diego, dem Enkel Anna Reinhardts, wie ihre Welt von nun ab für fünf Jahre das Lager ist. Mit 800 anderen Sinti seien sie tagelang ohne Nahrung und Wasser in Richtung Polen gefahren, deklariert als „Gesellschaftsfahrt“ zum Gruppenreisetarif, den sie selbst hätten bezahlen müssen. In Polen, im Distrikt Radom angekommen seien sie zuerst in die Dörfer der Umgebung verteilt und sich selbst überlassen worden, dann aber in Zwangsarbeitskolonnen zusammengefasst und schließlich in ein Zwangslager eingewiesen worden. Als ein Wunder bezeichnete es die Autorin, dass die Reinhardts alle Kinder, vor allem das Baby, unter vielen Entbehrungen und schlimmen Erlebnissen durchgebracht hätten.
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