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Interview: Wird aus den Giants wieder der TSV?

Interview

Wird aus den Giants wieder der TSV?

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    Die Giants-Chefs Timm Metzler (links) und Werner Schlientz mit dem Maskottchen „Henry“.
    Die Giants-Chefs Timm Metzler (links) und Werner Schlientz mit dem Maskottchen „Henry“. Foto: Jochen Aumann

    Herr Metzler und Herr Schlientz, die Giants haben gerade eine Woche Pause, bevor es in die sechs Spiele der Abstiegsrunde geht. Wie ist die Stimmung im Team?

    Die Stimmung ist wirklich gut. Die Spieler und auch der Trainer sind hoch motiviert und geben im Training und im Spiel immer ihr Bestes, genauso wie es die Zuschauer bei den letzten Heimspielen auch sehen konnten.

    Bei vier Siegen Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz muss praktisch alles für die Giants laufen, wenn der Abstieg noch vermieden werden soll. Glauben Sie persönlich noch dran?

    Die Hoffnung stirbt zu- letzt. Aber realistisch gesehen ist die Chance schon als gering einzuschätzen.

    Die Mannschaft hat in vielen Spielen bewiesen, dass sie auch mit den Top-Teams der ProB mithalten kann, unter anderem sogar in Karlsruhe und daheim gegen Bayern München II nach einer begeisternden Aufholjagd gewonnen. Warum hat es nicht zu einer konstanten Leistung über die gesamte Saison hinweg gereicht?

    Wir haben eine sehr junge, unerfahrene Mannschaft mit vielen Eigengewächsen, die zuvor nicht höher als Bayernliga gespielt haben. Auch unsere „Externen“ sind sehr jung und wollten sich mit viel Spielzeit auf der Bühne ProB zeigen. Ich denke, mit dem Ausfall von Fabian Brütting in der kompletten Hinrunde fehlte die eingeplante Konstante. Man sieht ja seit Januar eine deutliche Leistungssteigerung. Das Spiel ist kontrollierter und auch die knappen Spiele gingen mal für uns aus. Die Routine bei allen kam im Laufe der Saison. Gehofft hatten wir, dass dies alles früher käme. Außerdem ist festzustellen, dass die Qualität der Mannschaften in der ProB weiter gestiegen ist. Mit den Bayern und PSK Karlsruhe aus der Regionalliga und Rhöndorf und Leverkusen als Absteiger aus der ProA sind vier ordentliche Pfunde dazugekommen. Alle Farmteams haben es am Ende durch den Einsatz ihrer Erstliga erfahrenden Spieler in die Playoffs geschafft.

    Realistisch betrachtet muss man mit dem Abstieg in die Regionalliga Südost rechnen, und das Management hat doch sicher bereits einen Plan B, was in diesem Fall alles passieren muss …

    Das ist richtig. Der Umfang der Leistung, die vom Management in der Regionalliga zu erbringen ist, wird natürlich geringer als in der Bundesliga sein. Da die Giants TSV 1861 Nördlingen in den letzten Jahren bereits mehrmals Meister in der Regionalliga waren und auch dort eine große Fangemeinde hatten und hoffentlich auch in Zukunft haben werden, ist genügend Erfahrung vorhanden.

    Die in ProA und ProB Nord und Süd aufgeteilte zweite Bundesliga hat in den vergangenen Jahren unter dem Stichwort „Professionalisierung“ einige Regelungen beschlossen, die von einem kleinen Verein wie den Giants TSV Nördlingen nur schwer zu erfüllen sind. Entsprechend haben Sie sich gegen solche Beschlüsse, unter anderem die Einstellung von mehr hauptamtlichem Personal, auch gewehrt. Ist es nicht vielleicht sogar besser, wenn die Giants in der Regionalliga unter „normalen“ Bedingungen antreten können?

    Im Moment gibt es beim TSV und in der ausgegliederten ersten Herrenmannschaft, den Giants, nur zwei hauptamtliche Mitarbeiter, das sind die Trainer. Alles andere wird mit ehrenamtlichen Managern, Vorständen und Mitarbeitern geführt. In den nächsten Jahren, so die Beschlüsse der 2. Bundesliga, sind zur Lizenzerfüllung neben vielen anderen Auflagen und Bedingungen verpflichtend hauptamtliche Vollzeit-Mitarbeiter im Management nachzuweisen. Aus finanziellen Gründen ist das in Nördlingen in Zukunft nur schwer darstellbar. Jeder kann sich ja ausrechnen, was ein hauptamtlicher Mitarbeiter zusätzlich an Kosten verursachen wird. Insofern ist Ihre Frage mit Ja zu beantworten.

