Sozialwesen: Seit 70 Jahren an der Seite der Schwachen

VonRonald Hummel

VdK-Ortsverband Nördlingen feiert. Festredner Wilfried Sponsel gibt eine lebendige Geschichtslektion

Das Gemeindezentrum in Dürrenzimmern ist nicht gerade klein, aber es platzte aus allen Nähten, als Günter Wernhard, Vorsitzender des VdK-Orstverbandes Nördlingen, die Gäste zur 70-Jahr-Feier begrüßte. Ein Bild der jährlich wachsenden Bedeutung des VdK, doch Festredner Wilfried Sponsel sagte klipp und klar: „Die Geschichte der Kriegsversehrten, -beschädigten, -waisen, -witwen und -mütter nach dem Zweiten Weltkrieg ist noch nicht geschrieben worden.“ Mit dem Deutschen Reich brach auch jegliche Kriegsopferversorgung zusammen und die Anfänge des VdK waren reine Improvisation: Bilder zeigten als „Geschäftsstelle“ einen Tisch am Straßenrand, Kistenstapel als Schreibtische, Vdk-Betreuer, die mit einer Schreibmaschine auf dem Gepäckständer von Dorf zu Dorf radelten. Aus eigener Kraft nahm der „Verband der Kriegsversehrten und Hinterbliebenen“ Gestalt an, 1946 entstand der Bayerische Landesverband, 1947 unter anderem der Nördlinger Ortsverband mit 78 Mitgliedern – heute sind es 1718. Christian Löffler, der ab 1948 14 Jahre lang den Vorsitz hatte, schuf die heute noch bewährten Strukturen – professionelle Fachausschüsse, Sozialleben mit Ausflügen, Weihnachts- und Muttertagsfeiern, Theaterfahrten. 1956 gab Bundespräsident Theodor Heuss dem Versehrtenverband keine große Zukunft – damals war der Wechsel zum umfassenden Sozialverband nicht absehbar.

1957 bezeichneten die Rieser Nachrichten den Ortsverband mit 1063 Mitgliedern als einen der größten Schwabens. Sponsel würdigte alle Vorsitzenden; so setzte Karl Schönamsgruber, Wernhards Vorgänger, sehr erfolgreich auf Mitgliederwerbung. Streitbar gegenüber der Politik waren sie alle – besonders Günter Wernhard, einstiger Personalamtschef der Stadt Nördlingen, ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Originalzitat: „Rentner dürfen nicht zu Sparschweinen der Nation verkommen.“ Er rief mit zu Großdemos in Augsburg und München auf, strickte durch einen Kooperationsvertrag mit der Lebenshilfe am regionalen Sozial-Netzwerk und steht als Garant für Kontinuität.

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