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Interview: „Es geht nur über das Kollektiv“

Interview

„Es geht nur über das Kollektiv“

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    Ein guter Trainer ist nie zufrieden: Mario Matic, seit Herbst 2010 Headcoach der Giants TSV Nördlingen, lautstark an der Seitenlinie.
    Ein guter Trainer ist nie zufrieden: Mario Matic, seit Herbst 2010 Headcoach der Giants TSV Nördlingen, lautstark an der Seitenlinie. Foto: Jochen Aumann

    In diesem Monat beginnt die Phase, auf die sich jeder Zuschauer und Basketballer besonders freut: direkte Duelle um Auf- und Abstieg. Mit Abstiegsspielen haben die Giants vor zwei Jahren eine negative Erfahrung gemacht, dieses Jahr stehen sie als Aufsteiger überraschend in den Playoffs. Wer in der ersten Runde wartet, steht nach dem letzten Heimspiel gegen die Dresden Titans am Samstagabend fest. Möglich ist unter anderem ein Duell, das an die BBL-Zeit erinnert, und zwar gegen die Artland Dragons Quakenbrück. Im Interview mit den RN spricht Giants-Trainer Mario Matic über sein „magisches Dreieck“, die mannschaftliche Geschlossenheit und das Selbstbewusstsein, mit dem sein Team knappe Duelle für sich entschieden hat.

    Herr Matic, am Samstag findet das letzte Spiel der regulären Saison statt, zum Abschluss kommen die Dresden Titans nach Nördlingen. Als Aufsteiger mit dem kleinsten Etat in die Playoffs – für Sie und das Team steht bereits jetzt fest, dass die Saison als großer Erfolg eingeordnet werden kann oder?

    Unsere ganze Mannschaft hat sich ein großes Lob verdient. Damit meine ich nicht nur meine Spieler, sondern auch die Mannschaft, die hinter uns steht. In allererster Linie das ehrenamtliche Management bei uns, die vielen Leute im Hintergrund. Ohne dieses Team wäre Profi-Basketball in Nördlingen definitiv nicht möglich.

    Vor der Saison sahen viele Experten die Giants als Mannschaft, die gegen den Abstieg spielen wird. Wie haben es die Spieler geschafft, die Skeptiker eines Besseren zu belehren?

    Ganz einfach: Die Spieler stehen auf dem Feld und gewinnen die Spiele. Wir hatten ein extrem glückliches Händchen bei den Neuverpflichtungen und haben hier einige Volltreffer gelandet. Neben dem magischen Dreieck um Jordan Talbert, Janek Schmidkunz und Brandon Lockhart hatten alle Spieler großen Anteil an der sensationellen Runde. Bei Leo Vrkas und Jan Petrovcic wussten wir, wie wertvoll sie für die Giants sind, weil wir ihre Qualitäten schon aus der Vergangenheit kannten. Chris Reinhardt erlebt bei uns seinen zweiten Frühling und die Entwicklung von Moritz Trieb ist einfach nur noch genial. Nicht zu vergessen sind neben Kwame Duku auch die Nachwuchsleute Steinmeyer, Knie und Seeberger. Sie fordern die Stammspieler täglich in der Halle und haben viel dazugelernt. Sie ermöglichen uns, unter guten Bedingungen im Training zu arbeiten.

    Sie sprechen den Teamgeist an...

    Ja, denn um im Mannschaftssport erfolgreich zu sein, sind Teamleistung und großer Zusammenhalt notwendig. Und wir sind wirklich ein Team in dieser Saison. Einen Spieler, der diese Spielzeit leider verletzt war, will ich hier nicht vergessen. Fabian Brütting ist weiterhin Nördlingens wichtigster Spieler für die Zukunft. Ich bin überzeugt, dass er kommende Saison wieder topfit sein wird und zu den stärksten Spielern der ProB zählen wird.

    Aber ist es nicht auch wichtig, Spieler zu haben, die herausstechen? Janek Schmidkunz und Jordan Talbert etwa sind mit ihren Statistiken unter den besten zehn Spielern in der ProB.

    Die persönlichen Auszeichnungen der beiden Jungs sind ein Erfolg unseres ganzen Programms. Ohne das gesamte Team hätten Jordan und Janek nicht so eine bärenstarke Saison gespielt. Zu Jordan muss ich sagen, dass er menschlich und sportlich der beste Amerikaner in all den Jahren ist, seitdem ich hier Trainer bin. Über die Qualitäten von Janek Schmidkunz muss man auch nur wenige Worte verlieren. Er ist nicht ohne Grund einer der besten Scorer der ProB. Für mich war er keine Überraschung, denn er war mein absoluter Wunschspieler. Ich wusste, was er kann und dass er perfekt in unser Offensivsystem passt.

    Die Giants haben zuletzt viele knappe Spiele entscheiden können, wenngleich es wie etwa gegen Leipzig vielleicht auch unnötig spannend war. Treibt diese mentale Stärke die Mannschaft zusätzlich an?

    In 20 Jahren Basketball habe ich viel gesehen und viel erlebt. Wenn es einmal läuft und das Selbstvertrauen da ist, gewinnst du diese knappen Dinger eben. Ob wir all diese Spiele gewonnen hätten, wenn wir um einen Playoffplatz gezittert hätten, ist eher unwahrscheinlich.

    Neben der BG Karlsruhe stellen die Giants in dieser Saison die beste Defensive der ProB Süd. Im Basketball gibt es die oft zitierte Weisheit: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften.

    Ohne unsere starke Abwehrarbeit würden wir in der Tabelle nicht so weit oben stehen. Die Mannschaft weiß, dass wir individuell über keine Spieler verfügen, die das Spiel in der Offensive gewinnen können. Es geht nur über das Kollektiv. Über eine kompakte Defensive haben wir viele Ballgewinne und somit einfache Punkte im Schnellangriff erzielen können.

    Sie haben die Entwicklung von Moritz Trieb, der in diesem Jahr Abitur macht, als „genial“ bezeichnet. Mit über 20 Minuten im Schnitt bekommt er mehr Spielzeit als jeder andere Spieler in seinem Alter. Sind Sie enttäuscht, dass er nicht mit der U18-Nationalmannschaft zu internationalen Turnieren reisen darf?

    Nein, denn die Tatsache, dass Moritz nicht in den Zwölf-Mann-Kader gerutscht ist, zeigt, wie stark die deutsche U18-Nationalmannschaft ist. In einem etwas schwächeren Jahrgang wäre Moritz definitiv im Kader gewesen, da bin ich mir ganz sicher.

    Am 19. März gehen die Playoffs los, die Giants haben Heimrecht in der ersten Runde...

    Ich denke immer von Spiel zu Spiel und am Samstag geht es gegen die Dresden Titans, die seit Wochen einen tollen Basketball spielen. Ich bereite die Mannschaft bestmöglich auf dieses Spiel vor. Erst nach dem Spielende befassen wir uns mit den Playoffs, denn dann wissen wir auch, gegen wen wir spielen.

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