    Ist es im Falle des Abstiegs auch denkbar, dass die Giants-AG aufgelöst oder stillgelegt wird und die Regionalliga-Mannschaft wieder unter dem Dach des TSV 1861 Nördlingen startet?

    Die Lizenz für die erste Herrenmannschaft liegt nach wie vor beim TSV Nördlingen, eine Rückführung in den TSV erscheint in Zukunft durchaus denkbar.

    Auch in der Regionalliga Südost sind mittlerweile einige Vereine mit einem beachtlichen finanziellen Hintergrund vertreten. Ein Wiederaufstieg wäre gegen solch starke Konkurrenz gar nicht so einfach …

    Das ist richtig. Auch in der Regionalliga benötigt man semiprofessionelle Spieler, um bestehen zu können. Aber wir haben oft gezeigt, und andere Vereine zeigen es auch, dass mit Harmonie, Zusammenhalt, Kampfgeist und einem glücklichen Händchen ein funktionierendes Team sehr gut bestehen kann.

    Mit welchem Personal planen Sie für die Zukunft? Wird es große Einschnitte geben oder gibt es Akteure, die auf jeden Fall in Nördlingen bleiben werden, egal in welcher Liga? Und was ist mit dem Trainer?

    Viele Spieler, die in den letzten Jahren zu uns kamen, haben unseren Verein als Sprungbrett gesehen, um sich als Basketballprofi zu situieren. Wir bekommen Talente und geben ihnen Spielzeit. Dadurch ist die Verweildauer der Spieler meist nur eine Saison gewesen, auch weil wir die durchaus berechtigten, gestiegenen finanziellen Wünsche nicht erfüllen konnten. Auch junge Talente, die aus der Jugendarbeit des TSV Nördlingen in die Zweitbundesliga-Mannschaft gekommen sind, konnten nicht gehalten werden und spielen inzwischen bei Erstligavereinen. Finanziell und strukturell kann Nördlingen da leider nicht mithalten. Das Karussell dreht sich somit in jeder Saison von Neuem. Wer bleibt und wer geht, ist somit völlig offen. Das gilt auch für unseren Trainer.

    Herr Metzler, zuletzt war zu hören, dass es auch im Management Veränderungen geben wird. Sie selber sollen Ihren Rücktritt für das Ende der Saison bereits angekündigt haben. Können Sie das bestätigen und gibt es in diesem Fall Gespräche über die Nachfolge?

    Interessant, dass Sie da schon etwas gehört haben. Mein Vorstandskollege Werner Schlientz ist als Vorstand der Aktiengesellschaft Giants Nördlingen Basketball AG seit zehn Jahren in diesem Ehrenamt tätig und in einem Alter (69), in dem es mehr als nur berechtigt ist, die Verantwortung in jüngere Hände zu übergeben. Ich selbst sehe mich in meinem Beruf immer mehr neuen Herausforderungen und Tätigkeitsbereichen verpflichtet, die meine ganze Kraft kosten und auch meine persönliche Lebensplanung erfordert mehr Zeit für andere. Auf Dauer ist der ehrenamtliche Job als Bundesliga-Manager und Vorstand einer Basketballmannschaft, den ich komplett in meiner Freizeit stemme, nicht mehr zu leisten. Es wird deshalb zum Ende der Saison zu Veränderungen kommen.

    Echte Basketballfans werden den Giants sicher die Daumen drücken, so lange der Klassenerhalt rechnerisch noch möglich ist. Was erhoffen sie sich vom Auftaktspiel der Abstiegsrunde am kommenden Sonntag gegen die Uni-Riesen Leipzig, für die es ähnlich schwer werden wird wie für die Giants?

    Wir gehen mit voller Motivation in die Playdown-Spiele und ich weiß, das unsere Jungs alles geben werden, um hochklassigen Basketball zu spielen. Dass wir realistische Siegchancen gegen alle Gegner haben, war bereits in der Hauptrunde zu sehen. Interview: Robert Milde

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